Einflussreiche NAACP "Offen feindselig": Bürgerrechtsbewegung warnt Afroamerikaner wegen DeSantis vor Reisen nach Florida

Floridas Gouverneur Ron DeSantis
Wettert gegen Programme für Diversität, Gleichstellung und Inklusion: Floridas Gouverneur Ron DeSantis
© Elijah Nouvelage / AFP
Gouverneur Ron DeSantis fährt in Florida einen scharf rechten Kurs. Eine der renommiertesten Bürgerrechtsorganisationen der USA hat deshalb jetzt eine Reisewarnung für den Bundesstaat herausgegeben.

Eine der ältesten und einflussreichsten Bewegungen für die Rechte von Afroamerikanern in den USA hat eine Reisewarnung für den Bundesstaat Florida herausgegeben. Auslöser für die Maßnahme sei die restriktive Politik des republikanischen Gouverneurs Ron DeSantis gegenüber Minderheiten, teilte die National Association for the Advancement of Colored People (NAACP) mit. In einer Presseerklärung bezeichnete die Organisation ihren Schritt als "eine direkte Reaktion auf die aggressiven Versuche von Gouverneur Ron DeSantis, die Geschichte der Schwarzen auszulöschen und Programme für Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion in den Schulen Floridas einzuschränken."

Die 1909 gegründete NAACP ist bereits die dritte Bürgerrechtsorganisation, die Reisende vor einem Besuch in Florida warnt. Zuvor hatten schon die League of United Latin American Citizens und die LGBTQ-Lobbygruppe Equality Florida ähnliche Hinweise veröffentlicht.

Ron DeSantis macht erzkonservative Politik in Florida

"Florida ist offen feindselig gegenüber Afroamerikanern, farbigen Menschen und LGBTQ+-Personen", heißt es in der offiziellen Reisewarnung der NAACP vom Wochenende. "Bevor Sie nach Florida reisen, machen Sie sich bitte bewusst, dass der Staat Florida die Beiträge von Afroamerikanern und anderen farbigen Gemeinschaften und ihre Herausforderungen abwertet und marginalisiert."

Gouverneur DeSantis, von dem erwartet wird, dass er in dieser Woche in das Rennen um die Kandidatur der Republikaner für die Präsidentschaftswahl 2024 einsteigt, verfolgt in Florida eine ultrakonservative Politik und geriert sich als Kämpfer gegen eine linke woke Ideologie. In der vergangenen Woche unterzeichnete der 44-Jährige ein Gesetz, das es öffentlichen Hochschulen in Florida verbietet, staatliche oder bundesstaatliche Gelder für Programme oder Campus-Aktivitäten zur Förderung von Vielfalt und Inklusion auszugeben.

Programme für Diversität, Gleichstellung und Inklusion – im Englischen abgekürzt als DEI – seien so umgesetzt worden, dass die Abkürzung eigentlich für "Diskriminierung, Exklusion und Indoktrination" stehen müsste, rechtfertigte der Gouverneur das Gesetz. "Das hat keinen Platz an unseren öffentlichen Institutionen."

Die Neuregelung beinhaltet auch ein Verbot, Gendertheorien und die sogenannte Critical Race Theory (CRT) in Hochschul-Pflichtkursen zu behandeln. Die CRT betrachtet Rasse als künstliche Kategorie zur Unterdrückung und Ausbeutung farbiger Menschen und beschäftigt sich mit der Frage, wie der trotz jahrzehntelanger Bürgerrechtsreformen fortbestehende Rassismus in den USA in den politischen, gesellschaftlichen, ökonomischen und kulturellen Strukturen verankert ist.

Im April hatte DeSantis bereits ein Gesetz unterzeichnet, das die Art und Weise einschränkt, wie an Arbeitsplätzen und Schulen über Rassenfragen diskutiert werden kann. Und im Januar hatte er einen Fortgeschrittenenkurs in Afroamerikanistik aus den öffentlichen Schulen des Bundesstaates verbannen lassen, mit der Begründung, es fehle ihm "deutlich an Bildungswert".

"Florida ist feindlich gegenüber schwarzen Amerikanern geworden"

"Lassen Sie es mich klar ausdrücken: Wenn wir die Schrecken und Ungleichheiten, denen schwarze Amerikaner ausgesetzt waren und sind, nicht richtig darstellen, erweisen wir den Schülern einen schlechten Dienst und verletzen unsere Pflicht", kritisierte NAACP-Präsident Derrick Johnson die Politik im Florida. "Unter der Führung von Gouverneur DeSantis ist der Staat Florida feindlich gegenüber schwarzen Amerikanern geworden und steht in direktem Konflikt mit den demokratischen Idealen, auf denen unsere Union gegründet wurde. Er sollte wissen, dass die Demokratie siegen wird, weil ihre Verteidiger bereit sind, aufzustehen und zu kämpfen. Wir geben nicht nach und ermutigen unsere Verbündeten, sich uns im Kampf um die Seele unserer Nation anzuschließen."

Florida ist eines der beliebtesten Urlaubsziele in den USA und der Tourismus gehört dort zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen. Nach Angaben der Tourismusagentur Visit Florida besuchten im Jahr 2022 rund 137,6 Millionen Menschen den Sunshine State, wie der US-Sender CBS News berichtet. Die Reisenden gaben demnach 101,9 Milliarden Dollar in Florida aus und unterstützten 2021 mehr als 1,7 Millionen Arbeitsplätze.

Mehrere demokratisch regierte Städte des Bundesstaates beeilten sich denn auch am Sonntag zu versichern, dass sie Vielfalt und Integration begrüßten. "JEDER ist immer willkommen und wird mit Würde und Respekt behandelt", erklärte der Bürgermeister von St. Petersburg, Ken Welch. Die NAACP könne "zusammen mit Menschen aller Rassen, Religionen und Hintergründe auf die Stadt St. Petersburg als wahren Verfechter der Vielfalt zählen".

Und die Bürgermeisterin von Tampa, Jane Castor, twitterte: "Ich kann allen, die einen Besuch oder einen Umzug nach Tampa in Erwägung ziehen, versichern, dass sie mit offenen Armen empfangen werden. Vielfalt und Integration sind von zentraler Bedeutung für das, was Tampa zu einer der großartigsten und freundlichsten Städte Amerikas macht." Daran werde sich nichts ändern, unabhängig davon, was in der Hauptstadt Tallahassee geschehe.

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