Die Wissensserie "Es war einmal das Leben" aus dem Jahr 1986 ist nicht nur Kindern der Achtziger ein Begriff, auch heute noch läuft das Format beim öffentlich-rechtlichen Sender ARD Alpha sowie auf Netflix. In 26 Folgen wird in der französischen Serie erklärt, wie der menschliche Körper funktioniert. Jetzt aber gibt es Antisemitismusvorwürfe gegen die Macher der Zeichentrickfilme.
Konkret geht es um die dritte Folge der Serie. Diese Episode beschäftigt sich unter dem Titel "Allzeit bereit! oder Das Abwehrsystem des Körpers" mit dem menschlichen Immunsystem. Unter anderem wird erklärt, wie weiße Blutkörperchen Bakterien im Körper bekämpfen. Das Medienportal "Übermedien" machte nun in einem Artikel darauf aufmerksam, dass die Darstellung dieses Vorgangs in der Serie an den Holocaust erinnert (im Video ab Minute 6:58).
Jiddischer Ausruf im Todeskampf
Die Staphylokokken seien "gefährlich" und "immun gegen viele Medikamente". "Sie müssen zerstört werden", erklärt der Lehrer den weißen Blutkörperchen, während zu sehen ist, wie Dutzende dieser Bakterien mit einem Gas vernichtet werden und sich im Todeskampf winden. In der deutschen Synchronisation der Serie ist zu hören, wie eine der Bakterien in ihren letzten Zügen "Oy vey gevalt" ruft – ein Ausdruck des Entsetzens auf Jiddisch. In der französischen Originalfassung, die sich auf Netflix ansehen lässt, ist der Ausruf nicht zu hören.
Die Anlehnung an die Vergasung der Juden in den Konzentrationslagern der Nazis war dabei von den Machern ausdrücklich beabsichtigt. Wie "Übermedien" dokumentiert, wurde auf der offiziellen Internetseite zur Sendung lange auf einer Infotafel erklärt, es handele sich bei der Szene um "eine Anspielung auf die Verbrechen im Dritten Reich". Mittlerweile wurde der Hinweis auf der Homepage entfernt.
Szene war der Vertriebsfirma nicht bekannt
Jetzt soll die Synchronisation dieser Passage in der deutschen Fassung geändert werden. "Es ist für uns ohne Zweifel nicht akzeptabel, eine in dieser Form tatsächlich leicht als antisemitisch interpretierbare Sequenz weiterhin unkommentiert zu vertreiben", sagte Thore Vollert, Chef für Marketing und Lizenzankauf bei NDR-Tochter Studio Hamburg Enterprises, die die Serie in Deutschland vertreibt, zu "Übermedien".
Man wolle nun prüfen, ob es möglich sei, den jiddischen Ausruf mit der Originalfassung zu überblenden. Außerdem soll laut Vollert bei DVDs und Blu-rays auf "das Zeitkolorit mancher sprachlicher Bilder und Darstellungen" hingewiesen werden. Wie der Ausruf in die Serie gelangt sei, ließe sich heute nicht mehr nachvollziehen.
Quellen: "Übermedien" / "Es war einmal das Leben" auf Netflix