Adele über ihre Stimmband-Probleme "Ich habe sehr viel geweint"

  • von Frank Siering
Erstmals berichtet die sechsfache Grammy-Gewinnerin Adele von ihrer gefährlichen Stimmbandoperation. Die erzwungene Stille in den letzten zehn Wochen habe ihr Leben für immer verändert.

Die Grammys hätten in diesem Jahr auch in die "Adeles" umgetauft werden können. In sechs Kategorien war die britische Soul-Sensation nominiert. Und sechsmal tapste sie am Sonntagabend Richtung Podium, um den Musik-Oscar entgegenzunehmen.

Zuletzt für das Album des Jahres. Und genau in diesem Moment übermannten Adele Laurie Blue Adkins die Emotionen. Mit Tränen in den Augen bedankte sich die 23-Jährige bei ihrer Mutter und ließ den Gefühlen endlich freien Lauf.

Kein Wunder, liegen doch sehr schwere Wochen hinter Adele. Die Sängerin ("Rolling in the Deep") musste sich kürzlich einer schweren Stimmbandoperation unterziehen. Die Gefahr, dass die junge Karriere ein jähes Ende finden würde, war durchaus gegeben.

Im Januar kam die Heiserkeit

Bislang hatte Adele zu diesem Thema geschwiegen. Auch, weil ihr die Mediziner wochenlanges Redeverbot erteilt hatten. Jetzt allerdings, in der neuen Ausgabe von "Vogue", spricht die Britin erstmals über ihr Martyrium. "Ich habe meine Stimme immer ordentlich gepflegt", sagt Adele da, "seit ich 15 oder 16 Jahre alt war. Und ich hatte niemals Probleme", fährt sie fort.

Dann, im Januar vergangenen Jahres, kam die Heiserkeit. Erst ab und zu, dann immer öfter. Auf der Bühne in Paris "fiel plötzlich der Vorhang. Meine Stimme versagte", so Adele. Sie ging nicht sofort zum Arzt. Die Stimme erholte sich. Alles schien wieder in Ordnung zu sein. Dann ein weiterer Stimmausfall im Mai, und noch einer im Oktober.

"Ich wusste, dass etwas nicht stimmt, und ich habe sehr viel geweint", beschreibt sie die Angst, die sie in dieser Zeit durchlebte. Und mit einer gewissen Prise an Selbstironie fügt sie hinzu: "Aber heulen ist auch nicht besonders gut für die Stimmbänder."

Ein Spezialist riet zur OP

Auf Anraten einiger guter Freunde suchte sie dann Steven Zeitels auf. Der Rachenspezialist, der auch schon die Goldkehlchen von John Mayer, Roger Daltrey und Elton John operiert hatte, stellte schnell fest, dass sich Polypen auf den Stimmbändern von Adele festgesetzt hatten.

Der Arzt riet zu einer Operation. Adele stimmte widerwillig zu. Die schwierigste Zeit für Adele war nicht die Zeit nach der Operation, sondern die wüsten Gerüchte, die die Runde machten. Vor allem das Gerücht, sie habe Kehlkopfkrebs "tat sehr weh", gibt sie im Interview zu.

Die Operation fand am 3. November vergangenen Jahres statt. Danach musste sie - praktisch bis zu ihrem Auftritt bei den Grammys - Pause machen. Eine Zeit, die sie, so sagt die 23-Jährige selbst, nutzte, um "mein Leben und meine Karriere zu reflektieren".

Die Zeit der Stille

Ihre Erkenntnis: Alles war so schnell gegangen, "die meiste Zeit konnnte ich mich gar nicht mehr daran erinnern, was ich den ganzen lieben Tag gemacht habe", berichtet Adele. Aber nach der OP hatte sie nur eine Aufgabe. "Ich musste einfach nur still sein. Der ganze Lärm in meinem Leben war auf einmal fort. Ich habe mich total friedlich gefühlt. Und ich habe endlich einmal Zeit gehabt", so Adele, "mein Leben zu reflektieren. Es war großartig. Ich war wie eine Schiffbrüchige, die drei Wochen auf offener See herumtrieb, es war herrlich."

Die Zeit der Stille hat sie verändert, sagt sie heute. "Ich fühle einen gewissen Frieden in mir. Und ich bin wirklich stolz auf mich. Ich habe niemals begriffen, was ich eigentlich schon erreicht habe - bis jetzt. Ich glaube wirklich, dass sich in den letzten zehn Wochen mein gesamtes Leben verändert hat", sagt Adele.

Heute sei sie einfach nur "total glücklich und zufrieden". Eine Erkenntnis, zu der sie ohne die Operation an ihren Stimmbändern wohl niemals wirklich gekommen wäre.

Frank Siering

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