"Die Sache ist unappetitlich." Ein mafiöser Pornoring treibt im Berlin der 1920er Jahre sein Unwesen: Das ist der Plot der Erfolgsserie "Babylon Berlin". Im Mittelpunkt steht Kommissar Gereon Rath (Volker Bruch), der von Köln nach Berlin versetzt wird, um die Ermittlungen aufzunehmen. In der ersten Folge, die am Sonntagabend in der ARD ausgestrahlt wurde, bekamen die Zuschauer einen Hinweis darauf, warum ausgerechnet ein Kölner Kommissar ins sündige Berlin kommt: Der Kölner Oberbürgermeister wird mit pikanten Sex-Fotos erpresst. Der Name des damaligen OB: Konrad Adenauer.
Ein Foto soll Adenauer mit herunter gelassener Hose und zwei Prostituierten zeigen. Eine davon hält eine Peitsche in der Hand. Auch einen heimlich gedrehten Sexfilm soll es geben. So zumindest die Geschichte in "Babylon Berlin". Doch haben sich die Autoren die Story nur ausgedacht oder gab es die Sex-Erpressung mit dem späteren Bundeskanzler und frommen Katholiken Adenauer wirklich?

Konrad Adenaur war 1929 Oberbürgermeister von Köln
Fakt ist, dass Adenauer 1929 - das Jahr, in dem "Babylon Berlin" spielt - tatsächlich Oberbürgermeister von Köln war. Von 1917 bis 1933 regierte er die Geschicke der Stadt, war sogar mehrfach als Kandidat für das Amt des Reichskanzlers im Gespräch, ehe er 1933 von den Nationalsozialisten abgesetzt wurde.
Doch die Geschichte um angebliche Sexfotos Adenauers ist reine Fiktion. Die Regisseure und Drehbuchautoren Tom Tykwer, Achim von Borries und Henk Handloegten nutzen den prominenten Namen geschickt, um die Serie so echt wie möglich aussehen zu lassen. Damit gehen sie auch über die Romanvorlage von Volker Kutscher ("Der nasse Fisch") hinaus. Darin findet sich kein Puff besuchender Adenauer.
Darf eine fiktive Serie wie "Babylon Berlin" Personen der Zeitgeschichte benutzen?
Ja, dies ist Teil der Kunstfreiheit in Deutschland. Viele Serien – wie zum Beispiel "Rome" oder "The Crown" - verwenden diesen Trick, um ihre Handlung noch spannender zu machen. Voraussetzung: Die Macher dürfen nicht behaupten, die Realität darzustellen. Deshalb finden sich im Vor- oder Abspann vieler Serien Disclaimer wie: "Diese Geschichte ist frei erfunden … ."
Schöne Frauen, fiese Gauner, wilde Partys - darum geht es in "Babylon Berlin"
