Als bei der diesjährigen Verleihung des Deutschen Comedypreises alle Trophäen – es waren tatsächlich lachende Eier – überreicht waren, ging die bereits ausgezeichnete Kabarettistin Maren Kroymann ein zweites mal ans Mikro und nutzte die Live-Sendezeit für ein Plädoyer.
Lob für Maren Kroymann: "Arsch in der Hose"
In ihrer Kritik bezog sie sich auf den Umgang der Comedypreis-Veranstalter mit den #Metoo-Vorwürfen gegen Komiker Luke Mockridge, 32: "Ich hätte gerne gehabt, dass Verantwortliche hier für diesen Preis und auch von dem Sender die Eier gehabt hätten, zu sagen: Wir solidarisieren uns nicht nur mit unserem beliebten Künstler, sondern mit den Frauen, die betroffen sind", sagte sie. "Ich würde mir wünschen, dass ihre Geschichte gehört wird, dass diese Frauen ernst genommen werden, dass sie respektiert werden. Dass man ihnen glaubt."
In den sozialen Medien folgten postwendend – überwiegend positive – Reaktionen auf Kroymanns Worte. Mit "Sie war wohl die Einzige, die den Mut hatte" oder "Ich weiß, dass sie 'Arsch in der Hose' hat und nicht schweigt" wurde ihr Beitrag beispielsweise kommentiert.
Die Serie "ÜberWeihnachten", in der Mockridge die Hauptrolle spielt, hatte ursprünglich zu den Nominierten gehört. Einen Tag vor der Verleihung war sie allerdings aus dem Rennen genommen worden. Die Veranstalter hatten auf die "öffentlich geführten Diskussionen" verwiesen, wegen der man – auch mit Mockridge – übereingekommen sei, die Nominierung zu streichen.
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Luke Mockridge wies Vorwürfe zurück
Mockridge hatte im August in einem Video angekündigt, dass es 2021 keine Shows mehr mit ihm im Fernsehen geben werde. Er berichtete damals von Vorwürfen gegen ihn in sozialen Netzwerken und von der Anzeige einer Ex-Partnerin, die nach eigenen Angaben einen Vorfall in einer gemeinsamen Nacht als versuchte Vergewaltigung wahrgenommen habe. Mockridge wies die Vorwürfe in dem Video zurück. "Das, was mir vorgeworfen wird, das ist nicht passiert", sagte er. Seinen Rückzug begründete er damit, dass er sich "sammeln" wolle.

Die Staatsanwaltschaft Köln bestätigte, dass ein entsprechendes Verfahren Anfang Mai 2020 mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt worden sei. Eine Beschwerde der Erstatterin der Anzeige gegen die Entscheidung sei als unbegründet zurückgewiesen worden.
Vor rund einer Woche kündigte Mockridge dann an, dass er seine Auszeit auf unbestimmte Zeit verlängern werde. Er verwies auf aktuelle Berichterstattung zu seiner Person und erklärte, er brauche Zeit, "um zu verstehen, zu lernen und zu heilen". Zuvor hatte "Der Spiegel" über das Verfahren und weitere Vorwürfe gegen ihn berichtet.
"Konsequenzen für Comedian XY"
Schon vor Kroymanns Auftritt war erkennbar gewesen, dass das Thema in der Comedy-Branche diskutiert wird. Komikerin Hazel Brugger und ihr Mann Thomas Spitzer trugen in der Show T-Shirts mit der Aufschrift "Konsequenzen für Comedian XY". "Wir sind Fans von Beziehungen auf Augenhöhe", sagte Brugger, als sie am roten Teppich darauf angesprochen wurde. "Deswegen haben wir uns auch für einen Partnerlook entschieden." Schauspieler Tom Gerhardt dagegen äußerte Unverständnis für die Kritik an Mockridge.
Der Deutsche Comedypreis wird Jahr für Jahr in Köln verliehen. Veranstalter ist das Cologne Comedy Festival. Im Fernsehen wurde die Verleihung vom Sender Sat.1 übertragen.