Quarantäne, Corona, Abstandsregeln, Myriaden von Werbeunterbrechungen – durch nichts ließ sich die ProSieben-Show aufhalten, gegen alle Widerstände und Unwägbarkeiten hatte das Masked Singer"-Team vor und hinter den Kulissen bis zum gülden konfettisierten Finale durchgehalten. Umso verständlicher, dass bei den letzten vier Demaskierungen nicht nur jede Menge Schweiß, sondern da und dort auch einiges an Rührungs- und Freudentränen floss.
Vor den Schlussakkord wurden jedoch noch knapp vier Stunden Show gedrechselt, und da wäre man, nicht nur mit Blick auf die zig Werbespots, sondern auch die zunehmend redundanten – und letztlich treffsicheren – Mutmaßungen der Jury, sicher mit einem guten Stündchen weniger ausgekommen. Aber der Reihe nach: Die vakante Variable am Jurypult besetzte passenderweise Vorjahressieger Max Mutzke, der im Astronautendress auflief und dann ins T-Shirt-Zivil wechselte, sich dabei aus dem Stand bestens zwischen den alten Eisen, Ruth Moschner und Rea Garvey, zu behaupten wusste.
Sonja Zietlow als Meister Lampe
Vier Vermummte waren noch im Rennen, der Drache, das Faultier, der Wuschel und der Hase. Im klassischen "Alle gegen alle"-Modus wurde pro Runde jeweils ein Teilnehmer herausgewählt, als erstes traf es Meister Lampe. Dessen Version von "Great Balls Of Fire" fehlte letztlich genau das, feurige Testikel nämlich, um gegen die anderen drei zu punkten. Der Drache croonte kehlig durch Blacks Klassiker "Wonderful Life", das Faultier zog alle Register mit Bruno Mars’ Lazy Song", am ehesten wäre des Wuschels handzahme Version von "Sinatras My Way" zu schlagen gewesen, aber selbst dafür reichte es nicht.
Neben diversen Jury-Tipps, bei denen wiederum einiges an letztlich richtigen Namen fiel, lieferten sich Max und Rea den schönsten Dialog des Abends, als letzterer Ruths ausufernde Vermutungen mit "Du hast zuviel Freizeit" kommentierte. Worauf Max Mutzke mit einem superb trockenen "Wer denn nicht in unserer Branche?" konterte. Ein großes Hallo dann, als die "multiple Häsönlichkeit" ihren Kopf abknibbelte und darunter Dschungelcamp-Moderatorin Sonja Zietlow zum Vorschein kam. Das ist der Knaller", wie es der kurzzeitig, aber wirklich nur ganz kurzzeitig sprachlosen Ruth Moschner entfuhr.
Gregor Meyle in Corona-Quarantäne
In der Vorschlussrunde also der Dreikampf Drache vs. Wuschel vs. Fauli, und dieser bot die vielleicht größte Überraschung des Abends, als es den von vielen sicherlich als Favoriten gehandelten Drachen erwischte. Trotz Chris Cornells "You Know My Name", wie schon Soundgardens "Black Hole Sun" in einer früheren Sendung trotz nachbesserungswürdigem Englisch überaus gekonnt gebracht, hievten die Zuschauer den Wuschel und das Faultier ins Finale. Beim De-Inkognitoisieren des langschwänzigen Schuppentieres zeigte sich, wie richtig die Jury lag. Immer wieder war hier auf Gregor Meyle getippt worden und siehe da: Der war es schlussendlich auch.
Ein überaus emotionaler Moment, da dieser nicht nur vom Team und dem Spirit der Produktion zu schwärmen wusste, sondern auch aufdeckte, wer daraus an Corona erkrankt war und so für das 14-tägige Quarantäne-Break gesorgt hatte: Er selbst nämlich. Von Nachbarn mit Essen versorgt, im Ungewissen darüber, wie sich alles entwickeln würde, hatte Meyle sein Leben als Drache in "Zeiten der Pandemie" gefristet und war in den Kreis der Show zurückkkehrt, sein Fazit: "Eine unfassbare Reise".
Tom Beck gewinnt "The Masked Singer"
Für Wuschel und Fauli ging diese Reise noch eine Weile weiter, am Ende dann steuerte alles auf den Schlussakkord zu, oder wie Moderator Matthias Opdenhövel, zu Beginn der Show sogar selbst als "Sänger" im Einsatz, es auf den Punkt brachte: "Jetzt kommt der Moment, warum wir den ganzen Bums hier machen!" Nun könnte man mit Opdi – oder der Buchungsabteilung für die Werbezeiten – sicher drüber philosophieren, wie lang genau so ein Moment ist, aber irgendwann war es dann tatsächlich soweit, wurde über den Sieger der zweiten Staffel von "Masked Singer" entschieden. Kurz vor Schluss fokussierte sich die Jury noch einmal, was mit Blick auf Rea Garveys Jacke, ein scheusslich-schönes Wimmelbild, das selbst Tommy Gottschalk zu "Wetten, dass..?"-Hochzeiten nur mit zwei Fingern angefasst hätte, nicht leicht gefallen sein dürfte. Das Votum sah das Faultier vorn, für den Wuschel blieb der zweite Platz. Mit 2:1-Stimmen wurde hier auf Mike Singer getippt und siehe da, tatsächlich verbarg sich der einstige "The Voice Kids"-Teilnehmer unter dem schweißtreibenden Pelz des Zweitplatzierten.

Blieb noch die Demaskierung des Gewinners Fauli, auch hier ein 2:1-Votum und erneut lagen zwei der Juroren, Max und Ruth diesmal, richtig: Es handelte sich tatsächlich um Schauspieler und Sänger Tom Beck. "Ich schwitze hier drin wie ein Schwein", konstatierte der wenig feierlich, wechselte aber schnell in Ergriffenheitsmodus, ließ im Nebensatz fallen, dass er ebenso wie Gregor Meyle bereits Covid-19 hinter sich hat und schmetterte noch einmal den Siegersong im Kreise des gesamten Staffel-Ensembles. Mit der augenzwinkernden Entschuldigung bei all jenen, die gedacht hatten, mit der Faultier-Stimme für Stefan Raab gevotet zu haben, blieb noch Zeit für eine charmante Pointe. Schon im Oktober geht es weiter mit der nächsten Staffel der erfolgreichen Show. Sicher keine verkehrte Entscheidung, so zügig ein Comeback zu feiern.