Stefan Raabs "Unser Star für Oslo" Die Zukunft des Grand Prix ist weiblich

  • von Ingo Scheel
Die Wetten auf die Finalteilnehmer waren schon platziert. Doch just als sich bei Stefan Raabs Suche nach unserem Star für Oslo Routine einzustellen schien, schied völlig überraschend ein sicher geglaubter Finalist aus. Auch das gute alte Glätteisen half nichts: Dursti ist draußen.

Abgestimmt wurde im Halbfinale von "Unser Star für Oslo" am Dienstagabend gleich zweimal. Nachdem die letzten Vier je ein Lied gesungen hatten, wurde ein Kandidat verabschiedet, die verbliebenen Drei sangen einen weiteren Song, an den sich ein erneutes Telefon-Voting mit dem Ziel anschloss, einen weiteren Kandidaten hinauszukicken. Neben Jury-Präsident Stefan Raab saßen Jan Delay und Barbara Schöneberger in den Jurorensesseln, und nachdem zuletzt die ARD die Sendung ausgestrahlt hatte, war diesmal wieder ProSieben an der Reihe. Nicht zuletzt Barbara Schöneberger war froh ob dieses Wechsels, konnte sie doch mit Blick auf ihren eigenen Umstand - die Moderatorin und Sängerin ist hochschwanger - den Werbeblock als Pippipause nutzen. Derart entspannt bewies die Entertainerin, ebenso wie der - ohne Blasenprobleme, dafür mit keckem Hütchen und gewohnt gut sitzendem Anzug angetretene - Jan Delay, dass man in einer Jury sitzen kann, ohne gänzlich in Worthülsen zu verfallen oder sich in Egotrips und Monologen zu verlieren. Und das Dargebotene gab denn auch ausreichend Anlass für sämtliche Einschätzungen zwischen "derbe" und "krass", "super" und "sensationell", "geil" und "großartig".

So überstand Lena Meyer-Landrut wie erwartet beide Entscheidungen. Zunächst punktete sie mit einer erneut beinahe konventionell vorgetragenen Ballade ("Mr. Curiosity" von Jason Mraz), in der zweiten Runde gab sie dann mit The Cures "Love Cats" dem lieb gewonnenen Affen noch einmal richtig Zucker und erreichte so das Finale am Freitag.

Kerstin und "Dursti" letztlich zu farblos

Von solchen Ausbrüchen weit entfernt war, kaum überraschend, Kerstin Freking. Ihre Version von Alanis Morissettes "Hand Clean" blieb zu farblos, um den Traum von Oslo weiter träumen zu können. Ganz anders Jennifer Braun. Sie zeigte, dass sie nicht nur "Stadtfest in Müggelfingen" drauf hat, sondern auch "British Indie-Disco in Camden". An Gossips "Heavy Cross" trug sie alles andere als schwer, vielmehr setzte sie ein schweißtreibendes Glanzlicht und gab so zunächst Kerstin Freking das Nachsehen. Und auch die zweite Runde des Abends meisterte sie mit Christina Aguileras "Hurt" zumindest so überzeugend, dass sie den in Foren und Online-Votings schon sicher geglaubten Finalisten Christian Durstewitz hinter sich lassen konnte.

Hatte "Dursti" in den Sendungen zuvor noch zerzaust und souverän performt, schien es diesmal, als hätte ihm das Glätteisen seiner Schwester nicht nur die Wellen aus den Haaren, sondern auch ein Stück Souveränität aus der engen Jeansbuxe gepresst. In der ersten Runde des gestrigen Abends brachte ihn eine gute Version von Jason Mraz' "I'm Yours" unter die letzten drei, Charlie Winstons "In Your Hands" war danach wohl doch zu unbekannt, zu fahrig dargeboten, als dass Dursti - leichenblass auf der Couch dem Urteil entgegen harrend - sich damit ins Finale hätte retten können.

Lena sollte sich nicht zu sicher sein

Dort kämpfen am Freitag nun die von Beginn an favorisierte Lena Meyer-Landrut und - durchaus überraschend - Jennifer Braun um das Ticket zum "Eurovision Song Contest" in Oslo. Und nachdem man erleben konnte, wie the Ditto in Miss Braun plötzlich Dampf machte, ist vielleicht auch am Freitag eine weitere Überraschung drin. Den Namen auf dem Blankoticket nach Oslo sollte man bei ARD und ProSieben jedenfalls immer noch nicht eintragen. Sicher ist dagegen, dass Christian seinem Spitznamen am Tage nach der Niederlage Ehre machen wird. Auf Raabs Frage in der anschließenden "TV Total"-Sendung, was er denn zu tun gedenke, kam Durstis Antwort prompt: "Saufen. Auspennen und Saufen!"

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