Ich würde mich auf keinen Fall als Opfer der digitalen Revolution bezeichnen, sie hat mich in mein neues, besseres Leben geschubst. Ich habe fast 25 Jahre für das Fernsehen gearbeitet - eine tolle Zeit, in der ich viel von der Welt sehen durfte. Keinen Tag würde ich missen wollen.
Aber in den letzten Jahren wurde der finanzielle Druck auf die Produzenten immer größer, und die Generation nach mir kam mit kleinen Kameras und Laptops als Schnittplatz auf den Markt und produzierte viel günstiger für Sender und das Web. Vier Firmen habe ich als Geschäftsführer in der Zeit des Umbruchs aufgebaut. Die letzte musste ich liquidieren, weil zwei Kunden nicht gezahlt hatten. So wurde zur großen Frage: Wo bleibe ich, wo bleiben wir? Meine Frau ist Journalistin, wir wollten beide weg aus Berlin.
Der größte Fehler? Zu glauben, dass die Bank genauso begeistert von unserer Idee sein musste wie wir
Wir schrieben uns auf einer Unternehmensnachfolgebörse ein. Meine Frau kennt sich aus im Bereich Essen und Ernährung. Ich habe Elektrotechnik studiert. Wir suchten etwas in Brandenburg auf dem Land. Es sollte um regionale und nachhaltige Produktion gehen, gern mit Touristik. Der Umgang mit Menschen machte uns schon immer viel Spaß. Und wir wollten in der Lage sein, uns so weit wie möglich selbst zu versorgen. Es wurde Zeit, noch mal durchzustarten.
Im Juni 2012 standen wir erstmals auf "unserem" Forellenhof. Zwölf Hektar, davon sechs Hektar Wald, 25 Teiche mit Forellen, Saiblingen, Lachsforellen und Stören, Gebäude für die Produktion und ein Wohnhaus. An den Teichen Angler, im Hofladen und auf der Terrasse Gäste, die Fisch kaufen oder Forellenfilets mit Bratkartoffeln essen. Brandenburger Fisch für die Region.
14 Monate Verhandlungen mit der Bank
Mit dem damaligen Besitzer haben wir lange geredet. Am Ende war klar: "Das wird unser neues Zuhause, unsere neue Lebensaufgabe." Da ich ja nun viel Zeit hatte, konnte ich mich sofort vor Ort in das Thema Fischzucht einarbeiten.
"Rottstock? Bei Ziesar? Ihr wollt aufs Land? Ihr habt doch keine Ahnung, was auf euch zukommt", doch auch Respekt vor diesem Schritt, das waren die Reaktionen von Freunden. Es folgten 14 Monate Verhandlungen mit der Bank, aber jetzt sind wir glückliche Besitzer vom "Forellenhof Rottstock". Wir erleben die Natur und die Jahreszeiten hier viel intensiver, das Leben hat einen anderen Stellenwert bekommen. Und nach der körperlichen Arbeit schläft man so unglaublich gut!
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