Dokuserie bei Netflix "Der Yorkshire Ripper": Warum es Ermittlern jahrelang nicht gelang, den Frauenmörder zu fangen

"The Ripper" auf Netflix
Gut fünf Jahre lang mordete der Yorkshire Ripper, ohne gefasst zu werden
© Netflix
Die Dokuserie "The Yorkshire Ripper" bei Netflix beleuchtet den berüchtigten Fall von Serienmörder Peter Sutcliffe – und deckt gesellschaftliche Ungleichheiten auf.

Spoiler-Alert: Wer noch nichts über den Yorkshire Ripper weiß und die Dokuserie lieber ohne Vorwissen gucken möchte, sollte jetzt nicht weiterlesen.

Fans von Serienkiller-Dokus können sich freuen. Es gibt neues Material zum Bingen: Bei Netflix ist ab jetzt die Dokuserie "Der Yorkshire Ripper" abrufbar. Sie behandelt in vier Folgen den Fall des berüchtigten Yorkshire Rippers, der Ende der Siebzigerjahre über zehn Frauen auf bestialische Art und Weise ermordete und die Leichen der Frauen zerstückelte. 

"Der Yorkshire Ripper" bei Netflix: Darum geht es

Gleich die erste Episode der Netflix-Doku hat eine große Auffälligkeit: Frauen kommen nur dann vor, wenn sie ermordet werden. Interviewt werden vor allem die damals zuständigen Polizisten, Forensiker und Journalisten. Es ist eine große Herren-Show, die da stattfindet und als Zuschauer wird einem nicht ganz klar, ob die Produzenten der Doku bewusst so vorgegangen sind. Doch es ist gut möglich, denn genau die Tatsache, dass damals nur Männer am Werk waren, hinderte die Ermittler jahrelang, dem Serienkiller auf die Spur zu kommen. 

Denn das Narrativ um die weiblichen Opfer war geprägt vom Hierarchiedenken und vor allem Sexismus. Im armen Yorkshire wählte der Killer Peter Sutcliffe vornehmlich Prostituierte, so zumindest die schnelle Annahme der damals zuständigen Polizei. Die Frauen wurden in der Presse als schlechte Mütter bezeichnet, die ihre Kinder alleine lassen, sie würden sich mit fremden Männern vergnügen und abends um die Häuser ziehen. Sexistisches Victim-Shaming par excellence, natürlich geprägt von einer Zeit, in der die Gesellschaft hinsichtlich dieser Themen noch nicht so sensibilisiert war, wie sie es heute ist. 

Frauen werden getötet und interviewt werden nur Männer

Wer mit dieser Seite des Falls (noch) nicht vertraut ist, dem mag die männlich besetzte Doku komisch vorkommen. Es werden Frauen getötet und nicht eine Frau kommt mal zu Wort? Doch Netflix veranschaulicht damit geschickt die Crux des Falls um den Ripper. Denn erst später in der Serie thematisieren die Macher das große Problem der Ermittler.

Ronald Joseph Dominique (r.) und die Bilder seiner Opfer
Der "Bayou Strangler" Ronald Joseph Dominique (r.) und die Bilder seiner Opfer
© Terrebonne Parrish Sheriff's Office
Der unscheinbare Serienmörder, der 23 Männer vergewaltigte und tötete – und den keiner kennt

Viel zu früh erklärten die nämlich der Gesellschaft, der Mörder töte hautsächlich Prostituierte und zeichneten somit ein Bild des "nicht unschuldigen" Opfers. Außerdem nahmen sie andere Frauen, die in den Jahren zuvor auf ähnliche Weise angegriffen wurden, nicht ernst. Wären diese Frauen angehört worden, hätte der Killer womöglich gefasst werden können, bevor er mehr als zehn weitere töten konnte.

Und so wird der Fall des Yorkshire Rippers geradezu beispielhaft dafür, was eine zu einseitige Denkweise und Besetzung in Ermittlerteams auslösen kann. Am Ende bleibt nur Fassungslosigkeit und die traurige Einsicht: Viele der Opfer hätten nicht sterben müssen.

ls

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