Instagram-Postings "Wir sind nicht antisemitisch": Gefeuerte Moderatorin Helen Fares macht SWR schwere Vorwürfe

Die vom SWR gefeuerte Moderatorin Helen Fares
Die Journalistin Helen Fares, die für den SWR moderierte, erwähnt wie viele angebliche Israel-Kritiker in ihren Instagram-Beiträgen das Massaker vom 7. Oktober mit keinem Wort
© Screenshot Instagram
Die Moderatorin Helen Fares hat auf Instagram zum Boykott israelischer Produkte aufgerufen, woraufhin der öffentlich-rechtliche SWR sie feuerte. Jetzt wehrt sich die Journalistin in einem Statement gegen den Vorwurf, antisemitisch zu sein.

Die vom SWR gefeuerte Moderatorin Helen Fares hat den Sender in einem Statement auf Instagram scharf kritisiert. "Der SWR konnte nicht damit umgehen, dass Hunderte von Rechten in Briefen meine Entlassung gefordert haben", sagt sie in dem kurzen Clip auf Englisch. Fares wehrt sich zudem gegen den Vorwurf, ihr Aufruf zum Boykott israelischer Produkte sei antisemitisch. "Ich möchte eines klarstellen: Wir sind nicht antisemitisch, weil wir Produkte von Firmen aus einem Land boykottieren, gegen das gerade vor dem Internationalen Gerichtshof eine Ermittlung wegen der Vorwurfs des Genozids läuft und das gerade zehntausende Menschen abschlachtet."

Fares rechtfertigt ihren Aufruf in dem Statement damit, dass sich "Millionen Menschen weltweit in der Boykott-Bewegung engagieren, darunter Tausende Juden, und diese Menschen haben uns darum gebeten, den Druck auf die israelische Regierung zu erhöhen, ihre Aktivitäten in Palästina einzustellen, die selbst den Antisemitismus anfeuern". Die "Millionen Menschen" sind vermutlich eine Anspielung auf die BDS-Bewegung. BDS steht für "Boycott, Divestment and Sanctions", deren Ziel es ist, Israel für seine Politik gegenüber den Palästinensern wirtschaftlich, kulturell und politisch zu isolieren. Der Bundestag hat den BDS bereits 2019 mit großer Mehrheit klar verurteilt und als antisemitisch eingestuft.

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Helen Fares empfahl eine Boykott-App

Fares hatte auf Instagram dazu aufgerufen, keine israelischen Produkte mehr zu kaufen. In dem Beitrag führte sie als Beispiel die Schokomilch der Firma Alpro an, auf die sie jetzt verzichte. Alpro, wie der französische Mutterkonzern Danone, hätte enge Verbindungen nach Israel. Dazu muss man wissen, dass Danone einst vom Juden Isaac Carasso gegründet worden war, dessen Sohn Daniel 1941 vor den Nazis aus Frankfurt in die USA floh. Für den Boykott empfahl sie sogar eine Handy-App, die israelische Produkte identifiziere.

Nach Kritik in den sozialen Medien wegen des Videos reagierte der SWR und trennte sich von Fares. In der Begründung des Senders vom Montag hieß es unter anderem, dass sie "wiederholt auf ihrem privaten Social-Media-Account extreme politische Positionen geäußert" und damit die für Journalisten notwendige "Unabhängigkeit" aufgegeben habe. Merkwürdigerweise mied der Sender das Wort Antisemitismus dabei. 

Erst Rednerin beim Palästina-Kongress – dann doch nicht

Fares Haltung zum Palästina-Konflikt hätte dem Sender allerdings früher auffallen können. Schon in früheren Postings warf Fares der israelischen Regierung vor, einen "Völkermord" an den Palästinensern zu begehen. Kritiker der israelischen Politik würden in Deutschland "eingeschüchtert und kriminalisiert", um sie "ruhig" zu halten. Den israelischen Ministerpräsidenten nannte sie "faschistisch". Das Massaker vom 7. Oktober, bei dem Hamas-Terroristen 1200 überwiegend israelische Zivilisten auf bestialische Weise töteten, erwähnt sie in ihren Postings mit keinem Wort.

Für den "Palästina Kongress 2024", der Mitte April in Berlin stattfindet, war Fares zunächst als Rednerin angekündigt: Auf der Webseite der Veranstaltung war zu lesen, dass sie an einer Panel-Diskussion zu "Deutschlands 'feministischer Außenpolitik'" teilnehmen soll. Seit Dienstag, nach ihrer Entlassung durch den SWR, taucht ihr Name plötzlich nicht mehr im Programm auf.

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