Seattle Symphony Orchestra Geiger reißt mitten im Solo eine Saite – er reagiert meisterhaft

Ray Chen
Geiger Ray Chen mit seiner Stradivari
© John Mac
Geiger Ray Chen hatte im Violinkonzert von Tschaikowsky seinen großen Auftritt. Doch ausgerechnet da riss ihm eine Saite am Instrument. Der Musiker blieb cool – und brachte das Publikum sogar zum Lachen.

Es ist der Traum vieler Geigenspieler: ein Violinensolo auf der ganz großen Bühne. Der große Albtraum ist aber durchaus artverwandt: Wenn ausgerechnet dann eine Saite am Instrument reißt, ist der spektakuläre Auftritt ruiniert. Theoretisch kann das immer passieren, es gibt nur kaum einen schlechteren Zeitpunkt dafür als während eines wichtigen Solos. Andererseits zeigt sich in eben solchen unerwarteten Situationen die Klasse eines Musikers.

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Was für ein Meistergeiger er ist, hat Ray Chen schon oft bewiesen – der 32-Jährige gilt als einer der besten Violinisten seiner Zeit. Bereits im Alter von acht Jahren trat er bei der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Nagano 1998 auf. Doch bei einem Auftritt mit dem Seattle Sympony Orchestra musste er auf besondere Art sein Können zeigen. Im Violinkonzert der russischen Komponisten Pjotr Tschaikowski spielte Chen das Solo – und ausgerechnet dort gab eine Saite seiner Stradivari den Geist auf.

Orchester rettet die Situation mit Teamwork

Auf Videoaufnahmen des Konzerts ist ein leiser, aber deutlich vernehmbarer Knall zu hören. Einen kurzen Moment lang schaut Chen leicht ratlos zum Dirigenten, die Melodie gerät kurz aus der Harmonie, doch schnell beginnt der australisch-taiwanische Musiker zu improvisieren.

Der Rest ist Teamwork: Während einer kurzen Pause in seinem Solo tauscht er die Instrumente mit einem anderen Mitglied des Orchesters und spielt beim nächsten Einsatz wie gewohnt weiter. Währenddessen wird im Hintergrund in Windeseile die gerissene E-Seite ersetzt, Chen bekommt seine reparierte Geige wieder nach vorne gereicht. Das sorgt im Publikum sogar für kurzen Applaus während des Stücks – in der klassischen Musik eigentlich völlig verpönt.

Eine Patientin spielt Geige, während Chirurgen einen Tumor aus ihrem Gehirn entfernen.
Eine Patientin spielt Geige, während Chirurgen einen Tumor aus ihrem Gehirn entfernen.
© stern.de
Frau spielt während ihrer eigenen Hirn-OP Geige

Ray Chen nimmt das Missgeschick mit Humor

Aber auch Chen beherrscht das Spiel mit dem Publikum: Als er kurz die wieder in Stand gesetzte Saite seines Instruments anzupft, wirft er erst einen anerkennenden Blick Richtung Geige und dann zu seinen Orchesterkolleg:innen. Die Zuhörer:innen reagieren mit Gelächter. 

Auch im Nachhinein nahm der Geiger das kleine Missgeschick mit Humor. "Ich schlage vor, dass man in Zukunft 'eine Saite reißen' als Ersatz für 'sich ein Bein brechen' verwenden sollte", schrieb er auf Twitter. Die E-Saite, die auch bei Chen der Schwachpunkt war, ist besonders anfällig, weil sie die dünnste Saite ist und am stärksten unter Spannung steht. Deshalb hat Chen immer eine Ersatzsaite dabei.

epp

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