"Es tut mir so leid, dass unsere Tragödie hier in Sandy Hook nicht gereicht hat, um eure Lieben davor zu bewahren", schreibt Nelba Márquez-Greene. Vor bald vier Jahren wurde ihre sechsjährige Tochter Ana während des Amoklaufs an der Sandy Hook Grundschule in Newtown erschossen. Damals kamen 20 Kinder und sieben Erwachsene ums Leben. Márquez-Greene wandte sich jetzt mit einem herzzerreißenden Brief an die Angehörigen der Opfer des Attentats in Orlando.
"Auch uns in Sandy Hook wurde das angetan und es hat mir das Herz gebrochen. Ihr werdet Liebe von Millionen von Menschen erhalten. Nehmt sie an. Passt gut auf euch auf. Das wird eine lange Reise, bei der euch auch so manch hässlicher Mensch begegnen wird. Ignoriert sie", rät Márquez-Greene den Angehörigen der Opfer. In Orlando wurden in der Nacht zum Sonntag 49 Menschen bei einem Anschlag auf einen Nachtclub erschossen.
Der Amoklauf an der Sandy Hook Grundschule war einer der schwersten Angriffe in der Geschichte der USA. Zusammen mit den Eltern anderer Opfer engagiert sich Márquez-Greene gegen den Missbrauch von Waffen. Sie haben die Organisation "Sandy Hook Promise" gegründet, die die Aufklärung über Gefahren von Schusswaffen vorantreiben will. Ihre Botschaft: Auch wenn man unsere Kinder nicht mehr retten kann, sollen nicht noch mehr Eltern diese schreckliche Erfahrung machen.
Sie wisse, wie furchtbar es sei, auf eine Nachricht zu warten, schreibt Márquez-Greene auf einer Facebook-Seite zur Erinnerung an ihre Tochter. Die aktuellen Ereignisse hätten sie sofort wieder zurückkatapultiert in die Zeit nach dem Newton-Attentat. Zu vertraut seien ihr die Abläufe, die Bilder. Sie habe eine Panikattacke gehabt. "Am liebsten wollte ich mich in Embryo-Haltung auf dem Sofa zusammenrollen und zusammen mit meinem Sohn Harry Potter Filme schauen." Wie solle sie ihrem Sohn nur erklären, dass 50 Menschen auf die gleiche Art gestorben sind wie seine Schwester, fragt sie sich in dem Brief.
Wie viele Menschen außerhalb der USA versteht auch Márquez-Greene nicht, warum die amerikanischen Waffengesetze nicht endlich verschärft werden. Sie werde nicht aufgeben, dafür zu kämpfen, schreibt sie mehrfach. "Es tut mir so unendlich leid. Ihr solltet das nicht erleben müssen. Ihr solltet Ausflüge ans Meer, Grillabende, Geburtstage oder Schulabschlüsse planen. Aber ich weiß, dass es nie wieder so sein wird, wie es einmal war", schreibt sie an die Angehörigen gewandt. "Ich werde meinem Sohn von euren Lieben erzählen. Wir werden uns an eure Kinder erinnern. So wie ihr euch an unsere erinnert."