Bis ins hohe Alter, auch mit schlohweißem Haar, konnte Donald Sutherland noch begeistern. Am Donnerstag starb Sutherland im Alter von 88 Jahren "nach langer Krankheit" in Miami, wie unter anderem die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf seinen Agenten meldete.
Sohn Kiefer über seinen Vater Donald Sutherland: "Ein gut gelebtes Leben"
Der ebenfalls erfolgreiche Schauspieler Kiefer Sutherland machte den Tod seines Vaters mit emotionalen Worten auf X öffentlich:
"Schweren Herzens teile ich Ihnen mit, dass mein Vater, Donald Sutherland, verstorben ist. Ich persönlich halte ihn für einen der wichtigsten Schauspieler in der Geschichte des Films. Er hat sich nie von einer Rolle einschüchtern lassen, egal ob gut, schlecht oder hässlich. Er liebte, was er tat, und tat, was er liebte, und mehr kann man sich nicht wünschen. Ein gut gelebtes Leben."
Star in Filme wie "Das dreckige Dutzend", "Tribute von Panem" oder "M.A.S.H."
Bekannt ist der 1935 in der kanadischen Provinz New Brunswick geborene und vielfach ausgezeichnete Sutherland unter anderem als skrupelloser Präsident Snow aus der "Tribute von Panem"-Blockbuster-Reihe. Macht und Revolte sind zentrale Motive in der düsteren Fantasy-Saga, in der Jugendliche für Hungerspiele in eine Arena geschickt werden, um einander zu töten. Der ultraliberale Kanadier wollte mit seiner Rolle auch etwas bewirken. "Ich hoffe, dass junge Menschen daraus lernen, dass sie sich unbedingt politisch engagieren müssen. Dass sie sich organisieren müssen", sagte Sutherland 2015 der Deutschen Presse-Agentur bei der Berlin-Premiere.
Schlagzeilen machte er durch eine Liebesszene in Nicolas Roegs Horror-Studie "Wenn die Gondeln Trauer tragen" (1973). Sutherland und Julie Christie spielten Eheleute, die um ihre tote Tochter trauern. Eine legendäre Sexszene in dem Film hielten viele für echt, was Sutherland und andere stets dementierten.
Federico Fellini machte ihn zu "Casanova", Bertolucci zum faschistischen Gutsbesitzer Attila in dem Drama "1900". Robert Redford holte ihn für sein Regiedebüt "Eine ganz normale Familie" vor die Kamera. Mit Charlize Theron knackte er in dem Krimi "The Italian Job – Jagd auf Millionen" Tresore. Alle wollten mit Sutherland arbeiten, darunter legendäre Regisseure wie Claude Chabrol, Louis Malle, Ken Russell, John Schlesinger und Werner Herzog.
Seit den 1960er Jahren hatte der fünffache Vater in über 150 Filmen und TV-Produktionen mitgespielt – und dabei mit enormer Wandlungsfähigkeit jedes Genre bedient. Der Kriegsklassiker "Das dreckige Dutzend" (1967) war sein erster internationaler Erfolg. Mit Robert Altmans Militär-Satire "M.A.S.H." kam ein weiterer Hit. 1971 brillierte er als Privatdetektiv in Alan Pakulas Psychothriller "Klute" an der Seite von Jane Fonda.
Der Oscar blieb ihm verwehrt
Der Zwei-Meter-Mann nahm nie ein Blatt vor den Mund. Als er 2019 beim Filmfest im nordspanischen San Sebastián einen Ehrenpreis für sein Lebenswerk erhielt, beklagte er die "Bullshit"-Haltung von Politikern beim Kampf gegen den Klimawandel: "Ich habe Kinder, ich habe Enkel, und die Welt, die ich ihnen hinterlasse, ist eine, in der sie nicht leben können."
In Hollywood wurde er 2011 mit einem Stern auf dem "Walk of Fame" verewigt, gleich neben der Plakette seines Sohnes Kiefer. Doch die höchste Ehre – einen Oscar – gab es nicht. Trotz seiner vielen herausragenden Rollen war Sutherland bisher nie für einen Oscar nominiert. Die Film-Akademie würdigte ihn 2017 immerhin außerhalb des Wettbewerbs mit einem Ehren-Oscar für sein Lebenswerk.
Im Rückblick auf seine lange Karriere wurde Sutherland in San Sebastián gefragt, ob er einen Lieblingsfilm habe. Der fünffache Vater wehrte ab, er könne ja auch nicht sagen, ob er ein Lieblingskind habe."Ich habe keinen Favoriten. Ich habe enge Beziehungen mit allen", sagte er diplomatisch. Und fügte nach kurzer Pause hinzu, "aber ich habe wirklich sehr gerne mit Fellini gearbeitet".
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