Wüstenfuchs-Verfilmung im SWR Familie Rommel stört sich am Drehbuch

Was für ein Mensch war Generalfeldmarschall Erwin Rommel? Unter Historikern ist die Rolle und Einstellung des Wüstenfuchs umstritten. Kein Wunder, dass es jetzt Diskussionen um eine Fernsehverfilmung gibt. Die Familie Rommels hat jetzt einen Brief an den SWR geschrieben und bittet um Änderungen im Drehbuch.

Eine SWR-Verfilmung über den Generalfeldmarschall des Zweiten Weltkrieges Erwin Rommel sorgt nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" für Ärger. Die Familie kritisiere, dass die Entwicklung ihres Vorfahren vom Hitler-Bewunderer zum Hitler-Kritiker nicht ausreichend dargestellt sei. Eine SWR-Sprecherin erklärte, dass die Gespräche mit der Familie sehr konstruktiv verliefen.

Rommel war schon zu Lebzeiten wegen seiner militärischen Erfolge vor allem in Afrika eine Legende. Die Nazis bauten dies zum Mythos aus. Rommels Haltung gegenüber dem NS-Regime ist nicht endgültig geklärt und gilt als ambivalent.

Die SWR-Sprecherin bestätigte die Information des "Spiegel", dass der Sohn, der frühere Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel, 82, einen Brief an den SWR-Intendanten Peter Boudgoust geschrieben hat. Darin schreibt Rommel über seinen Vater: "Ja, er schätzte Hitler am Anfang, weil dieser ein Freund der Armee war, aber die gegenseitige Wertschätzung fand ein jähes Ende mit dem "Sieg oder Tod!"-Befehl Hitlers vor El Alamein, als Rommel eigenmächtig den Rückzug antrat und vielen das Leben rettete."

Versuch der Annäherung

Die Familie Rommel befürchtet zudem, "bei jeder Ankündigung des Films in den diesbezüglichen TV-Illustrierten zu lesen, dass der Filmheld aufreißerisch als ein Günstling, Emporkömmling und Nazi-Verbrecher tituliert wird", heißt es laut "Spiegel" in dem Brief - und weiter: "Das stimmt doch einfach nicht. Das sind Lügen".

Nach diesem Schreiben habe der Sender intensiven Kontakt zur Familie aufgenommen. "Das haben wir auch bei unserem Film über Stauffenberg so gehalten", sagte die Sprecherin des Senders. Dass die geschichtliche Einschätzung bekannter Menschen nicht immer mit der familiären Sicht übereinstimme, sei völlig normal. "Da versuchen wir, uns anzunähern."

Der SWR hat Anfang September in Frankreich mit den Dreharbeiten begonnen. Die Rolle von Rommel spielt Ulrich Tukur. Der Film soll die Entwicklung Rommels in seinen letzten Monaten beleuchten, als er "in den Konflikt zwischen unbedingter Loyalität und notwendiger Opposition geriet", heißt es in der Ankündigung. Für Drehbuchautor und Regisseur Niki Stein steht Rommel "stellvertretend für eine ganze Nation: Nämlich das allmähliche und (zu) späte Erkennen, dass der, dem man leidenschaftlich gedient hat, ein Verbrecher ist". Der Film soll im Herbst 2012 ausgestrahlt werden.

Zur Selbsttötung gezwungener Wüstenfuchs

Erwin Rommel, der 1891 in Heidenheim geboren wurde, gilt als "Lieblingsgeneral" Hitlers, vor allem, als er ab 1941 in Nordafrika für die Nationalsozialisten einige spektakuläre Siege verzeichnete (daher sein Spitzname "Wüstenfuchs"). Mit dem nahenden Untergang des Nationalsozialismus entfernte sich Rommel von Hitler. Er hatte auch Kontakte mit den Hitler-Attentätern des 20. Juli. 1944 wurde Rommel zur Selbsttötung gezwungen.

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