"Cancel Netflix" Vorwürfe gegen Netflix – Film "Cuties" soll Kinder sexualisiert darstellen

"Cuties" auf Netflix
"Cuties" auf Netflix
© Netflix
Nach der Veröffentlichung des französisches Coming-of-Age-Films "Cuties" trendete der Hashtag "Cancel Netflix". Der Grund: Viele Zuschauer werfen dem Streifen Sexualisierung Minderjähriger vor.

Dem Film wird genau das vorgeworfen, was er selbst thematisiert: die Sexualisierung junger Mädchen in der Gesellschaft. Seit "Cuties" ("Mignonnes"), der französische Coming-of-Age-Film von Regisseurin Maïmouna Doucouré, bei Netflix veröffentlicht wurde, wird die Plattform im Netz scharf kritisiert.

"Cuties": Darum geht es in dem umstrittenen Film

"Cuties" erzählt die Geschichte eines elfjährigen senegalesischen Mädchens, das in Paris lebt. Um gegen seine konservativen Eltern zu rebellieren, macht es bei einer Tanzgruppe mit anderen jungen Mädchen mit. Die Kritikerin Monica Castillo schreibt auf der Filmplattform "Roger Ebert", der Streifen nutze "unbequeme Bilder, die ein ernsthaftes Gespräch über die Sexualisierung von Mädchen provozieren sollen".

Regisseurin Doucouré erklärte selbst dem "Time"-Magazin, sie wolle darauf aufmerksam machen, dass Kinder Kinder sein sollen und dass ihnen ihre Unschuld oft zu früh genommen wird. Bei den diesjährigen Sundance Awards gewann "Cuties" in der Kategorie "World Cinema Directing Award" und wurde von der Kritik gelobt. 

Empörung nach Veröffentlichung bei Netflix

Doch bereits vor dem Netflix-Release sorgte der Film bei Zuschauern für Entsetzen. Grund war im August das Filmplakat, das die Streamingplattform im Zuge der Promotion veröffentlicht hatte und das junge Mädchen in knappen Tanz-Outfits zeigt. Der Vorwurf war da schon, der Film würde selbst Sexualisierung Minderjähriger betreiben. Doucouré zeigte sich damals erschrocken, verriet, sie habe das Poster selbst vorher nicht gesehen. Die Regisseurin erhielt offenbar sogar Morddrohungen. Netflix entschuldigte sich umgehend und entfernte die Promotionbilder.

Nun ist der Film auf der Plattform erschienen – und die Kritik ist noch immer vernichtend. Besonders auf Twitter sorgte der Release für einen Shitstorm. Unter den Kritikern war auch Jeffrey Epsteins Opfer Virginia Roberts Giuffre. "Wir normalisieren die Sexualität in unserer Jugend, indem wir ein solches Format überhaupt laufen lassen. Der Tanzlehrer, der Fotograf, der Kameramann und das Netzwerk sollten alle bestraft werden, und diese Mädchen sollten die psychologische Hilfe bekommen, die sie brauchen, um zu wissen, dass das nicht in Ordnung ist", schrieb sie auf dem Kurznachrichtendienst. Unterstützung bekam Roberts Giuffre unter anderem von Schauspielerin Evan Rachel Wood, die die Darstellung junger Mädchen ebenfalls vehement kritisierte.

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Unterstützung von Verschwörungstheoretikern

Doch unter die kritischen Stimmen mischen sich auch einige Verschwörungstheoretiker und Rechte. Verfechter der QAnon-Theorie nutzten die weltweite Empörung und verbreiteten darüber ihre eigenen Ansichten. So wurde die Aufmerksamkeit letztlich weg vom Film gelenkt und zu einer größeren Kampagne gegen den als liberal geltenden Streamingdienst. 

Netflix selbst hat sich mit einem Statement zu Wort gemeldet. Dem Blatt "The Verge" teilte ein Sprecher mit: "'Cuties' ist ein sozialer Kommentar gegen die Sexualisierung von Kleinkindern. Es ist ein preisgekrönter Film und eine aussagekräftige Geschichte über den Druck, dem junge Mädchen in den sozialen Medien und von der Gesellschaft im Allgemeinen beim Heranwachsen ausgesetzt sind – und wir würden jeden, dem diese wichtigen Themen am Herzen liegen, ermutigen, sich den Film anzusehen."

Verwendete Quellen: "The Verge" / "Roger Ebert" / "Time"

ls

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