Kiefer Sutherland Der schnellste Mann der Welt

Von Christine Kruttschnitt
Action! Die fünfte Staffel der grandiosen Echtzeit-Serie "24" läuft - wieder mit Kiefer Sutherland als Agent Jack Bauer. Auch im echten Leben hat der Kerl keine Minute zu verlieren.

Wir haben nur zehn Minuten", sagt Kiefer Sutherland verlegen, "ich muss zum Flughafen, der Wagen wartet, ich muss drehen."

Noch keine Minute ist vergangen, und der Mann hat sein Leben schon auf den Punkt gebracht. Er ist in Eile. Er wird gebraucht. Er hat Zeit für gar nix. Und alle Gefühle, die man bei so einer Selbstbeschreibung haben kann, schwingen in seinem Lächeln mit, Bedauern und Stolz und selbst so etwas wie Dankbarkeit, dass er alter Knochen (40 ist er schon!) nach mehr als 20 Jahren im Filmgeschäft so etwas überhaupt noch erleben darf. So etwas wie: der coolste Fernsehheld der Welt zu sein.

Kiefer, Sohn von Donald und der kanadischen Schauspielerin Shirley Douglas, ist kein imposanter Mann wie sein Vater - nur um die eins siebzig groß, aber mit den gleichen kurios am Kiefergelenk sitzenden Löffelohren und den gleichen Hamsterbäckchen. Allerdings hat er, anders als der alte Sutherland, schon fünfmal die Welt gerettet - als Spezialagent Jack Bauer in der Serie "24", die sich innerhalb von fünf Jahren vom interessanten TV-Experiment zu einem globalen Phänomen entwickelt hat.

Und als Jack Bauer hat Sutherland junior nichts Niedliches: Da ist er ein humorlos um sein Leben und den Fortbestand der Völker kämpfender Terroristenjäger, der beim geringsten Verdacht auf Widerstand losballert oder den Kollegen mit dem Folterköfferchen bestellt. Adrenalin in Stundendosen - seit dieser Woche immer mittwochs auf RTL II. Diesmal geht es um Nervengas und wieder mal eine ganz, ganz große Verschwörung, und abgesehen von Sutherland - der für einen Golden Globe nominiert ist - spielen Jean Smart und Gregory Itzin das wunderbar gruseligste Präsidentenpärchen, das je das Weiße Haus erblickt hat, Anwesende eingeschlossen.

Mit der politischen Ausrichtung - wir reden von Geheimdienstoperationen, Selbstjustiz und Folter - könne er im wahren Leben nicht so viel anfangen, murmelt Sutherland und lächelt dabei scheu. "Aber es ist ja nur eine Unterhaltungsserie." Deren Erfolg er sich nur so erklären kann: "Die Leute identifizieren sich gern mit jemandem, der mit einer fürchterlichen Situation fertig wird und dabei auf einem anderen Gebiet total versagt." Soll heißen: Dem armen Jack Bauer, der die dollsten Terrorattacken abwehren kann, wurde die Gattin ermordet, er verliert regelmäßig seine Freundinnen und am Schluss von Staffel fünf wird er gar ... Hoppala. Erstes Gebot unter "24"-Jüngern: bloß keine Überraschungen verraten.

Sutherland dreht derweil schon an der sechsten Folge, die in den USA Mitte Januar beginnt - also wieder an einem vollkommen stressigen Tag in "Echtzeit" (die Bewohner von Los Angeles lachen sich schief über diese Beschreibung, denn Jack Bauer durchquert ihre chronisch verstopfte Stadt in lässigen Zehn-Minuten-Fahrten). Er sagt, dass er keine Freundin, kein Privatleben habe, immer nur Arbeit, Arbeit, eine Handvoll Kinofilme hat er ja auch noch eingeschoben, und dann betreibt er eine Plattenfirma und betreut junge Rock-Bands.

"Ich bin der Letzte, der sich beklagt", fügt er rasch hinzu. Jede Minute seines heißen, zeitverschlingenden Ruhms genieße er. Nicht viele Kollegen, sagt er, bekommen diese Chance, mit einer Rolle ...

Unsterblich zu werden?

Er lacht rau. "Ich weiß, wie schnell es wieder bergab geht mit der Karriere. Ich war da unten. Ich muss nicht wieder hin."

Träumt er schon vom nächsten langen, langen Tag im Leben von Jack Bauer? Halb im Rausgehen wendet er sich um. Er träume vom Ausschlafen, sagt er und zieht eine Grimasse; der Wagen wartet, die Welt wartet, er muss los.

print

PRODUKTE & TIPPS