Es gibt da diesen einen Satz, den jeder Single schon dutzendmal gehört hat. Er lautet: "Verkrampf’ dich nicht!" Statt sich allzu ehrgeizig hinter das Projekt Partnerfindung zu klemmen, solle man lieber "alles auf sich zukommen lassen" und vor allem: entspannt bleiben. Also nicht täglich auf die Pirsch gehen mit (zu) hohen Erwartungen, sondern sich des Solo-Lebens freuen und den Tag pflücken mit allem, was er zu bieten hat. Irgendwann, wenn man gerade gar nicht daran denkt, passiert es dann ...
Was das alles mit dem Finale von "Let’s Dance" zu tun hat? Interessanterweise gar nicht mal so wenig, denn die zwölfte Live-Show wartete mit einer überraschenden Wendung auf: Zirkusartist und "Ninja Warrior"-Sieger René Casselly, bisher der Fleisch gewordene Ehrgeiz mit Sixpack und oft allzu forschem "Ich will es allen beweisen"-Drang, zeigte sich auf einmal in einer ungekannten Rolle: als Genießer. "Ich bin so entspannt wie noch nie, ich habe alles erreicht, jetzt zählt nur noch, jede Sekunde zu genießen", verkündet er und dribbelte mit Profipartnerin Kathrin Menzinger so locker und fedrig übers Parkett, wie es sich die Jury, allen voran Joachim Llambi, seit drei Monaten gewünscht hatte. Na, so was!
"Let's Dance": Llambi nach Cassellys Auftritt sprachlos
Ob Cha-Cha-Cha oder Tango – Casselly hatte nicht nur die Schritte drauf, er hatte augenscheinlich Spaß. "Du warst ganz locker", wunderte sich Jorge González, Motsi Mabuse freute sich über "schöne Leg-Action" und Joachim Llambi zückte die Kelle mit der Höchstpunktzahl. Und während Casselly überraschend alles laufen ließ, hakte es bei Janin Ullmann genau an dieser Stelle. Dabei galt sie als Favoritin auf den Sieg, lieferte mit Partner Zsolt Sandór Cseke durchgängig starke, emotionale Performances mit viel Energie ab."Sie hat vielleicht einen Tick zu viel draufgelegt", kritisierte Joachim Llambi die Moderatorin jedoch nach ihrem ersten Tanz.
Als Lieblingstanz präsentierte die 40-Jährige erneut den emotional aufwühlenden Contemporary in barfuß, Llambi wollte allerdings bemerkt haben, dass es "anfangs ein wenig gehoppelt hat". Bei René Casselly hoppelte nichts, er tanzte einen technisch anspruchsvollen Tango ohne Fehler, dafür mit viel Gefühl. "Sensationell!", feierte ihn Motsi Mabuse dafür und erhob sich. Joachim Llambi blieb sitzen. "Warum ich nicht aufgestanden bin? Weil ich war sprachlos war", lobte er den 25-Jährigen. Zehn Punkte seien noch nicht genug für diesen Tanz, so Llambi "das können wir gar nicht bewerten."
Von Schlümpfen und Überfliegern: das Finale von "Let's Dance" in Bildern

Der Tanz, mit dem René Casselly sich schließlich den Sieg sicherte, war aber der "Final Freestyle", eine Art Wildcard für alle Finalisten. Kathrin Menzinger hatte die kluge Idee, mit ihrem Partner darin noch mal die gemeinsame "Let’s Dance"-Reise Revue passieren zu lassen: ein fulminantes "Best of" aus Spagat, Sprüngen, Slowmotion-Parts und spektakulären Hebefiguren zu einem Topsong ("Stole The Show") war das erstaunliche Ergebnis. Das Publikum verlangte nach einer Zugabe. Die Jury stand Kopf. Jan Köppen, der den erkrankten Daniel Hartwich ordentlich vertrat, sagte: "Alle hatten einen Kloß im Hals und Tränen in den Augen." Llambi sprach von "der mit Abstand besten Leistung des Abends".
Da konnte Janin Ullmann noch so glitzernd zum Thema Burlesque strahlen und ihr wunderbar empowerndes "Ich bin genug!" ausrufen, nach diesem Tanz war klar, dass René Casselly gewinnen würde. "Mir ist ganz egal, wie es heute ausgeht, ob ich gewinne oder nicht, ich bin einfach nur dankbar!" hörte man ihn sagen. Spätestens da war klar: Wenn man loslässt, kann es wirklich passieren.
Mathias Mester kommt als Schlumpf
Mathias Mester und Renata Lusin machten unterdessen als Schlümpfe auf Speed das Parkett zur Partyzone (mit Bastian Bielendorfer als Vadder Abraham und Valentin Lusin als Gargamel) und bekamen dafür ebenfalls die Höchstpunktzahl. Im Publikum feuerten Hundetrainer Martin Rütter und Allestester Detlef Steves ihren Freund an. Dass es am Ende für ihn "nur" die Bronzemedaille gab, verkraftet der Sportler jedoch bestens: "Das Schönste, was ich von Renata gelernt habe: Ich habe meine Behinderung vergessen", lobte er seine Tanzpartnerin. Die hatte ihrerseits auch nur Lob für den kleinwüchsigen Mester übrig: "Die wahre Größe trägst du hier im Herzen, Mathias!"
Fragen, die es noch zu klären gilt: Kommt Hardy Krüger junior wirklich nächstes Jahr wieder, wie er nicht müde wurde, zu betonen? Warum saß Michelle kurz mutterseelenallein in der Deko herum? Wie genervt sind Luca Hänni und Christina Luft nach der Frage von Victoria Swarovsky, wann denn nun endlich ihre Hochzeit stattfinden soll? Und: Ist Zsolt Sandór Cseke, der als Newcomer direkt ins Finale tanzte, auch in der nächsten "Let’s Dance"-Staffel dabei? Wir warten das alles mal ab – ganz entspannt.