TV-Kritik: "Die 2 - Gottschalk & Jauch gegen ALLE" Mit der Funzel sieht man besser

  • von Mark Stöhr
Es war ein zäher Showabend mit Günther Jauch und Thomas Gottschalk. Die beiden hatten den Drive einer Dixieband, da halfen auch keine Shaolin-Mönche. Interessant wurde es erst, als das Licht ausging.

Da sage noch mal einer, Fernsehen macht blöd. Ganz im Gegenteil. Seit gestern Abend wissen wir, dass Hengste mehr Zähne haben als Stuten. Dass ein Nashorn eine halbe Stunde Sex hat, ein Löwe dagegen nur eine halbe Minute. Und dass Günther Jauch Katzen mag. Sie finden, mit Tierwissen allein lässt sich keine Mittagspause bestreiten? Stimmt. Doch viel mehr hatte die dritte Ausgabe von "Die 2 - Gottschalk & Jauch gegen ALLE" leider nicht zu bieten - von einem turbulenten Ende einmal abgesehen. Hier die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Welchen Showfaktor hatten Günther Jauch und Thomas Gottschalk?

Den einer Dixieband. Das Alter haben sie ja dafür. Barbara Schöneberger stellte sie als "Triple-A-Prominente" vor, das Publikum erhob sich bei der Begrüßung von den Sitzen. Haben wir was verpasst? Wurde hier ein Sonderbambi für die peinlichste Frisur und die schlechteste Körperhaltung verliehen? Die Stimmung normalisierte sich aber recht zügig. Gottschalk und Jauch waren nur halb bei der Sache. Vor allem Gottschalk irrte manches Mal desorientiert durch die Kulisse. Bei einem Spiel sollte er mit einem speziell präparierten Blasrohr mehrere Fackeln entzünden. Er machte es mit der Hand und entzündete sich fast selbst. Jauch präsentierte immerhin einen originellen Kostümvorschlag für Karneval. Er kam als Peter Klöppel.

Wie sehr nervte Barbara Schöneberger?

Man kann sich seine Moderatoren halt nicht aussuchen. Barbara Schöneberger führte durch die Show, wie andernorts Leute ihren Altbau entkernen. Sie ist die Abrissbirne im moderierenden Gewerbe, da kommt man schon mal mit dem Du und dem Sie durcheinander und vertut sich beim Zwischenstand. Immer wenn die Schöneberger nicht weiter wusste, rief sie: "Fantastisch!" Also ungefähr alle zwei Minuten. Sehr gewagt waren ihre Dschungelcamp -Anleihen ganz zu Beginn ("Babsi-Camp"). Das war, als würde ein Zweitligist im Bayern-Trikot auflaufen. Doch wenn jemand in einer nach und nach zusammenbrechenden Liveshow die Stellung halten kann, dann die Schöneberger.

Wurde schön gespielt?

Das wurde es, zumindest bei den Spielen, die keine Anleitung wie für einen Teilchenbeschleuniger benötigten. Bei einer Nummer ging es darum, eine Chipstüte möglichst leise zu öffnen. Gottschalk und Jauch und die Zuschauerkandidaten saßen in einer schalldichten Box und berührten die Verpackungen mit Samtfingern. Das war ein angenehm ruhiger Moment. Die beiden Showdinos erwiesen sich dabei als die besseren Leiseöffner. Bei einem Musikquiz wusste Gottschalk, dass "Yesterday" von den Beatles damals in den deutschen Charts nicht den ersten Platz belegt hat. Jauch machte derweil sein Bubengesicht. Danach wusste er zu berichten, dass er eine Garage besitzt, in der "Das weiße Album" gelagert ist. Es trägt die Originalunterschrift von George Harrison. Dafür ein großes Wow.

Waren genügend Löwenbabys da?

Leider nein, es waren nur drei. Eines verfing sich mit seinen kleinen Tatzen im Hemd von Günther Jauch, worauf der Babysitter vom Zoo den sachdienlichen Hinweis "nach oben aushaken" gab. Daran erinnert man sich vielleicht mal gerne im Krüger-Nationalpark. Fast als Löwenbaby ging ein neunjähriger chinesischer Kung-Fu-Kämpfer durch, der in 30 Sekunden 29 Kopfstand-Überschläge machen konnte. Aber halt nur fast. Interessant waren in diesem Zusammenhang die Namen, die eine Zuschauerkandidatin ihren Katzen gegeben hat: "Heidi Klümchen" und "Giselle Bündchen". Ein anderer Kandidat aus dem Publikum wurde als "Antivegetarier" und Sammler von Spielautomaten und Spielkonsolen vorgestellt. Wahrscheinlich eher der Hundetyp.

Der Satz des Abends

Als man sich langsam bettfein machen und endlich einen Schlussstrich unter diese schon wahnsinnig langweiligen zweieinhalb Stunden Fernsehen ziehen wollte, kam plötzlich doch noch Bewegung in die Show. Im Finale streikte eine LED-Wand, es musste improvisiert werden. Das waren erfrischende Augenblicke der Anarchie. Jauch ("LED ist ein Schmarrn, früher gab es Glühbirnen") fuchtelte mit einer Taschenlampe herum, die als Ersatz für das große Licht dienen sollte. Als dann auch noch ein Ballon, der im abschließenden Quiz bei jeder richtigen Antwort weiter aufgepumpt wurde, partout nicht platzen wollte und Schöneberger am Ende sogar die Fragen ausgingen, sagte Thomas, der Finalkandidat, den Satz des Abends: "Ich muss morgen arbeiten." Er ging immerhin mit 60.000 Euro nach Hause und saniert sich damit jetzt seine Bude.

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