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Abgewatscht - der satirische Wochenrückblick Die gesammelten Weisheiten der Carmen Geiss

Die Weltliteratur ist um vier Autoren reicher: Sonya Kraus, die Geissens und Lothar Matthäus haben ihre Bücher vorgestellt. Das Nobelpreiskomitee hat die lebensklugen Schriften verschmäht. Warum bloß?
Von Stefan Mielchen

Es waren die Tage der Weltliteratur: Buchmesse in Frankfurt, Nobelpreis in Stockholm - da dürfen unsere literarisch ambitionierten Lieblingspromis natürlich nicht fehlen. Allen voran Carmen und Rooooobert: Zwar ist nicht ernsthaft gesichert, ob sie außer Comics was anderes lesen, trotzdem gehen sie jetzt unter die Autoren. Mit einem Buch wollen dei Geissens dem geneigten RTL2-Publikum und anderen Klippschülern dabei helfen, genau so reich und berühmt zu werden wie sie selbst. Die Tipps gegen die private Euro-Krise bewegen sich auf dem gewohnten Niveau der Fleisch gewordenen Kölner Vorstadt: "Von nix kütt nix" heißt es da lebensklug, oder "Das Glück muss immer mitspielen". Apropos, eines war Carmen Geiss besonders wichtig, der Welt mitzuteilen: Gespielt oder inszeniert sei an ihrem Fernsehleben rein gar nichts. "Das ist Reality-TV. So sind wir wirklich! Wir verstellen uns nicht." Das allerdings hatten wir schon länger befürchtet.

Ganz anders hingegen Lothar Matthäus: "Ich bin nicht so, wie die Leute denken", betonte der natürliche 51-jährige Herr Weltfußballer, als er in dieser Woche seine Autobiographie vorstellte. Eigentlich ist ja kaum jemand dermaßen auf dem Teppich geblieben wie er - nur leider weiß das niemand. Damit sich das endlich ändert, wurden nun 222 Seiten Papier mit großen Buchstaben bedruckt: "Weil ich möchte, dass die Leute den echten Lothar Matthäus kennenlernen." Ob die Leute das für 19,99 Euro auch möchten, bleibt indes abzuwarten. Der echte Matthäus war zuletzt schließlich schon in der TV-Doku "Lothar - immer am Ball" zu bewundern. Dort wurde selbiger intellektuell allerdings dermaßen flach gehalten, dass die sechsteilige Serie zunächst ins Spätprogramm rutschte, bevor man sie ganz absetzte. Loddar versteht das alles nicht: "In Deutschland geht man mit Menschen, die viel geleistet haben, nicht fair um", klagte er in der "Welt". "Es wird so viel Respektloses über mich geschrieben. Die Menschen kennen mich nicht, aber sie glauben das, weil sie so viel über mich lesen." Da ist es natürlich nur konsequent, noch ein Buch hinterher zu schieben.

Sonya Kraus' "Unterboden-Totalschaden"

Dass für das neue Machwerk von Moderationsblondine Sonya Kraus Bäume sterben müssen, ist nicht minder überflüssig. Das Busenwunder widmet sich in "Baustelle Baby" ausführlich ihrem "Unterboden-Totalschaden" nach der jüngsten Niederkunft. Bei Markus Lanz bezeichnete sie die Geburt ihres zweiten Sohnes als "Massaker im Kreißsaal" - aber bei dem sterben ja auch Pudel auf offener Bühne. In ihrem Buch geht die 39-jährige Doppelmutter ausführlich ins blutige Detail: "Meine Intimzone zierte ein Veilchen, als wäre das Ding da unten Opfer einer heftigen Schlägerei geworden", heißt es beispielsweise. Ähnlich appetitlich schildert La Kraus an anderer Stelle: "Der Arzt erklärte mir meinen Dammriss. Mir wurde kotzübel." Klar, dass die PR-Leute vom Lübbe-Verlag, der für sein anspruchsvolles Portfolio berüchtigt ist, begeistert schreiben: "Ein brüllend komisches Buch, in dem sich alle Mamas und zukünftigen Mamas wiederfinden." Humor ist eben, wenn man trotzdem lacht.

Eine abschreckende Wirkung scheint der Kraussche Kollateralschaden denn auch nicht zu haben. In Österreich meldete sich aus Anlass seines 80. Geburtstages das Phantom des Opernballs mit einer Neuigkeit zu Wort, die für einen Run auf die Viagra-Aktie sorgen dürfte: "Katzi wünscht sich ein Kind von mir", behauptete Richard "Mörtel" Lugner in dieser Woche. Ob seine 57 Jahre jüngere Freundin das auch so sieht, wurde allerdings nicht bekannt. Der werdende Möchtegern-Vater schränkte vorsichtshalber schon mal ein: "Erstmal muss sie komplett gesund werden. Vorher hat das keinen Sinn." Schließlich kotzt sich Anastasia bereits jetzt gerne mal die Seele aus dem Leib. "Zudem müssen wir noch an unserer Beziehung arbeiten", betonte der Lustgreis, zu dessen Ehrentag Nacktmodel Micaela Schäfer eine Geburtstagstorte überreichte - lediglich mit einem winzigen-Tanga bekleidet. Wetten, dass es Katzi da schon wieder hochkam?

Kein Friedensnobelpreis für Lilly Becker

War sonst noch was? Na klar: Die Ehefrau von Boris Becker wurde in dieser Woche in einen der größten Skandale der Luftfahrtgeschichte verwickelt: Lilly musste einen Langstreckenflug in der Holzklasse über sich ergehen lassen! "Inmitten normaler Menschen", wie die Flugbegleiter der "Bunten" angewidert protokollierten, um sich und die Nation zu fragen: "Wie konnte das passieren?" Auch die Betroffene selbst war fassungslos und machte sich via Twitter Luft: "Economy nach Afrika!!! Scheiße", zwitscherte die 34-Jährige genervt, als sie auf dem Weg zu einer Charity-Veranstaltung war. Stilles Wasser statt Schampus satt - ein ganz neues Bordgefühl für die Luxuslady. "Nett und eng, alles für den guten Zweck", beschrieb sie die Tortur, was die Reporter zu einer Welle des Mitgefühls animierte: "Wenn es um Charity geht, erträgt Frau Becker selbst eine solche Zumutung und nimmt alles mit Fassung. Tapfere Lilly", notierten sie. Ein Wunder, dass der Friedensnobelpreis anderweitig vergeben wurde.

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