Emmys 2014 Achtung Oscar, hier kommt Emmy

Große Stars, überraschende Gewinner und Charaktere, die den Zuschauern am Herzen liegen: Warum die Emmys die besseren Oscars sind.

In der Nacht zum Dienstag werden in den USA die Emmys verliehen und es lohnt sich, dann genauer hinzusehen. Der TV-Preis ist längst nicht mehr die kleine Stiefschwester der großen Oscar-Verleihung, im Gegenteil: Die Emmys stehlen den Oscars so langsam die Show.

Das fängt bei den Zuschauern an. Großartig produzierte Serien brachten uns in den vergangenen Jahren dazu, stundenlang mit rot geränderten Augen vor der Mattscheibe zu kleben, anstatt ins Kino zu gehen. Binge Watching hat Hochkonjunktur, wir leben im Zeitalter der gehypten TV-Serien. Und genau deshalb macht schon das Mitfiebern bei den Emmys mehr Spaß, als bei den Oscars: Natürlich drücken wir lieber dem Schauspieler die Daumen, mit dem wir wochenlang bei zu viel Chips und Weißweinschorle auf der Couch mitgelitten haben, als einem Darsteller, dessen Film wir im schlechtesten Fall im Kino verpasst haben.

Die Show, dieses Jahr moderiert von Comedian Seth Meyers, verspricht außerdem ebenso professionell zu werden, wie im März die Oscars. Sie hat aber einen entscheidenden Vorteil: Es ist längst nicht so vorhersehbar, wer am Ende zur - hoffentlich unterhaltsamen - Dankesrede ansetzen darf. Das liegt daran, dass der Verleihungsmarathon vor den Oscars samt Golden Globes, SAG Awards und Co. meist schon auf die Gewinner schließen lässt. Die Emmys stehen für sich und können deshalb überraschen.

Oscar und Emmy für McConaughey?

Zum neuen Glanz der TV-Preisverleihung trägt auch bei, dass die Schauspieler keinen Unterschied mehr machen. Der Graben zwischen Film- und TV-Stars war noch nie so klein. Gwyneth Paltrow, Kate Winslet oder Claire Danes sind nur drei Oscargewinnerinnen, die in den vergangenen Jahren zum Fernsehen zurückkehrten, und sei es für Gastauftritte oder Miniserien. Dieses Jahr könnte es mit Matthew McConaughey sogar zum ersten Mal gelingen, dass der aktuelle Oscar-Gewinner auch gleichzeitig einen Emmy kassiert. Schwer zu sagen, was für McConaughey dann mehr wiegt: Die achtteilige Serie "True Detective" hat ihm mindestens ebenso viel Aufmerksamkeit und Anerkennung beschert, wie sein Oscar-Film "Dallas Buyer's Club". Wer "True Detective" gesehen hat, weiß, dass die Show optisch und erzählerisch brillant ist.

Und TV- oder Netflix-Formate sind oft mutiger, herausfordernder und spielerischer als ihre Kino-Pendants. Ein dicht gestrickter Erzählstoff wie "Game of Thrones" kann eben nicht in 90 Minuten abgehandelt werden. Sperrige Themen wie in der großartigen Knastserie "Orange is the New Black" mit zahlreichen weiblichen Minderheiten in den Hauptrollen werden im Kino nicht angenommen. Ein Charakter wie "Walter White" aus "Breaking Bad" kann seine Facetten vor allem dank des langen Zeitraums entfalten. Das alles lockt die Filmschaffenden.

Serien locken Filmstars

"Mich hat 'The Wire' wieder zum Fernsehen gebracht. Ich konnte nicht glauben, wie vielschichtig die Welt war, die dort kreiert wurde und wie tief ich darin eintauchen konnte", schwärmte zum Beispiel im vergangenen Jahr Claire Danes, die für "Homeland" schon zwei Mal mit dem Emmy ausgezeichnet wurde.

Denn statt von kalkuliertem Blockbuster zu Blockbuster zu hetzen, leben viele Filmstars ihre Kreativität lieber im Fernsehen aus. Und deshalb kann es der rote Teppich der Emmys durchaus mit dem der großen Oscar-Nacht aufnehmen: Julia Roberts, nominiert für ihren Gastauftritt in der Serie "The Normal Heart", wird da sein. Halle Berry, die bald in der von Steven Spielberg produzierten Dramaserie "Extant" spielt, soll einen Preis überreichen. Und der verstorbene Robin Williams, der seine Karriere ebenfalls im TV begann und erst kürzlich wieder dorthin zurückkehrte, wird von seinem Kollegen Billy Crystal gewürdigt werden. Es sind Namen und Emotionen, wie sie auch bei den Oscars nicht größer sein könnten.

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