Oktoberfest Warum ein "Tatort"-Schauspieler auf der Wiesn kellnert

Am Sonntag spielte er im "Tatort" mit, selbst gucken konnte er ihn nicht: Leo Reisinger kellnert auf dem Oktoberfest, stemmte auch während der Ausstrahlung die Bierkrüge. Ein Besuch im Bierzelt.

Seit 1999 kellnert er jedes Jahr auf der Wiesn: Leo Reisinger bedient in der Ochsenbraterei. 16 Tage lang stemmt er täglich Bierkrüge, sorgt für das leibliche Wohl seiner Gäste. Auch in diesem Jahr. Doch was viele seiner Kollegen nicht wissen: Reisinger ist eigentlich Schauspieler, spielte vergangenen Sonntag im Oktoberfest-"Tatort" mit.

Über zehn Millionen Fernsehzuschauer sahen die Folge "Die letzte Wiesn" mit den Kommissaren Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec). Reisinger spielte als Korbinian Riedl den Liebhaber eines Wiesn-Wirts. Die Rolle bekam er, weil er einer Schauspiel-Agentin aufgefallen war. Die sagte zu ihm: "Wenn es einen Wiesn-'Tatort' gibt, muss der Leo dabei sein." Wiesn-Kellner im Wiesn-"Tatort" - eine Idealbesetzung.

Die Dreharbeiten fanden bereits im vergangenen Jahr auf dem Oktoberfest statt. "Wir hatten einen Drehtag mitten im Trubel. Das war schön, aber auch sehr anstrengend", sagt Reisinger. Die restlichen Szenen wurden vor und nach dem Oktoberfest mit Komparsen nachgestellt. "Da wurden 200 Leute in ein Bierzelt gesetzt, im Film sah das dann so aus, als wäre das Zelt voll."

Vor zwei Jahren spielte Reisinger die Hauptrolle in dem mit einem Studenten-Oscar ausgezeichneten Kurzfilm "Border Patrol". "Das war schon geil, als ich plötzlich in Hollywood im Kino zu sehen war", sagt Reisinger. Außerdem wirkte er in mehreren Fernsehfilmen und der Krimireihe "Soko 5113" mit.

"Wir sind hier wie eine Familie"

Als die "Tatort"-Ausstrahlung am Sonntag begann, stand Reisinger noch im Festzelt. Auch am Montag war pünktlich um 12 Uhr Schichtbeginn für den zweifachen Vater. Warum er als Schauspieler auf der Wiesn kellnert, erklärt Reisinger so: "Ich mache das schon sehr lange und wir sind hier wie eine Familie. Da kommst du nicht mehr raus." Das Kellnern mache ihm nach wie vor Spaß.  

Und wo verdient man mehr? Auf der Wiesn oder vor der Kamera? "Wir verdienen gut, aber wir arbeiten auch hart", sagt Reisinger, der bei großem Andrang bis zu 14 Maßkrüge auf einmal durch die Ochsenbraterei trägt. Zehn bis zwölf Stunden verbringt er täglich im Zelt. Wie viel genau er verdient, will er nicht verraten. Geschätzt bringen es Wiesn-Bedienungen auf zirka 5000 Euro für ihre Arbeit an 16 Tagen.

"Wenn ich abends zuhause bin, dann gehe ich duschen oder nehme ein Bad und will danach nur noch ins Bett", sagt Reisinger über den Knochenjob. Fans hätten sich im Bierzelt noch nicht gemeldet. Aber wer von Reisinger bedient werden will, kann in die Ochsenbraterei kommen. Sein Arbeitsort: "Reihe 14 und 15 im Mittelschiff."

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