Ich bin 14 Jahre alt und meine Mitschüler lästern über mich und mein Aussehen bei Facebook", klagt ein Mädchen auf einer Anti-Mobbing-Seite. "Was kann ich dagegen tun? Ich will es nicht meinen Eltern sagen, sonst verbieten sie mir noch das Internet!" Cybermobbing ist in den letzten Jahren zu einem großen Problem geworden. 17 Prozent der Jugendlichen, die das Internet nutzen, berichten laut JIM-Studie 2014, dass über ihre Person schon einmal etwas Beleidigendes im Internet verbreitet wurde.
Die Grenzen zwischen direktem Mobbing und Cybermobbing sind fließend. Meist sind die Angriffe im Netz nur die Fortsetzung der direkten Beleidigungen. Doch im Internet liegt die Hemmschwelle niedriger. Im Netz muss man das Gesicht des anderen nicht sehen, wenn man ihn beleidigt. Diese Distanz zum Opfer wirkt verharmlosend - ein fieses Foto ist schnell hoch geladen und Gemeinheiten tippen sich leichter als sie sich aussprechen lassen.
Wer ist Täter- und wer Opfer?
Oft entsteht Mobbing in der Schule. Anders als beim Sportverein können die Kinder ihre Schule nicht einfach verlassen, wenn sie gemobbt werden. Ein Schulwechsel ist zwar möglich, aber meist nicht von heute auf morgen umsetzbar. Und selbst wenn ein Opfer die Schule wechselt, hilft das inzwischen nicht mehr in allen Fällen. Denn über Facebook, Whatsapp und Co. verbreiten sich Beleidigungen auch über Schul- und Stadtgrenzen hinweg. Das Publikum, das bei den Angriffen live dabei ist, ist riesengroß.
Immer öfter wird im Internet aus Opfer auch Täter: Was sie sich in der direkten Konfrontation wahrscheinlich nicht trauen würden - zurück beleidigen, den Angreifer bloßstellen - ist im Netz viel einfacher. Für Eltern und Lehrer ist dann schwer zu entscheiden, wer Täter und wer Opfer ist.
Mobbing ist überall
Mobbing ist meist nur ein zeitlich begrenztes Problem, die wenigsten Opfer werden ihr gesamtes Leben von anderen ausgegrenzt. Doch die Folgen der Angriffe können schwerwiegend sein, viele leiden noch Jahre später unter Angststörungen oder Depressionen.
Sieben Prozent der in der JIM-Studie befragten Jugendlichen wurde schon einmal im Netz fertig gemacht. Die Zahl der Cybermobbing-Opfer ist seit ein paar Jahren konstant. Auch viele Jugendschützer glauben nicht, dass es heute mehr Mobbingfälle gibt als früher, doch die Qualität hat sich verändert. Mobbing ist nicht mehr auf die Zeit in der Schule begrenzt, sondern schafft übers Internet den Weg in die Kinderzimmer der Opfer. Sie haben oft das Gefühl, den Beleidigungen der anderen nicht mehr entgehen zu können. Ihre Angreifer sind überall, verbünden sich auf Facebook, verbreiten Gemeinheiten über Whatsapp und fiese Fotos bei Snapchat.
Hilfe finden Mobbingopfer zum Bespiel beim Bündnis gegen Cybermobbing.