Abgas-Skandal bei Günther Jauch "Manipulation? Machen doch alle!"

Günther Jauch und seine Gäste diskutieren die Folgen der VW-Affäre: Steht der gute Ruf deutscher Waren auf dem Spiel? Oder sind die Enthüllungen womöglich gar nicht so überraschend? In der Runde wird wild spekuliert.

Zum Ende einer Woche, in der spektakuläre Wahrheiten über die Manipulationen von Volkswagen bei den Abgaswerten ihrer Dieselmotoren publik wurden, muss das Thema unter dem Titel "Der VW-Betrug – steht 'Made in Germany' auf dem Spiel?" natürlich noch einmal in der Talkshow von Günther Jauch besprochen werden. Gleich zu Beginn zählt der Moderator eine ganze Riege von Gästen auf, die einer Einladung zur Show nicht nachgekommen sind: Vertreter des Verbandes der Automobil-Industrie, des Verkehrsministeriums, des VW-Aufsichtsrats.

Stattdessen sitzen an diesem Abend folgende "Lückenfüller" zusammen: der FDP-Bundesvorsitzende Wolfgang Kubicki, ARD-Börsenexpertin Anja Kohl, der Umweltexperte Axel Friedrich, der Spiegel-Autor Dietmar Hawranek und Anton Hofreiter, der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag. Eine Runde, die sich für keine Phrase zu schade ist.

"Woran sollen wir überhaupt noch glauben?"

Für die steilsten Thesen in der eher flachen Debatte sorgt noch Kohl. Sie sieht das Vertrauen der deutschen Autokäufer in das "Symbol des deutschen Wirtschaftswunders" durch den Betrug schwer beschädigt. Von den Banken sei man es ja gewohnt, aber: "Dass eine Industrie-Ikone wie VW das auch tut, ist neu", sagt Kohl bevor sie mit gehörigem Pathos hinzufügt: "Woran sollen wir dann überhaupt noch glauben?"

Kohls These, dass die US-Behörden den Skandal im Sinne der Interessen der eigenen Automobilwirtschaft öffentlich gemacht haben, wird von den anderen Talkgästen allerdings nicht geteilt. Dort wird eher die ganze Aufregung in Frage gestellt. Anton Hofreiter ist überrascht, dass alle so überrascht sind: "Wer sich die Tests angeschaut hat, der wusste seit Jahren, dass da etwas nicht stimmt, deshalb bohren wir seit Jahren." Außerdem würden die Manipulationen der Abgaswerte in der Automobilindustrie sicher nicht nur Volkswagen betreffen: "Mich würde es überhaupt nicht überraschen, wenn bei ganz vielen Herstellern die Autos auf der Straße anders reagieren würden als am Teststand." Dem kann Axel Friedrich, der den Skandal mit aufgedeckt hat, nur zustimmen: "Das machen doch alle." Zeit- und Kostendruck würden die Autobauer zu Manipulationen verleiten, und zwar nicht nur in Deutschland oder der EU.

Zustände wie in einer Diktatur

Trotzdem wird auch die Unternehmenskultur von Volkswagen genauer betrachtet: Dass sich Missstände dort so fatal entwickeln können, liegt auch an der Unternehmenskultur: Bei VW gehe es zu wie in einer Diktatur, sagt "Spiegel"-Journalist Hawranek. Friedrich stimmt ihm zu: Die Hierarchie und der "Druck von oben nach unten" verhindere Entwicklung und führe dazu, dass Missstände nicht der Unternehmensführung gemeldet werden.

Über diese ziemlich allgemeinen Erkenntnisse kommt die Sendung zu keinem Zeitpunkt hinaus, und am Ende besteht nur Einigkeit über drei Dinge: Dass der Skandal für VW teuer wird, Milliardenklagen in den USA und Kanada drohen; und dass die Verantwortlichen womöglich vor Gericht und in Haft landen könnten, will niemand mehr ausschließen.

Aber dass der gute Ruf von "Made in Germany" dauerhaft in Gefahr sein könnte - daran glaubt bei Günther Jauch niemand.

tim

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