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"Tatort"-Wiederholung aus Hamburg Auf der Reeperbahn nachts um halb eins: Falke und Grosz ermitteln im Kiez-Milieu

Tatort mit Wotan Wilke Möhring
Kommissar Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und seine Kollegin Julia Grosz (Franziska Weisz) ermitteln auf der Hamburger Reeperbahn
© Christine Schroeder / ARD
Ein toter Bordellbesitzer, ein verfeindeter Albaner-Clan und mittendrin Kommissar Falke, der in Jugend-Erinnerungen schwelgt: Diese "Tatort"-Wiederholung mit Wotan Wilke Möhring führt auf die Hamburger Reeperbahn.
  • 3 von 5 Punkten
  • Milieu-Studie des Hamburger Viertels St. Pauli, die zwischen harter Kriminalität und Nostalgie schwankt

Worum geht's?

Bordellbesitzer Johannes Pohl wird vor seiner Wohnungstür in Hamburg St. Pauli niedergestochen. Der Täter ist ein 14-jähriger Junge aus Rumänien, der für die Tat nach Deutschland eingereist ist. Kommissar Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und seine Kollegin Julia Grosz (Franziska Weisz) vermuten einen Auftragsmord im Rotlichtmilieu. Aber wer hat den Jugendlichen angeheuert, der für den Mord 2000 Euro erhielt und damit seinem Vater einen neuen Fernseher kaufen will? Gemeinsam mit einem Kollegen vom LKA ermitteln Falke und Grosz im Umfeld des Opfers. Sein Vater Egon Pohl (Christian Redl), früher eine große Nummer auf dem Kiez, ist an Demenz erkrankt, die Schwester Carolin Sehling (Deborah Kaufmann) will mit dem Milieu nichts zu tun haben. Tief getroffen ist hingegen der Ex-Lude Michael Lübke (Michael Thomas), der lange für die Pohls gearbeitet hat. Und da wäre noch ein verfeindeter Albaner-Clan, der die Geschäfte auf dem Kiez übernehmen will.

Warum lohnt sich der Fall "Die goldene Zeit"?

Regie führte Mia Spengler, die an der hochgelobten Netflix-Serie "How to sell Drugs online (fast)" mitgearbeitet hat. Der gebürtigen Münchnerin, die selbst mehrere Jahre auf St. Pauli gelebt hat, ist eine realistische Milieustudie gelungen. Der Film mit dem Titel "Die goldene Zeit" zeigt den Kiez, so wie er ist: einerseits kommerzielle Meile zwischen Laufhäusern und Partyschuppen, anderseits traditionelles Viertel mit urigen Spelunken, in denen der Flipperautomat jault und noch Kette geraucht wird. Gedreht wurde unter realen Bedingungen, bei laufendem Betrieb auf der Reeperbahn. Die Kommissare sind die ganze Zeit zu Fuß unterwegs, was dazu führt, dass "sich alles echt anfühlt und man den Kiez auch ein bisschen riechen kann, wenn man sich den Film anschaut", wie Hauptdarstellerin Franziska Weisz es formuliert.

Was stört?

Der Zuschauer weiß von Anfang an, wer der Mörder ist. Geklärt werden muss nur, wer ihn beauftragt hat und was die Motive für die Tat sind. Das allein reicht aber nicht, um die Spannung über 90 Minuten aufrecht zu halten. Der Fall schleppt sich ziemlich mühsam voran, das eigentlich Interessante sind die persönlichen Schicksale und Beziehungen. Zudem werden viele Themen, die das Viertel bewegen, nur kurz angerissen: Menschenhandel und Prostitution, Bandenkriege und organisiertes Verbrechen sowie Gentrifizierung und steigende Mieten.

Die Kommissare?

Falke und Grosz verkörpern gewissermaßen die zwei Seiten des Kiez': Er, der alles nostalgisch verklärt und in Erinnerungen schwelgt, weil er seine Jugend dort verbracht hat. Sie, die Kühle, Analytische, die vor allem das Leid der Prostituierten und die kriminellen Machenschaften sieht. Zu einer der schönsten Szenen gehört ein Treffen der beiden in einer Kneipe. "Diese Geschichte könnte das Highlight des Abends werden", sagt Grosz zu Falke, denn der lüftet endlich das Geheimnis, warum er immer Milch trinkt.

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Ein- oder ausschalten?

Der Film ist wie ein Spaziergang durch St. Pauli – mit all seinen hässlichen und schmutzigen Seiten, aber auch mit viel Nostalgie und Liebe. Wer das mag, sollte einschalten.

Der "Tatort: Die goldene Zeit" wurde erstmals am 9. Februar 2020 ausgestrahlt. Die ARD wiederholt den Fall am 30. Juli 2023 um 20.15 Uhr.

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