TV-Kritik "Germany's Next Topmodel" Penislollis und Kunstglatzen

  • von Mark Stöhr
Keine GNTM-Kandidatin musste gehen. Es wäre auch zu schade gewesen, wo sich alle so schön streiten. Vor allem: Kiki und Darya. Die eine scheiterte an einem Hula-Hoop-Reifen, die andere an sich selbst.

Ding Dong. Das Nasi-Goreng ist da. Yummy! Doch statt sich zu freuen, sind alle plötzlich megaschlecht drauf. Schluchzen. Heulen. Tränen ohne Ende. Nur weil der Typ vom asiatischen Lieferservice in den Entscheidungswalk geplatzt ist? Vor allem Wolfgang Joop lief es nur so das Gesicht herunter. Bei ihm könnte das allerdings auch am Facelift liegen. Das ist wie bei begradigten Flüssen. Die fließen manchmal auch wie verrückt.

Dass Anuthidas Vater von Las Vegas nach Los Angeles eingeflogen wurde, damit alle was von dem Wiedersehen der beiden haben, wurde schon in der vorherigen Folge erzählt. Gestern trat er dann aus der Kulisse und schloss seine Tochter in die Arme. Gänsehautfeeling. Emotion pur. Großes Kino. Er sagte über sie: "Sie ist so schön." Sie über ihn: "Der ist megacool." Was man halt so sagt, wenn der Vater 15 Jahre lang nichts von sich hören lässt.

Social-Media-Tipps von Klum

Was genau hinter dem jahrelangen Verschwinden und Schweigen steckt, wurde leider nicht klar. Wahrscheinlich ist der Mann mit der Elvis-Presley-Frisur spielsüchtig und dauerblank. Oder er ist gar kein Spieler, sondern Spüler und malocht im Keller vom Hotel Venetian für fünf Dollar die Stunde. Vielleicht hat er aber auch die acht iPhones organisiert, mit denen die Kandidatinnen zu Schulungszwecken Selfies schießen sollten. Es war Social-Media-Day bei "GNTM". Mit Tipps und Tricks von Heidi Klum. Anders als auf vielen ihrer Twitter-Fotos hatte sie auch was an.

Es ist ja nun mal so, ich weiß nicht, ob Sie's schon wussten: Das Internet vergisst nichts. Die Klum hatte sich gründlich bei Sascha Lobo eingelesen für ihr Impulsreferat. Dazu gehörten auch Sätze von visionärer Weitsicht wie: "Ihr müsst gucken, was ihr von nun an reinsetzt." In dieses Netz mit dem megacoolen Gedächtnis. Bei der Analyse der bisherigen Social-Media-Aktivitäten der Models fiel vor allem Ajsa durch. Auf einem Bild auf Instagram saugte sie an einem Penislolli. Alle außer Klum so: Hihihi. Und: Geile Geschenkidee. Gleich mal googeln, wo man diesen lustigen Lutschpimmel herbekommt.

Expertin für Poritzen-Bilder

Mies lief es auch für Darya. An deren Außendarstellung monierte die Expertin für Poritzen-Bilder eine gewisse Neigung zur Partyikonografie. Klum drückte es ein bisschen anders aus. Sinngemäß legte sie Darya nahe, weniger zu saufen. Außerdem käme sie "großkotzig" rüber. Darya schätzt neben Champagner die gute Verarbeitung und lange Lebensdauer von Louis-Vuitton-Taschen. Die Gescholtene revanchierte sich bei der Selfie-Schulung mit dem mit Abstand langweiligsten, uninspiriertesten und bocklosigsten Bild seit der Erfindung der Porträtfotografie: Sie vor einer Kreuzung. Sie fand den Hintergrund irgendwie "amerikanisch". In Wahrheit hätte sie genauso gut in Obertürkheim oder Remscheid stehen können.

Es war sowieso nicht die Woche dieser übellaunigen, egomanischen, verzogenen Zimtzicke. Beim Schaufensterpuppen-Shooting stellte sie sogar die Arbeit des Kandinsky unter den Knipsern, Kristian "Wir kreieren, was im Kontext spannend aussieht" Schuller in Frage. Unglaublich. "Kann man nicht auch mal was Normales machen"; maulte sie. Müssten es denn immer diese "Scheißkunstwerke" sein? Was für eine abwegige Kritik. Schuller ließ den Models Glatzen verpassen, sie fesseln und mit dem Kopf nach unten an einen Gabelstapler hängen und mit Wasser bespritzen. Was ist daran nicht normal?

In Kiki "ist noch das Bäuerliche drin"

Und weil Darya schon mal in Fahrt war, bekam auch Kiki, die Blonde aus Braunau, ihr Fett weg. Die beiden hassen sich. Kiki hatte ein völlig verkorkstes Casting für die Werbekampagne eines Autoherstellers. Sie sollte sich in einer Waschstraße im Auto umziehen. Ihr Charakter: Gym Girl. Sie also rein in die Sportklamotten, was bei ihrer Größe und dem wenigen Platz schon mal gar nicht gut aussah, und dann raus aus dem Wagen. Dabei blieb der Hula-Hoop-Reifen stecken. Das Szenario, das sich vor der Jury ausbreitete, war also ein Gym Girl, das fluchend an seinem Hula-Hoop-Reifen zerrte und dabei die Innenverkleidung des Autos zerkratzte. Kommentar von Darya: "Kiki kommt aus einem kleinen Dorf in Österreich. In der ist noch das Bäuerliche drin."

Gewinnerin des Castings wurde aber nicht sie, sondern Anuthida. Die 17-Jährige ist für Heidi Klum mittlerweile zur "kleinen Spitzenreiterin" geworden. Das ist schon mal das Finalticket. Vielleicht wird dann auch wieder der Papa eingeflogen. Und vielleicht hat Darya bis dahin auch nochmal einen genaueren Blick auf den Globus geworfen. Anuthida mit den thailändischen Wurzeln läuft bei ihr immer noch pauschal unter "die Chinesin".

PRODUKTE & TIPPS