ZDF-Serie "Derrick - Wege zum Glück" Schwuler Kommissar, korrupter Chefarzt

  • von Elena Pelzer
Inspektor Derrick und sein Kollege Harry Klein feiern ein Comeback - als schwules Paar. Möglich machen dieses Liebesglück vier ZDF-Produzenten, die alte "Derrick"-Folgen neu geschnitten und vertont haben. Vorerst nur für das Netz, aber bald soll der Spaß im Fernsehen zu sehen sein.

Tatort: Mainz, Deutschland. Diverse offene Fälle, Ausgang ungewiss. Die Täter: Vier Produzenten des ZDF. Priorität: Hoch. Derrick übernimmt.

Nach 281 Folgen und einer längeren Pause darf der beliebte Kriminaloberinspektor wieder ermitteln. Mittlerweile haben sich dessen Interessen jedoch stark verändert - zugunsten seines Kollegen Harry Klein. Sie beginnen eine Affäre. Schmieden Hochzeitspläne. Gegen Ende wollen die beiden Kinder. Unmöglich? Nicht, wenn Kriminaloberinspektor Derrick seinen Kollegen in alter Manier anweist: "Harry, hol schon mal den Wagen." Pardon: "Den Kinderwagen!"

Was in der Musik als Remix bekannt ist, heißt im Web 2.0 "Mashup" und bezeichnet eine Neukonfektionierung von Videos, Texten, Bildern oder Tönen. Eine Form, die vielen Nutzern bereits bekannt ist durch z.B. Google Maps und die das ZDF nun für eine satirisch humoreske Umdeutung einst beliebter Fernsehserien nutzt.

Der Chefarzt einer renommierten Klinik im Schwarzwald nimmt seine Patienten aus wie eine Weihnachtsgans, um seinen Golfsport, die Ex-Frauen und eine neue Leber zu finanzieren. "Sie haben keine 20.000 Euro übrig für eine Blinddarm-OP? Aber Sie sind sich doch bewusst, wie schnell was bei den OPs schiefgehen kann. Sehr schnell. Da wird, anstatt den Blinddarm rauszunehmen, auch mal ausversehen ein Bein amputiert", reden die Schwester und der Pfleger "behutsam" auf den Patienten ein.

Mehr als nur Mittelmaß

Dies sind die Abenteuer von "Derrick" und der "Schwarzwaldklinik". Bloß, dass die Szenen mit einer Gesamtlänge zwischen drei und fünf Minuten komplett neu zusammengeschnitten und originell neu vertont wurden getreu der Mashup-Technik. Sie zeigt, was passiert, wenn vier kreative ZDF-Produzenten eine Leidenschaft fürs Mittelmaß entwickeln. "So ein Archiv voller ZDF-Fernseh-Höhepunkte ist verlockend. Noch verlockender ist es aber, mal mit einer Portion Selbstironie drauf zu schauen", sagen die Macher. "Derrick" steht seit jeher für Kontinuität der Charaktere, der Schauplätze und der Falllösungen. Hinzu kommt noch die souveräne Aura vom mittlerweile verstorbenen Horst Tappert, der den Kriminaloberinspektor 24 Jahre lang verkörperte. Einer der größten Fans der Serie war Umberto Eco, wie er durch sein Buch "Derrick oder Die Leidenschaft für das Mittelmaß" zu erkennen gab. Von einem Mittelmaß kann bei "Derrick - Wege zum Glück" und der "Schwarzgeldklinik" jedoch nicht die Rede sein.

Wie sehen dies die Schauspieler? "Beschwerden sind bei uns noch nicht angekommen", vermerkt ein ZDF-Sprecher und betont, dass "nicht die Loyalität dem Original gegenüber ausschlaggebend ist, ob der Clip gefällt, sondern vielmehr das persönliche Humorempfinden und individuelle Schmerzgrenzen". Schließlich will das ZDF keine einst so treuen Fans der Serien verlieren.

Noch sind die Mashup nur über die Mediathek des ZDF abrufbar, geplant ist demnächst eine Ausstrahlung bei dem digitalen Jugendkanal ZDFNeo. Bis zum 11. März sollen jeden Freitag drei bis vier neue Videos hinzukommen. Nach den ersten positiven Rückmeldungen, so der Sprecher, seien nun weitere Folgen wie "Der neue Alte" oder "Bergdoktor Berg" im Gespräch. Freunde des Experiments dürfen sich also freuen: Es steht erst am Anfang.

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