Neue Mafia-Serie auf Arte Russische Gangster mögen "Im Angesicht des Verbrechens"

Welchen Mafia-Film sehen russische Gangster am liebsten? Das weiß der Drehbuchautor Rolf Basedow, der für Dominik Grafs Serie "Im Angesicht des Verbrechens" viel recherchiert hat.

Drehbuchautor Rolf Basedow kann sich eine Fortsetzung seines Russenmafia-Epos "Im Angesicht des Verbrechens" gut vorstellen. "Als ich das schrieb, hatten wir immer eine Fortsetzung im Sinn", sagt Basedow im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Die von Dominik Graf inszenierte Serie startet am 27. April auf Arte. "Es sind noch ein paar lose Enden da", sagt Basedow.

In der mit viel Vorschusslorbeeren bedachten Miniserie geht es um einen jüdischen Polizisten (Max Riemelt), der gegen das organisierte Verbrechen in Berlin kämpft. Er gerät in Konflikte, weil seine Schwester (Marie Bäumer) mit einem Russen (Misel Maticevic) verheiratet ist, der in illegale Geschäfte verwickelt ist und gefährlich lebt.

"Es ist wie bei den Nibelungen - im zweiten Teil kommt Kriemhilds Rache", sagt Basedow. Kriemhild wäre in der Serie Stella (Bäumer), die sich an den Verbrechern rächen könnte. Über eine Fortsetzung ist Basedow zufolge aber noch nicht entschieden. In der ARD läuft der acht Stunden lange Thriller mit zehn Folgen im Herbst.

Basedow hat bereits für Grafs Film "Hotte im Paradies" (2003) das Rotlichtmilieu studiert. Dabei bekam er einen Kontakt zu einem Russen, der ihm half. Die Recherchen für "Im Angesicht des Verbrechens" dauerten anderthalb Jahre, sagt Basedow. Er lernte demnach nicht nur Gangster kennen, sondern auch das normale russisch- jüdische Milieu, die Familien und die Feste. Auch Polizisten berieten ihn.

In der Ukraine habe er einiges erfahren können, wie Zigarettenschmuggel funktioniert und wie junge Frauen vom Dorf nach Berlin gebracht werden und dort in der Prostitution landen. Einmal war Basedow etwas mulmig. "Ich hatte kurz Angst, als ich mit zwei Banditen in der Ukraine im Birkenwald spazieren war." Denn manche verschwänden ja einfach im Wald. Es stellte sich heraus, dass die Sorge unbegründet war. Er sei gut beschützt gewesen.

Basedow studierte, welchen Kodex die einzelnen Banden haben. "Das war wichtig, dass ich herausbekomme, wie die Leute reden und wie sie denken", findet er. "Klischees erzählen auch etwas Richtiges, aber wir wollten in die Tiefe gehen. Das erforderte Zeit und das Glück, in diese Kreise reinzukommen."

Und wie realistisch ist das Ganze? "DIE Russenmafia gibt es nicht, das sind ja alles kleine Strukturen", erklärt Basedow. Er spricht von kleinen Banden, die unterschiedlich funktionierten. "Wie schlimm das in Wirklichkeit ist, kann ich nicht sagen." Die Geschichten stammen demnach auch aus den 90er Jahren, als es noch mehr Geld in Berlin gab. "Die Wirklichkeit ist natürlich insgesamt härter, wir haben es schon etwas abgemildert und die Erzählstruktur märchenhafter angelegt", erzählt Basedow. "Die Figuren suchen ja alle nach Glück."

Bei der Premiere auf der diesjährigen Berlinale saßen ein Bandit und Polizisten im Publikum, die den Film stimmig fanden, wie Basedow berichtet. Er hat sich zudem umgehört, was Gangster im Kino mögen. Der Favorit der Unterwelt: das Epos "Es war einmal in Amerika".

DPA
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