was-macht-eigentlich Walter Giller

Der Schauspieler wurde 1959 durch seine Rolle in Wolfgang Staudtes »Rosen für den Staatsanwalt« berühmt, für die er den Bundesfilmpreis erhielt. Danach kam er dem Publikum überwiegend komisch

Der Schauspieler wurde 1959 durch seine Rolle in Wolfgang Staudtes »Rosen für den Staatsanwalt« berühmt, für die er den Bundesfilmpreis erhielt. Danach kam er dem Publikum überwiegend komischZur Person :

Walter Giller, 72, in seinem Haus bei Lugano. Hier leben er und seine Frau, die Schauspielerin Nadja Tiller, mit der er seit 43 Jahren verheiratet ist. Die beiden haben zwei Kinder und vier Enkel. Im Paukerfilm »Klassenkeile« stand Giller 1969 mit Uschi Glas vor der Kamera

stern: Haben Sie noch Spaß am deutschen Fernsehen?

Giller: Meine Lieblingssendung war die »Simpsons«, so gut geschrieben und so ernsthafte Themen

stern: Sie selbst haben lange Humor-Sendungen wie »Locker vom Hocker« gemacht.

Giller: Das war alles ein bisschen dürftig. Aber wenn ich sehe, wie so nette Burschen wie Karl Dall auf der untersten Etage der Unterhaltung ihre Millionen verdienen müssen, ist das schon armselig.

stern: Wie finden Sie die jungen Comedystars?

Giller: Ich freue mich natürlich über Ingolf Lück oder Bastian Pastewka. Die müssen nur aufpassen, dass sie nicht zu viel machen. Aber die dürfen ja eh nur bis zum 49. Lebensjahr arbeiten, weil sie dann unter das Fred-Kogel-Gesetz fallen. Den wird vielleicht auch, wenn er 49 ist, der Blitz beim Scheißen treffen. Meine Frau Nadja Tiller und ich kommen auch ohne Herrn Kogel einigermaßen zurecht. Es ist natürlich mühsam, die Kinder schreien nach Kaviar.

stern: Müssen Sie noch oft Witze erzählen?

Giller: Das habe ich eigentlich immer gehasst und vermieden. Aber auch der gefeierte Harald Schmidt - der gibt den Leuten im Publikum das Gefühl, intellektuell zu sein, weil sie über seine etwas schlüpfrigen Halbwitze lachen, und dann lachen alle Friseusen. Das ist doch eigentlich infam.

stern: Sie treten mit »Deutsche Vita« auf, einem autobiografischen Leseabend, wo Sie auch aus Ihrem Leben erzählen.

Giller: Damit werde ich im Frühjahr wieder auf Tour sein. Und jetzt soll ein Buch daraus werden. Außerdem werde ich zwei Romane von P. J. Woodhouse lesen und für den Bayrischen Rundfunk die »Feuerzangenbowle«.

stern: Gibt es Filmprojekte?

Giller: Ja, ich hatte eine Rolle in »Meine Mutter, meine Rivalin« von Horst Königstein. Da spiele ich - das ist nun auch an mir nicht vorübergegangen - einen Chefarzt. Und ich habe wieder mal mit meiner Frau gedreht: »Immer«, einen zauberhaften Kurzfilm unter der Regie von Jophi Ries.

stern: Klingt nicht nach beschaulichem Rentnerdasein.

Giller: Doch. Ich brauche das alles nicht mehr. Ich bin mit mir zufrieden. Dazu kommt, dass ich einen tollen Partner habe, mir dem ich sehr befreundet bin. Ein Glücksfall nach all den Jahren. Und es ist ja wirklich nicht einfach mit ihr!

stern: Sagt sie das auch über Sie?

Giller: Kann ich mir nicht vorstellen. Ich bin einfach und unkompliziert. Und es ist doch toll, dass man sich heute besser fühlt als vor 15 Jahren. Trotzdem haben wir uns schon angemeldet in der Anstalt in Neumühlen

stern: einem vornehmen Seniorenstift in Hamburg, direkt an der Elbe. Ziehen Sie da irgendwann hin?

Giller: Sicher. Wir wollen ja niemandem auf den Wecker fallen, wenn mal was ist. Nicht den Kindern, aber auch nicht dem Partner. Und da hat dann jeder sein eigenes Apartment.

stern: Gibt's eine Rolle, von der Sie immer geträumt haben?

Giller: Nein, hatte ich nie. Wenn ich was versäumt habe, dann eine Sache: Klavierspielen. Ich hab am Konservatorium in Hamburg gelernt und sogar zwei Konzerte gegeben, im Schillerkragen. Aber das war zu Ende, als der Krieg kam. Heute kann ich nicht mal mehr den »Fröhlichen Landmann«.

stern: Wie halten Sie sich fit?

Giller: Ich turne jeden Tag ein bis zwei Stunden. Das habe ich vor 40 Jahren mal angefangen, damit der Alkohol besser rausgeht, und bin dabei geblieben. Was den Alkohol betrifft: Das Fässchen, das der liebe Gott einem zugesteht, habe ich ausgetrunken, und das vom Nachbarn auch noch ein bisschen.

Mit Walter Giller sprach stern-Redakteurin Heidemarie Fuhrmann.

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