Ob auch Angela Merkel irgendwann einmal einen Anruf von ProSieben bekommen wird? Da mag unsere Frau Bundeskanzlerin ihr Fähnchen nach dem Wind drehen, wie sie will, eines Tages werden ihre Tage im Amt gezählt sein. Dann ist auch sie eine Ex, eine Ehemalige. Und hat vielleicht auch die Chance im Auffanglager für Existenzen der Marke "Ich war einmal ein Celebrity" einen Platz zu bekommen.
Die Rede ist von der Reality-Show "Die Alm", deren zweite Staffel am Samstagabend auf ProSieben ins Rennen ging. Neun Blitzlicht-Süchtige, die das Etikett "Ex" mit sich herumschleppen wie eine Kuh ihr Euter, werden in Südtirol auf eine Hütte in 1776 Metern Höhe verfrachtet und zeigen dort, was sie noch nie konnten. Macht aber nix. Schlimm ist nur, dass das TV-Schnarch-Ereignis, das laut Sender ein "schönes Sommer-Fun-Event" sein soll, so aufregend ist wie das Paarungsverhalten von Nacktschnecken.
Botox in der Stirn - natürlich streng geheim
Kein Aufreger nirgends. Obwohl "Die Alm" eng angelehnt ist an das RTL-"Dschungel"-Konzept, will man nicht so dick auffahren wie der Konkurrenzsender. Kakerlaken und Känguruhoden, das, bäh, igitt, bitte nicht. Ekel ist out. Zumindest in Folge Eins. Täglich soll es nun zwei Wochen lang weitergehen, jeweils um 22.15 Uhr wird eine Stunde lang live berichtet. Was da noch kommt? Allzu Menschliches vielleicht, Zickenkrieg, Lagerkoller, Skandal-Outings. Darauf wird doch wenigstens Verlass sein? Noch ist davon allerdings kaum eine Spur. Man gibt sich Bussi-Bussi, schaut Kühe an als wären sie Aliens, findet die Berglandschaft "unglaublich schön" und sich selbst noch schöner.
So wie Ex-"Topmodel"-Kandidatin Gina-Lisa Lohfink beispielsweise. Vielleicht tatsächlich eine Naturschönheit. Doch sieht man nichts davon, da die 24-Jährige noch künstlicher daher kommt als Barbie: French Nails, Haarextensions, zweifache Brustvergrößerung. Und dann auch noch: Botox gegen Stirnfalten. Ups. Eigentlich streng geheim. Das mit dem Botox war dem hessischen It-Girl nämlich rausgerutscht, aus ihrem - immerhin noch nicht aufgespritzten - Mund, einfach so, beim Plaudern mit den Alm-Kollegen. Die Folge: Krisen-Alarm. Gina-Lisa stürmte zu Busen-Freund Rolf Schneider, Ex-"Topmodel"-Juror. Sie, völlig runter mit den Nerven, prophezeite sich selbst die schrecklichsten Schlagzeilen. "Rolfe", schon im Bett, verstand die Hysterie nicht und brabbelte nur: "Ach, was, das interessiert doch keinen."
Wetten, ich bin prominenter als du?
Immer nur drauf auf die Kleinen. Auch Ex-"DSDS"-Teilnehmer Thomas Karaoglan, 18, genannt "der Checker", bekam gleich was auf die Mütze. Und zwar von Ex-"DSDS"- Moderator Carsten Spengemann, der ohnehin ständig mit verschränkten Armen da stand und so wirkte als hätte er sowieso keine Lust auf all diesen Alm-Kram. Spengemann drohte dem Alm-Nesthäkchen an, ihn unter Umständen mit dem Kopf voran in einen Misthaufen zu stecken und sagte abfällig: "Du bist ein John Wayne im Kleinformat aus Düsseldorf." Scheint als wäre der Ring eröffnet. Es darf gerangelt werden um die Frage: Wetten, ich bin prominenter als du?
Wie bitte, diese Pseudo-Alm-Sepperl sind prominent? Hier die Möglichkeit zum Selbsttest: Kennen Sie auch diese TV-Alm-Insassen? Schrotthändler "Manni" Ludolf, Ex-"Topmodel"-Kandidatin Tessa Bergmeier, Moderatorin Charlotte Karlinder, Ex-Fußballtrainer Werner Lorant, Sängerin Kathy Kelly. Geringe Trefferquote? Macht nix. Moderatoren gibt es übrigens auch, Janine Kunze und Daniel Aminati, aufgehübscht in Dirndl und Lederhose, aber kaum waren sie raus aus dem Bild, hatte man sie auch schon vergessen. Und tauchten sie unerwartet auf im Bild – es gab einige technische Probleme – platzte es aus Janine heraus: "Wir haben keinen Text mehr. Was machen wir jetzt?"
"Muhprobe" statt Dschungelprüfung
Sieben Jahre sind seit der ersten "Alm"-Staffel vergangen. Damals waren unter anderem Tatjana Gsell, René Weller und Gunter Gabriel dabei, "Almkönigin" wurde Kader Loth. Auch diesmal heißt es: Handy, Internet, Kontakte nach draußen, alles gestrichen. Auf der Alm gibt es bekanntlich "koa Sünd", aber in diesem Fall eben auch "koa" Strom und "koa" warmes Wasser. Zum Konzept gehört, dass die Zeit zurück gedreht wird, nach dem Motto "Leben wie vor hundert Jahren". Selbstversorgung ist angesagt, Stall ausmisten, Putzen, Tiere versorgen. Wer aber macht was?
Bergbauer Huber ernannte den "Checker" zum Chef des Tages. Der aber hatte überhaupt keine Lust, den Big Boss zu markieren und Aufgaben zu verteilen, sondern sagte nur: "Arbeitet, wie ihr wollt" und schnappte sich eine Decke, um sich in die Sonne zu legen. Die Konsequenz: Bergbauer Huber grantelte, schimpfte und tobte. Und schon in der nächsten Folge ist der "Checker" wieder gefordert, eine so genannte "Muhprobe" wartet auf ihn – so haben es die Zuschauer entschieden.
"Muhproben" sind, um es mal so auszudrücken, Extraaufgaben. Dabei können warmes Essen, Getränke und Grüße von der Familie erspielt werden. Oder mehrere Geschirrsets, so wie es Tessa in der ersten "Muhprobe" gelungen ist. In einer stockdunklen "Scheune des Schreckens" musste das Model in fünf Behälter hineingreifen und erraten, was sich darin befindet, unter anderem Krebse, Kakteen und - eine Wollmütze. Ein Auftakt, der Schlimmstes vermuten lässt: Knabbern an Häkeldecken, im Kampf mit Frottee-Handtüchern, eingesperrt mit dreihundert Paar Stricksocken. Das Abenteuer kann beginnen.