In den 80er Jahren gab es in Deutschland Menschen, die glaubten, Professor Brinkmann sei gar kein Arzt, sondern der Schauspieler Klausjürgen Wussow. Das waren aber nicht viele, wie manche im Schwarzwald noch heute zu erzählen wissen. Selten nämlich haben bei einer Fernsehserie in Deutschland die Zuschauer so sehr Fiktion und Realität vermischt wie im Fall der 1985 gestarteten "Schwarzwaldklinik".
Wer in Deutschland über 40 Jahre alt ist und nicht mehr weiß, was er am Abend des 22. Oktober 1985 gemacht hat, kann sich leicht auf die Sprünge helfen lassen. Mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit saß er oder sie an jenem Tag vor dem Fernseher und hörte zum ersten Mal die pompöse Erkennungsmelodie der neuen Fernsehserie aus den Händen von Produzent Wolfgang Rademann. Über 24 Millionen Menschen sahen den ersten Teil der "Schwarzwaldklinik", bald guckten 28 Millionen Menschen der nicht mal 60 Millionen Einwohner der alten Bundesrepublik zu. Damit hält die Serie bis heute die Einschaltquotenrekorde jenseits von Fußballübertragungen.
Dabei wirkte die erste große deutsche Arztserie für die Fernsehkritiker wie eine Zumutung, "Operation Kitsch" ätzte etwa der "Spiegel". Tatsächlich bedienten die "Schwarzwaldklinik"-Macher hemmungslos die von ihnen erkannte Sehnsucht nach einer heilen, reichen Ärztewelt. Schon im Vorspann setzten sie die Köpfe der drei Hauptfiguren - Professor Klaus Brinkmann alias Klausjürgen Wussow, dessen Filmsohn Udo Brinkmann alias Sascha Hehn und die spätere Chefarzt-Gattin Christa Mehnert alias Gaby Dohm - in goldene Bilderrahmen. Die Vorlage der "Schwarzwaldklinik" lieferte die tschechoslowakische Serie "Das Krankenhaus am Rande der Stadt". Der Vorwurf, er produziere 50er-Jahre-Kitsch, ärgerte den Erfinder Wolfgang Rademann. "Es war die heile Welt, die die Leute so in ihren Bann zog. Und die hat immer Konjunktur", sagte Rademann, der bis zu seinem Tod 2016 auch seine erfolgreiche Serie "Das Traumschiff" produzierte.
Der große Hype um die "Schwarzwaldklinik" ist Geschichte. Zum 20-jährigen Jubiläum liefen 2005 noch einmal in einer Neuauflage zwei Folgen. Der 2007 verstorbene Wussow zeigte bei den Dreharbeiten aber schon erkennbare Anzeichen seiner beginnenden Demenz. Inzwischen haben selbst die treusten Fans weggezappt. Zum ersten Mal seit Jahren musste 2015 ein Fantreffen abgesagt werden - mangels Interesse.