Was ist eigentlich mit dem deutschen Humor los? Gut, auf dem internationalen Markt war er nie konkurrenzfähig. Aber in all den Jahren hatten wir ihn lieb gewonnen. Hin und wieder vermochte er unseren düsteren Alltag zwischen staubigen Büropflanzen und zäh fließendem Feierabendstau ein wenig aufzuhellen – immer noch besser als Zahnwurzelbehandlung oder Steuererklärung. Doch seit einiger Zeit nehmen unsere Humoristen eine bedrohliche Entwicklung. Und in diesem Jahr lief dann plötzlich alles vollends aus dem Ruder.
Monika Gruber zum Beispiel. Bislang hatte sie sich immer mit ihrem Dasein als zuverlässig vor sich hin witzelnde Humorfachkraft begnügt. Doch im vergangenen Juni dürstete es sie plötzlich nach mehr. Sie ließ die stickigen Kleinkunstbühnen hinter sich und eroberte den Marktplatz. Sie hielt eine Rede auf einer Demonstration gegen Robert Habecks Heizungsgesetz, für die sie zuvor intensiv auf Facebook geworben hatte.
Bayerische Kabarettistin organisiert Anti-Heizungsgesetz-Demo: klingt nach einem launigen Einfall von Gerhard Polt. Doch Gruber meinte ihre absurde Veranstaltung vollkommen ernst. Sie postierte sich neben einem Protestschild, auf dem "Stoppt die Heizungsideologie" stand, und wutbürgerte hemmungslos in die Menge: "Die Mehrheit will kein Elektroauto, die Mehrheit will auch nicht gendern, die wollen auch nicht gesagt bekommen, dass sie nur zehn Gramm Fleisch pro Tag essen dürfen." Es war ihre Abschiedserklärung von doppelbödigem Kabarett. Sie war auf der Seite des schrillen Populismus angekommen.

Es war ebenjene Demo, bei der Hubert Aiwanger dann seinen berüchtigten Angriff auf die Berliner Eliten ritt. "Wir wollen unsere Demokratie zurückholen", rief der stellvertretende bayerische Ministerpräsident. Die Kabarettistin war zur Steigbügelhalterin eines rechtspopulistischen Agitators verkommen. Kurz drauf sekundierten ihr noch ihre Kollegen Bruno Jonas und Helmut Schleich in einem Interview. Fazit des Trios: In der Politik herrsche so etwas wie die Diktatur einer linken Einheitskaste. Ein gewagtes Statement angesichts der jüngsten Erfolge der AfD.
Nicht nur im Problembundesland Bayern driften viele Komiker immer weiter nach rechts ab.