Frau Tiller, sehen wir Sie im nächsten Dschungelcamp?
Nein, ich finde diese Sendung einfach nur unappetitlich.
Aber mit Ingrid van Bergen hat in diesem Jahr doch eine reife Frau gewonnen.
Das freut mich allerdings ein bisschen. Es war mutig von ihr, da überhaupt mitzumachen. Vielleicht verdient sie damit jetzt viel Geld, ich wünsche es ihr.
Sie sind 1949 Miss Austria geworden. Misswahlen aber gelten auch nicht gerade als niveauvolle Unterhaltung.
Aber es war toll. Wir mussten eine Runde im Badeanzug und die nächste im Abendkleid auftreten. Curd Jürgens hat mir die Schärpe umgehängt.
Hat Ihnen die Misswahl in der Karriere geschadet?
Ich hatte damals gerade mein erstes Engagement am Theater in der Josefstadt in Wien. Mein Vertrag wurde nicht verlängert. Da war bestimmt die Misswahl der Grund.
Ihr künstlerischer Durchbruch waren 1955 "Die Barrings" an der Seite von Dieter Borsche.
Ja, der Film war ganz entscheidend für meine Karriere. Noch mehr als …
… "Das Mädchen Rosemarie", in dem Sie eine Hure spielten?
Das war ja ein richtiger Skandalfilm. Ich hatte mir gar keine Gedanken gemacht, fand einfach das Drehbuch toll. Und ich habe mich nicht einmal ausgezogen in dem Film, habe nur ein Babydoll angehabt.
Sie galten plötzlich als erotischste Frau des europäischen Films.
Was ich erst einmal verkraften musste, aber es war ein schönes Kompliment.
Sie drehten auch mit Hildegard Knef …
Sie mochte mich nicht, von Anfang an. Eine wirklich unangenehme Person. In "Illusion in Moll" hatte ich nur eine kleine Nebenrolle. Als ich hereinkam und hübsch frisiert war, hat sie gleich Ärger gemacht und wollte, dass ich umgestylt werde, damit ich auch ja nicht besser aussehe als sie. In "Lulu" hatte ich dann die Hauptrolle. Aber auch da war sie nicht nett. Ich hatte Mitleid mit ihr.
Zur Person
Nadja Maria Tiller, am 16. März 1929 in Wien geboren, ist die Tochter des Dresdner Hofschauspielers Anton Tiller und der Schauspielerin Erika Körner-Tiller. 1945 beginnt sie ihre Ausbildung in Tanz, Ballett und Schauspiel, wird 1949 Miss Austria und hat ihr erstes Engagement am Theater in der Josefstadt. Wenige Jahre später lernt sie Walter Giller kennen, ebenfalls Schauspieler, die beiden heiraten. Tillers bekanntester Film wird "Das Mädchen Rosemarie" (1958). Heute lebt das Ehepaar Tiller-Giller im Seniorenheim Augustinum in Hamburg, hat zwei Kinder und vier Enkel.
Wie haben Sie eigentlich Ihren Mann, Walter Giller, kennengelernt?
Das war 1953. Am Filmset zu "Schlagerparade". Er fragte mich schon am ersten Drehtag: "Was haben Sie die nächsten Tage vor? Wir könnten heiraten." Nach drei Jahren habe ich dann Ja gesagt.
Und heute wohnen Sie beide in zwei getrennten Wohnungen in einem luxuriösen Hamburger Seniorenheim an der Elbe, Ihr Mann hat die kleinere.
Ich habe die Terrasse und mehr Platz, darum frühstücken wir jeden Morgen bei mir, unser Nachmittagsschläfchen verbringen wir auch zusammen in meinem Bett. Wenn er abends Fußball gucken will, muss er zu sich rübergehen. Es ist wichtig, dass jeder Raum für sich hat.
Freiheiten in der Ehe?
Natürlich. Bei uns beiden gab es auch mal jemand anders zwischendurch, Flirts eben. Aber das wäre kein Grund gewesen, sich zu trennen.
Bald sind Sie 80. Was wünschen Sie sich?
Keine Geschenke und keine Blumen. Vielmehr sollen die Leute für "Plan International" spenden und eine Patenschaft übernehmen. Das wäre mein Wunsch. Ich habe doch alles, was ich brauche. Mein Patenkind wohnt in Peru.
Was planen Sie noch?
Es gibt gerade die Idee, dass ich und Walter noch mal einen Film zusammen machen könnten. Das wäre der Knüller. Ansonsten genieße ich die Ruhe. Vor dem Tod habe ich nur ein bisschen Angst. Viel mehr fürchte ich in Hamburg die Radfahrer.