Tod mit 84 Jahren Schauspieler Walter Giller stirbt an Lungenkrebs

Walter Giller ist tot. Der aus unzähligen Filmen bekannte Schauspieler starb in der Nacht zum Freitag in Hamburg an den Folgen seines Krebsleidens. Mit seiner Frau Nadja Tiller bildete er eines der Traumpaare des deutschen Films.

Nein, die Namensähnlichkeit war nicht erfunden: Walter Giller kam 1927 in Recklinghausen als Walter Giller auf die Welt, Nadja Tiller 1929 in Wien als Nadja Tiller. Ein Zufall, der auch dazu führte, dass die beiden als eines der Traumpaare des deutschen Films fast immer in einem Atemzug als "Walter Giller und Nadja Tiller" genannt wurden. Nun ist die 82-jährige Nadja Tiller alleine: Zwei Jahre nach dem Auftreten einer Lungenkrebserkrankung starb der Mann, mit dem sie 55 Jahre verheiratet war, im Alter von 84 Jahren.

"Papi ist heute Nacht im engsten Familienkreis ganz ruhig eingeschlafen", ließ Tochter Natascha in einer kurzen Mitteilung erklären. Für ihre Mutter beginnt nun eine Zeit, vor der sie sich gefürchtet hat. "Ich wüsste nicht, wie ich ohne Walter leben sollte. Das ist unvorstellbar, wenn man mehr als 50 Jahre verheiratet ist", sagte sie noch 2009 der "Bunte". Damals hatte sie gerade ihren Brustkrebs überstanden, als bei ihm Lungenkrebs diagnostiziert wurde.

Trotz der Diagnose blendete das seit 2008 in einem Hamburger Seniorenstift lebende Paar das Thema Tod aus. "Das ist unsere Art, damit umzugehen." Walter Giller hatte seine spätere Frau 1953 bei den Dreharbeiten zum Film "Schlagerparade" kennengelernt. Die wenige Jahre vorher zur Miss Austria gewählte Tiller wollte sich damals in der Filmbranche etablieren, er hatte dort schon Fuß gefasst.

Mann der seichten Unterhaltung

Der am 23. August 1927 geborene Sohn eines Kinderarztes hatte nach dem Zweiten Weltkrieg zwar ein Medizinstudium angefangen, dies aber rasch wieder zugunsten des Theaters aufgegeben. An den Hamburger Kammerspielen fing er als Beleuchter an und schaffte es nach Schauspielunterricht 1947 zu seiner ersten Rolle. 1948 drehte er schon seine ersten beiden Filme - "Die chinesische Mauer" und "Artistenblut".

Wer sich heute an Walter Giller erinnert, wird an den ewigen Trottel denken, den er in unzähligen Rollen spielte. Wer den Walter Giller der 50er und frühen 60er Jahre betrachtet, sieht auch einen Charakterdarsteller. 1960 und 1962 gewann er den Bundesfilmpreis, 1961 auch den Preis der Deutschen Filmkritik. Besonders seine Rolle als ehemaliger Wehrmachtsgefreiter in "Rosen für den Staatsanwalt" 1959 wurde später zum Beleg dafür, dass Giller hätte ein Mann der großen Kunst werden können. Hätte. Denn stattdessen wandte er sich vor allem der leichten bis seichten Unterhaltung zu.

An der Seite von Hans-Joachim Kulenkampff und Heinz Erhardt in "Drei Mann in einem Boot", in "Charley's Tante" mit Peter Alexander oder später in seiner eigenen Fernseh-Sketchserie "Locker vom Hocker" spielte sich Giller in die erste Reihe der aufs lustige Fach abonnierten Schauspieler. Obwohl er so zu einem der bekanntesten Darsteller wurde, bewertete Giller seine eigene Bedeutung für den deutschen Film und das deutsche Fernsehen bescheiden. "Ich erinnere mich auch nicht, ein besonders künstlerisches Leben geführt zu haben", sagte er vergangenes Jahr dem "Hamburger Abendblatt". "Nee. Ich war kein Star, ich war ein guter Zweiter."

Der Filou und die Femme fatale

Immer wieder stand Giller auch mit seiner Frau vor der Kamera, zuletzt im Jahr 2009 in Leander Haußmanns Film "Dinosaurier - Gegen uns seht ihr alt aus!". Damals lebte das Paar schon in dem Hamburger Seniorenstift. In zwei getrennten Appartements, aber Tür an Tür. Manchen schien es überraschend, dass die Ehe der beiden hielt, immer wieder kam es zu Seitensprüngen. Doch Giller und Tiller gingen damit offen um. "Man hat mal jemand anderen hübsch oder interessant gefunden, aber wir hätten uns nie scheiden lassen", sagte Nadja Tiller vor ein paar Jahren in einem Interview. Im Gegenteil - die Innigkeit ihrer Liebe sei über die Jahre immer weiter gewachsen.

Erst vor ein paar Wochen war die Schauspielerin nach einem Schlaganfall zusammen mit ihrer Tochter Natascha in die Öffentlichkeit zurückgekehrt. Diese und ihr Sohn Jan-Claudius müssen der Witwe nun Halt geben. Ihren Mann will sie im engsten Familienkreis beisetzen lassen.

AFP
Ralf Isermann, AFP

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