70. Geburtstag Happy birthday, König Harald!

Von Stefanie Richter
Welcher König kann schon von sich behaupten, ein sportlicher Weltmeister zu sein? Geburtstagskind König Harald von Norwegen ist nicht nur einer erfolgreicher Regattasegler sondern auch ein beliebter Monarch.

Rund hundert Tonnen Eis ragen vor dem Königspalast in Oslo auf. Mit Kettensägen ließ Bildhauer Peter Istad in den vergangenen Tagen daraus das Werk "Isrosen" (zu deutsch "Eisrosen") entstehen. Die größte Eisskulptur, die Norwegen je gesehen hat, ist ein Geschenk für König Harald. Der feiert heute seinen 70. Geburtstag - für die Norweger ein schöner Anlass, ihn mit einem tagelangen Festprogramm zu überraschen. Zunächst wird er nach einem Gottesdienst in Oslos Dreifaltigkeitskirche im Schlosspark das Geschenk des Volkes entgegennehmen: eine Statue von Kronprinzessin Märtha, seiner Mutter, die bereits 1954 starb. Am Abend erwartet Harald ein großes Dinner auf Schloss Akershus.

"Ich habe das Glück, ganz gesund zu sein, etwas zu tun zu haben und weiterhin arbeiten zu können - auch wenn ich einen Gang runtergeschaltet habe", sagte der König anlässlich des Jubiläums im Interview mit der norwegischen Nachrichtenagentur NTB. Normalerweise ist er kein Mann der vielen Worte, wenn er spricht, verzieht er kaum eine Miene. Doch dieser Tage wirkt Harald gut gelaunt und braun gebrannt - die zwei Wochen Urlaub in der Karibik haben dem Monarchen richtig gut getan. Die Erholung war dringend nötig, nachdem seine Gesundheit in den vergangenen vier Jahren mehrfach Anlass zur Sorge gegeben hatte. Zweimal musste er sich schweren Operationen unterziehen. Das erste Mal ging es um Blasenkrebs, das andere Mal bekam er eine künstliche Herzklappe.

Segler aus Leidenschaft

Für den stets aktiven Athleten waren das herbe Rückschläge. Bis er 1991 im Alter von 54 Jahren König wurde, hatte sich Harald ehrgeizig seiner großen Leidenschaft, dem Regattasegeln gewidmet. Er nahm an mehreren Olympischen Spielen teil, trug 1964 bei der Eröffnung der Sommerspiele in Tokio sogar die norwegische Fackel. 1987 wurde er als 50-Jähriger mit seinem Team Weltmeister, strotzte nur so vor Kraft. Anders nach seinen Operationen. Erstmals wirkte Harald alt, schwach. Sein Leibarzt verordnete ihm Schonung, man sah ihn angeln, wandern und beim Freizeitsegeln in Florida. Das Volk war beunruhigt: Würde der beliebte König etwa vorzeitig abdanken?

Nein, das sei nie eine Option gewesen, sagt er heute mit Nachdruck. Ähnlich wie Englands Königin Elizabeth begreift auch Harald sein Amt als eines, das es bis zum letzten Atemzug auszuüben gilt. Doch während die Queen ihrem Ältesten, Prinz Charles, wenig zutraut und ihn kaum in ihre Geschäfte einbindet, hat König Harald Glück mit seinem Nachfolger: Kronprinz Haakon spielt mittlerweile eine wichtige Rolle in Norwegen. Hatte es früher lange so ausgesehen, als wollten er und seine Frau Mette-Marit, beide 33, sich vor den königlichen Pflichten drücken, sprangen sie vorbildlich ein, als es Harald so schlecht ging.

Ruf als gute Gastgeber

"Wir arbeiten heute als ein Team", sagt der Monarch in einem TV-Interview mit dem deutschen Adelsexperten Rolf Seelmann-Eggebert (Ausstrahlung heute 21:45 Uhr ARD). Haakon und Mette sehe er nicht mehr als Kinder, sondern als Freunde an. Sie verbringen den Urlaub zusammen - so wie zuletzt in der Karibik - und teilen sich anstehende Aufgaben gerecht auf. Während das Kronprinzenpaar vor allem die anstrengenden Auslandsreisen auf sich nimmt, empfangen Harald und Königin Sonja, 69, Staatsgäste daheim in Norwegen.

Gemeinsam freuen sich jetzt alle vier aufs kommende Wochenende, wenn die Feierlichkeiten zu Haralds 70. den Höhepunkt erreichen. Und weil die Mitglieder der norwegischen Königsfamilie als gute Gastgeber bekannt sind, will sich das keiner entgehen lassen - trotz winterlicher 5 bis 8 Grad unter null. Allein zum Schlossball am Samstag Abend werden neben vielen ranghohen Norwegern 52 gekrönte Häupter aus ganz Europa erwartet, darunter Schwedens König Carl Gustaf, Königin Silvia, Kronprinzessin Victoria und Prinzessin Madeleine, Königin Margrethe von Dänemark, Prinzgemahl Henrik, Kronprinz Frederik und Kronprinzessin Mary sowie Prinz Joachim. "Wir wussten, dass die meisten Gäste sehr beschäftigte Menschen sind, deshalb luden wir ein paar mehr ein. Überraschenderweise sagte fast keiner ab, jetzt sitzen wir mit einem kleinen Logistikproblem da", verriet König Harald vor einer Woche. Mittlerweile konnten diejenigen Gäste, für die im Palast kein Platz mehr ist, auf Oslos Nobelhotels verteilt werden. Niemand muss sich auf dem vereisten Schlossplatz ein Iglu bauen.

Stefanie Richter ist Redakteurin und Adelsexpertin der Zeitschrift Gala

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