Als Stand-Up-Comedian kann sie das natürlich: spontan reagieren und sich selbst veräppeln. In der dritten Sendung von "Studio Amani" geht Enissa Amani auf die harsche Kritik gegen ihre Show ein - und das auf eine sehr lustige und sympathische Weise. Wie bei ihren Comedyauftritten greift sie dabei auf Witze über ihre eigene Familie und Facebook zurück. Und das zündet.
Amani stellt eine Reihe von negativen Kommentaren im Netz vor. Dann sagt sie: "Inzwischen habe ich das Problem gelöst. Ich habe ein Fake-Profil erstellt, mit dem ich mich immer selber verteidige. Ja, Dr. Jörg Baumgartner, das bin ich. Und immer, wenn jemand was Böses schreibt, schreib' ich so drunter: 'Was? Die ist doch total erfrischend!'" Innerhalb von ihren drei Sendungen hat Amani das Wort "erfrischend" zu einem kleinen Running Gag gemacht.
Enissa Amani erinnert an Shary aus "Wissen macht Ah!"
Streckenweise erinnert Enissa Amani allerdings an Shary und Ralph aus der Kinder-Wissenssendung "Wissen macht Ah!". Amani erklärt dem Publikum in bester "Wissen macht Ah"-Manier, was es mit dem iranischen Neujahrsfest auf sich hat und warum der März eigentlich der erste Monat im Jahr ist und nicht der Januar. "Was viele nicht wissen, ist, dass das früher hierzulande genauso gefeiert wurde. Nämlich nach dem alten römischen Kalender. Und das verraten auch die Monatsnamen: September kommt von septiem, das ist der siebte Monat."
Das Publikum in ihrem Studio kann Amani recht gut motivieren: Weil die Fans sie aufgefordert hatten, der Studio-DJ solle auch mal Musik spielen und nicht bloß als Deko herumstehen, lässt sie ihn kurz Musik spielen. Tatsächlich fangen alle wie auf Kommando an, zu tanzen.
Weniger gut kann Amani bei ihrer "Stand-Up-Challenge" punkten. "Ich wusste das nicht, die sind richtig nackt", sagt sie, als sie auf einmal in der Umkleidekabine der Eishockeyspieler steht. Doch die nahmen den Damenbesuch mit Humor - ganz im Gegensatz zu den Eishockey-Fans. Vor dem Spiel der Iserlohn Roosters soll Amani das Publikum mit ein paar Witzen anheizen. Doch die Fans hören ihr kaum zu und scheinen sich nicht für Amani zu interessieren. Ihren letzten Witz kann sie nicht einmal zu Ende erzählen. Doch in so einem Fall gilt bei Amani: schöner Scheitern. Die 32-Jährige nimmt Kritikern den Wind aus den Segeln, indem sie ihre Niederlage einfach selbst in der Sendung zugibt. "Ihr habt gesehen, ich hab' richtig abgekackt", sagt Amani da etwa.
Wochenrückblick fast wie bei "TV Total"
Gut gelingt der Deutsch-Iranerin der Wochenrückblick in Stefan-Raab-Manier. Dabei nimmt sie unter anderem die Skandale rund um Max Kruse aufs Korn und ist dabei sehr witzig. "Max Kruse hat 75.000 Euro Bargeld im Taxi liegen lassen", sagt Amani, "aber echt jetzt 75.000 Euro - oder wie viele Fußballer sagen würden: Nuttengeld für's Wochenende".
Die beiden Gäste im "Studio Amani" können Enissa Amani dieses Mal nicht die Butter vom Brot nehmen wie in der vergangenen Woche Serdar Somuncu. Der Gangster-Rapper Xatar schaut zwar gelangweilt aus, als er auf ihrem beigen Sofa sitzt. Zumindest das Video, in dem Amani zeigt, wie sie ihn in die Garderobe bringt, ist aber witzig. Vorher hat sie angekündigt, dass Xatar, der einmal wegen eines Überfalls auf einen Goldtransporter im Gefängnis saß, auf keinen Fall auf das Thema Gold angesprochen werden möchte. Als Amani Xatar zur Garderobe bringt, kommen die beiden an Dutzenden Filmplakaten vorbei, unter anderem an "Goldrausch" und "Goldene Zeiten". Ein Lieferant bringt "Becks Gold" und "Golden Toast" vorbei. Zwar sind diese Gags relativ flach, aber dennoch lustig.
Amani kommt am Ende auf das Thema Neujahrsfest zurück. Dann verteilen die beiden Studiogäste und sie selbst Bargeld an das Publikum. Das sei eine Tradition zum Neujahrsfest, den jüngeren Geld zu geben, wird erklärt. Es ist eine der Stellen in der Sendung, in der Amani ungewollt komisch wirkt.
Zweiter Studiogast Peter Lohmeyer "iz da"
In Shary-und-Ralph-Manier erklären Xatar und Enissa Amani den Zuschauern noch die Bedeutung von "Iz da". "Es ist Superlativ von 'läuft bei dir'", so Xatar. Weniger interessant ist der Auftritt von Amanis zweitem Studiogast Peter Lohmeyer. Er versucht an den Insider "Iz da" anzuknüpfen, so wirklich cool wirkt das jedoch nicht. Ein Erfolg jedoch: Zum Zeitpunkt der Sendung hat Lohmeyer bei Instagram nur 14 klägliche Fans. Amani fordert alle Zuschauer auf, ihm zu folgen - heute hat er schon über 11.000 Abonnenten.
Weniger erfolgreich hingegen sind die Einschaltquoten der Sendung. Sahen vor zwei Wochen noch 920.000 der 14- bis 49-Jährigen zu, waren es diese Woche mit 440.000 weniger als die Hälfte. Auch auf Twitter lassen die Nutzer wieder hämische Kommentare ab. Fünf weitere Sendungen soll es trotzdem noch geben. Wenn sich Enissa Amani weiter so steigert wie diese Woche, vielleicht wird ihre Comedy-Sendung am Ende ja sogar noch so lustig wie sie selbst eigentlich ist.