Einer verstimmten Orgel im österreichischen Oberndorf bei Salzburg ist die schlichte Schönheit des weltberühmten Weihnachtsliedes »Stille Nacht, Heilige Nacht« zu verdanken. Der Lehrer und Organist Franz Xaver Gruber (1787-1863) wollte das Lied ursprünglich an seiner Orgel in der Nikolauskirche komponieren. Doch sie war so verstimmt, dass Gruber den Text von Pfarrer Joseph Mohr (1792-1848) für zwei Solostimmen und Chor mit Gitarrenbegleitung vertonte.
Tiroler brachten das Lied nach Amerika
Das wohl bekannteste Weihnachtslied erklang erstmals 1818 in der Christmette in Oberndorf. Mohr sang den Tenor und begleitete sich selbst mit der Gitarre, Komponist Gruber übernahm die Basspartie. Einige Jahre später wurde die Orgel der Nikolauskirche erneuert und Orgelbauer Carl Mauracher brachte das Lied nach Tirol. Eine Sängergruppe importierte dann »Stille Nacht« 1831 nach Leipzig und sorgte für seine Verbreitung in Deutschland. Tiroler Musiker schließlich schafften mit dem Lied den Durchbruch in Amerika und vollendeten damit den weltweiten Siegeszug.
Erst mehr als 100 Jahre später kam ein Konkurrent auf den Markt: Im Jahr 1941 eroberte sich das von Irving Berlin komponierte »White Christmas« von England aus die Herzen der internationalen Festgemeinde. Bing Crosby presste es 1942 auf Schallplatte und machte es damit zum Hit. Die Single soll über 30 Millionen Mal verkauft worden sein. Inzwischen haben auch andere Interpreten das Lied entdeckt. Das Buch der Rekorde schätzt, dass Platten mit »White Christmas« inzwischen über 200 Millionen mal über den Ladentisch gegangen sind.
Luther übernimmt von weltlichem Lied
Nach diesen Spitzenreitern folgt mit großem Abstand Martin Luthers (1483-1546) »Vom Himmel hoch da komm ich her«. Der Reformator hatte die Melodie dazu von einem weltlichen Liebeslied übernommen, das weit verbreitet war. Die Position des weihnachtlichen »Longsellers« hält »In dulci jubilo« aus dem 13. Jahrhundert. Es war eines der ersten Weihnachtslieder, die von den Gläubigen in den Kirchen deutsch mitgesungen wurden. Der Priester trug den lateinischen Text vor, die Gemeinde antwortete: »Nun singet und seid froh«.
In der Abteilung »Krippenspiele« hält »Ihr Kinderlein kommet« den Spitzenplatz. Für die bayerisch-schwäbische Komposition schrieb Christoph v. Schmid (1768-1854) den Text, die Melodie stammt von Johann Abraham Peter Schulz (1747-1800). In diese Kategorie gehört auch »Josef, lieber Josef mein« aus dem 14. Jahrhundert.
Von den Leiden des Religionskrieges
Das wohl dramatischste Weihnachtslied stammt aus dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648): »O Heiland reiß die Himmel auf«. Der Text und die expressive Tonführung spiegelt die unsäglichen Leiden dieses Krieges wider und gipfelt in der Bitte: »O komm, ach komm vom höchsten Saal, komm, tröst uns hier im Jammertal«.
Auch »Jingle Bells« dabei
Ebenfalls in den vorderen Rängen der Weihnachtshitparade ist »O du Fröhliche« zu finden. Dessen Melodie basiert auf einer sizilianischen Weise. Für das bekannte »O Tannenbaum« standen studentische Vereinslieder Pate. Aus dem englischen Sprachraum hat neben »White Christmas« noch das amerikanische »Jingle Bells« den Sprung nach vorne geschafft.