Schauspielerin Meryl Streep hat bei den Golden Globes in Hollywood eine engagierte Rede gegen den künftigen US-Präsidenten Donald Trump gehalten. "Wenn die Mächtigen ihre Position benutzen, um andere zu tyrannisieren, dann verlieren wir alle", sagte Streep unter Tränen bei der Entgegennahme des Cecil B. Demille Preises für ihr Lebenswerk. Die eindrücklichste Szene des Jahres sei für sie nicht in einem Film gewesen, sondern als Trump in einer Wahlkampfrede die Bewegungen eines körperlich Behinderten "New York Times"-Journalisten nachgeäfft habe. Dieser Moment, als der "Mann, der sich um einen Platz auf dem meistgeachteten Sitz unseres Landes bewarb", über einen ihm an "Macht und der Fähigkeit zurückzuschlagen" Unterlegenen lustig machte, habe ihr fast das Herz gebrochen und gehe ihr nicht mehr aus dem Kopf.
"Dieser Instinkt, andere zu demütigen" werde "unser aller Leben durchdringen", da sich nun auch andere berechtigt fühlen werden, dasselbe zu tun, sagte die Schauspiel-Ikone weiter. Zuvor hatte Streep bereits über die Herkunft vieler der nominierten Stars gesprochen. Hollywood sei voll von Ausländern. "Wenn wir sie alle aus dem Land werfen, gibt es für uns nichts mehr zu schauen außer Football und Mixed Martial Arts", sagte Streep über den Kampfkunst-Sport, von dem Trump ein großer Fan ist. Unter zustimmenden Rufen aus dem Publikum rief die 67-Jährige die Medien dazu auf, die Mächtigen weiterhin für "jeden Frevel" zur Verantwortung zu ziehen.
Viel Lob für Meryl Streep auf Twitter
Für ihre politische Rede erntete sie viel Bewunderung von den Hollywood-Kollegen. Viele Galagäste im Saal reagierten sichtlich gerührt. Auch beim Kurznachrichtendienst Twitter lobten viele Streeps Auftritt: "Ein überwältigender Moment, wie wir ihn selten im Fernsehen sehen", schrieb etwa Regisseur Michael Moore über Streeps "leidenschaftliche Golden-Globe-Rede". Schauspielerin Julianne Moore verwies auf das Streep-Zitat "Wenn die Mächtigen ihre Position benutzen, um andere zu tyrannisieren, dann verlieren wir alle" - und ergänzte: "Danke #MerylStreep". Ihre Kollegin Juliette Lewis twitterte: "Meryl Streep sagt alles, was gesagt werden muss auf sehr profunde und elegante Weise."
Auch US-Moderator Jimmy Fallon hatte Trump in seinem Eröffnungsmonolog gleich mehrfach auf die Schippe genommen. Die Hauptfigur in der Komödie "Florence Foster Jenkins" sei die schlechteste Opernsängerin aller Zeiten gewesen. "Und selbst sie hat es abgelehnt, bei Donald Trumps Amtseinführung aufzutreten", sagte Fallon. Die Verleihung sei "einer der wenigen verbleibenden Orte, an denen Amerika das direkte Wahlergebnis würdigt", scherzte er außerdem über die Tatsache, dass Hillary Clinton trotz knapp drei Millionen Stimmen mehr wegen des Wahlsystems verlor.
Hugh Laurie witzelt über Aus für Golden Globes
Der britische Schauspieler Hugh Laurie, der für seine Nebenrolle in dem Krimi "The Night Manager" ausgezeichnet wurde, sagte, er fühle sich geehrt, zu den Siegern der letzten "Golden Globe-Verleihung in der Geschichte" zu gehören. Er wolle nicht pessimistisch sein, witzelte Laurie weiter, müsse aber daran erinnern, dass die Verleihung "'Hollywood', 'Ausland' und 'Presse' in ihrem Titel" trage - die Golden Globes werden vom Verband der Auslandspresse vergeben.
"In diesem Saal sitzen Menschen aus aller Welt, aus China, Amerika, Europa. Erwartet nicht, dass das Kino Mauern und Grenzen errichtet", sagte die französische Schauspielerin Isabelle Huppert. Sie hatte für ihre Rolle in "Elle" den Golden Globe für die beste Schauspielerin in einem Drama bekommen.
