Ron DeSantis verfolgt eine ultrakonservative Politik: Unter dem Gouverneur von Florida und Bewerber für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner sollen Abtreibungen im "Sunshine State" ab der sechsten Schwangerschaftswoche nahezu vollständig verboten werden. Aus Protest gegen die für ihn zu laxe Einwanderungspolitik der US-Regierung ließ er Migranten auf Steuerzahler-Kosten von Texas aus auf die noble Ferieninsel Martha's Vineyard im demokratisch regierten Massachusetts fliegen. Als Antwort auf die Black-Lives-Matter-Proteste wollte er Autofahrern, die, weil sie womöglich vor "dem Mob fliehen", in Demonstrationszüge rasen und Menschen töten oder verletzen, mildernde Umstände einräumen – was ein Richter wegen Verfassungswidrigkeit stoppte.
DeSantis geriert sich als Kämpfer gegen eine linke woke Ideologie. Dazu gehört auch, dass er Unterricht über sexuelle Orientierung und Geschlechteridentität aus den Schulen weitgehend verbannt hat. Von der Vorschule bis zur achten Klasse ist dieser per Gesetz verboten und in der sechsten bis zwölften Klasse eingeschränkt. Das heißt, weder Lehrer oder Betreuer noch Kinder dürfen offen über diese Themen sprechen oder Begriffe wie schwul, lesbisch, bi, queer oder trans verwenden. "Don't Say Gay"-Gesetz nennen Kritiker das seit März 2022 in Florida gültige und im Mai noch einmal verschärfte Verbot deshalb. Zu Deutsch: "Sag nicht homosexuell."
Künstlerin pflastert Orlando mit Pro-LGBTQ-Parolen
Aus Anlass des "Pride Month" Juni, in dem weltweit Menschen der LGBTQ-Community den offenen Umgang mit ihrer sexuellen Identität und die Vielfalt der Gesellschaft feiern, hat die Straßenkünstlerin Corie Mattie nun eine Guerilla-Kampagne gegen DeSantis' Feldzug gegen alles Woke gestartet. Unterstützt von Unternehmen, die von queeren Menschen geführt werden oder sich mit diesen solidarisch zeigen, pflasterte sie die Stadt Orlando im Zentrum von Florida mit der Parole: "Say Gay!".
Mattie beklebte Ampelkästen, Strommasten, Laternenpfähle und Wände mit bunten Aufklebern und Abreißzetteln, sprühte Graffiti auf Wege und Mauern und verteilte Flyer. Darauf standen Botschaften wie "Liebe lässt sich nicht verbieten", "Liebe so, dass Florida es verbieten würde" und eben "Sag homosexuell".
"Meine Rückkehr nach Orlando ist sehr persönlich", erzählte Mattie , die in Los Angeles lebt, aber lange in der Heimat von Disney World zu Hause war, der "Huffington Post". "Während ich mich mit meiner Sexualität auseinandersetzte und einen 9-to-5-Job hatte, bot Orlando ein sicheres Umfeld, das es mir ermöglichte, Beziehungen zu Frauen zu erkunden und mich künstlerisch auszudrücken." Die Erfahrungen, die sie in Florida gemacht habe, hätten sie grundlegend geprägt und eine entscheidende Rolle bei ihrer Entwicklung zu der Straßenkünstlerin und Aktivistin gespielt, die sie heute sei, erinnert sich die Mittdreißigerin.
Mattie schickt DeSantis deutliche Botschaft
Ihre Kampagne ziele darauf ab, DeSantis und anderen erzkonservativen Republikanern unmissverständlich klar zu machen, dass die LGBTQ-Gemeinschaft "nicht zum Schweigen gebracht oder ins Abseits gestellt werden kann", erklärte Matties. Entstanden sei sie aus einer anfänglichen Idee, Protestaufkleber an ihre Social-Media-Follower in Florida zu schicken. "Die enthusiastische Reaktion der Freiwilligen war überwältigend und signalisierte, dass diese Bewegung über eine einfache Aufkleber-Kampagne hinaus Bedeutung hat", berichtete die Künstlerin.
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Matties bekanntestes Kunstwerk zeigt die Disney-Figuren Minnie Mouse und Daisy Duck beim Oralsex – auch das eine Botschaft an DeSantis. Der 44-Jährige hat den Unterhaltungskonzern im Visier, seit dieser im vergangenen Jahr sein "Don't Say Gay"-Verbot kritisiert hatte. Er versucht, dem Vergnügungspark "Disney World" seinen Selbstverwaltungsstatus zu nehmen und hat gedroht, in der Nähe einen anderen Freizeitpark oder sogar ein Gefängnis zu errichten.
"Durch die Kraft der Kunst, des öffentlichen Eintretens und des Dialoges möchte ich das tun, was ich am besten kann: diese schädliche Politik in Frage stellen, die Narrative, die sie aufrechterhalten, durchbrechen und für Gleichheit und Gerechtigkeit kämpfen", schilderte Mattie den Zweck ihres Schaffens und ihrer Kampagne. "Es geht immer um die Macht des Volkes versus die Leute an der Macht. Und wir sind das verdammte Volk."
Quellen: Corie Mattie auf Instagram, "Huffington Post", NBC News