Am liebsten würde ich Ihnen einfach nur eine Liste präsentieren mit all den Artikeln zum Thema sexistische Frauenklischees in der Werbung, die in den vergangenen Monaten mit viel Empörung und Verve geschrieben wurden. Denn was soll man noch sagen zu dem Videospot, mit dem das ZDF für die Frauen-EM in Schweden wirbt?
Nach all den Diskussionen, dem Aufschreien, den Quotenvisionen und Vätern, die endlich Elternzeit nehmen, schickt der öffentlich-rechtliche Sender eine Frau in Ariel-weißem Fußball-Outfit in eine Meister-Propper-strahlende Küche, wo sie einen echt ekelig komplettdreckverschmierten Ball elegant in die blitzblanke Wachmaschinentrommel semmelt, das Programm auf "Leder" stellt, um dann damenhaft sitzend zu warten.
"Das ist augenzwinkernd gemeint"
Gähnen, augenverdrehen, kotzen, schreien, den Kopf auf die Tastatur fallen lassen? Der Möglichkeiten gibt es viele, aber ehrlich gesagt macht sich langsam die Wand anstarrende Resignation breit. Offensichtlich lesen nicht mal die mit Rundfunkgebühren bestens versorgten ZDF-Marketing-Experten, was Frauen und Männer über diese Klischee-Mühle zu sagen haben. Sei es über Lufthansas Mario-Barth-Nummer vor rund einem Jahr, über das rosa Mädchen-Überraschungs-Ei oder über Edekas jüngst gelaunchte Tussen-Bratwurst. Ja, Frauen mögen "Mad Men". Allerdings weil wir Jon Hamm gucken wollen, nicht weil wir uns die 50er zurückwünschen.
Also Anruf beim ZDF. Die zuständige Dame in der Pressestelle ist hörbar genervt. Es sei "augenzwinkernd gemeint", sagt sie. Augenzwinkernd? Jetzt fange ich doch zu schreien an. Sie können nicht mal zugeben, dass der Werbespot mit dem gnadenlos unkomischen Namen "Ballsauber in Schweden" ein gewaltiger Griff ins Klo ist - egal welche Intention das Team für dessen Entwicklung hatte, "an der übrigens auch Frauen beteiligt waren".
Es gibt auch blöde Frauen
Moment, es gibt doch etwas dazu zu sagen. Es gibt auch blöde Frauen. Frauen, die meinen, dass es Zuschauer zieht, wenn Fußballerinnen auch Weißwäsche können. Frauen, die meinen, dass es im Jahr 2013 lustig ist, die Frau neben der Waschmaschine zu zeigen. Vielleicht macht es das verständlicher.
Das Entscheidende an der Sexismus-Diskussion, die so heftig geführt, aber deren Ergebnisse offenbar so schwer umzusetzen sind, ist, dass es nicht um einen Krieg der Geschlechter geht. Der eine Mensch ist nicht besser als der andere, weil er etwas zwischen den Beinen hat - oder auch nicht. Es geht einzig und allein darum, dass beide gleich gut oder auch beknackt sind. Es gilt zu verstehen, dass sie sich im Gut- wie im Beknacktsein großartig ergänzen. Wer das kapiert, braucht keine Klischees, die krampfhaft versuchen, eine unmenschliche Hierarchie zu erhalten. Wenn die degradierenden Zuschreibungen endlich verschwinden, hilft das nicht nur der Ehestatistik, sondern auch der Wirtschaft.
Wäre das ZDF richtig cool, würde es das Unding zurückziehen und es nochmal versuchen. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Deshalb wird weitergeschrieben.