Deutsche Krimi-Autoren Lob für "Bella Block"

Der Fernsehkrimi erfreut sich in Deutschland seit Jahrzehnten ungebrochener Beliebtheit. Doch wie beurteilen Krimiautoren die Serien? Eine Umfrage ergab: Die öffentlich-rechtlichen Sender schneiden gut ab.

Deutsche Krimiautoren schätzen Serien wie den ARD-Klassiker "Tatort" und die 1993 gestartete ZDF-Reihe "Bella Block". Das ergab eine Umfrage der Fernsehzeitschrift "TV Spielfilm" aus dem Jahr 2003 unter mehr als hundert Kriminal-Schriftstellern. Insgesamt beurteilen die Autoren deutsche Fernseh-Krimis "zunehmend kritischer". Das sagte der Sprecher der Krimi-Autorenvereinigung "Das Syndikat", Horst Eckert.

Der Umfrage zufolge nehmen die seit 1970 laufende Serie "Tatort" und die vergleichsweise jungen Folgen von "Bella Block" mit Hannelore Hoger als gleichnamige Kommissarin die Spitzenplätze ein. In Zusammenarbeit mit dem "Syndikat" wurden die Schriftsteller über die 50 aktuellen deutschen TV-Krimis befragt. Unter den ersten fünf waren außer "Tatort" und der ARD-Schwesterreihe "Polizeiruf 110" (Platz 4) drei Einzelkämpfer: neben "Bella Block" finden sich Benno Berghammer (Ottfried Fischer) in "Der Bulle von Tölz" (Sat 1) und Privatdetektiv Georg "Wilsberg" (ZDF), gespielt von Leonard Lansink, in der Spitzengruppe.

Gut recherchierte Hintergründe sind wichtig

Ulrich Mühe bringt es als Gerichtsmediziner im ZDF-Freitagskrimi "Der letzte Zeuge" auf den siebten Platz. Stille Ermittler, denen das ZDF in Samstagsreihen 90 Minuten zur Lösung eines Falles einräumt, stehen ebenfalls hoch in der Gunst der Autoren: "Sperling" mit Dieter Pfaff und "Anwalt Abel" mit Günther Maria Halmer stehen auf Platz 6 und 10. In diesen Bereich stoßen die Privatsender nur mit zwei Eigenproduktionen vor: RTL belegt mit der preisgekrönten Reihe "Doppelter Einsatz" den elften Platz, "Die Cleveren" (auch RTL) Platz 13. Bei allen Gewinnern der Umfrage zeigt sich nach Darstellung von "TV Spielfilm", dass die Krimiautoren viel Wert auf gut recherchierte Hintergründe, aktuelle Themen und ausgefeilte Dialoge legen.

Die "Grotten-Liste" der Fernseh-Langweiler

Zum Gesamtbild der Krimis im Fernsehen kritisierte Eckert, die Sender böten den Zuschauern "überwiegend Kitsch, Klischees und Karambolagen". Diese Kritik gelte nicht den Drehbuchautoren, sondern den Entscheidern in den Sendern: "Aus Kostendruck und Quotenrisiko tendieren die verantwortlichen Redakteure zunehmend zu stromlinienförmiger Standardware", so die Meinung der Autoren. Die RTL-Serien "Alarm für Cobra 11" und "Wilde Engel" sowie "Kommissar Rex" von Sat 1 führen nach den Worten Eckerts die "Grotten-Liste" der Fernseh-Langweiler an.

che/DPA

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