Provokation Bushidos AfD-Aufreger - Stuss ohne Grund

Bushido und die AfD haben tatsächlich etwas gemeinsam: Provokation als Methode. Allerdings hat Anis Mohamed Ferchichi nun möglicherweise seinen Meister gefunden.

Natürlich ist Bushidos AfD-Bekenntnis im hauseigenen Promo-Video reiner Blödsinn. Deutschlands liebster "Rüpelrapper" macht das, was ihn bekannt bleiben lässt, nachdem die Frische seiner einst großartigen Beats verbraucht ist: Er provoziert. Und womit geht das in diesem Land derzeit besser als mit der AfD.

Also noch mal zum Mitschreiben: Wer das Bekenntnis "Scheiße, ich wähle trotzdem AfD" ungeachtet des feixenden Blicks in die Kamera als reales Vorhaben versteht, ist auf die PR-Masche Bushido hereingefallen, sich nach Lust und Laune an Aufregerthemen zu hängen. Ja, auch wir.

"Das 'Ich ficke deine Mutter' in der Politiklandschaft"

Eigentlich sollte man die Sache so schnell wie möglich abhaken, nachdem man Bushido ermöglicht hat, sich über die Pawlowschen Hunde zu amüsieren. Aber während die AfD seinen Twitter-Account mit Liebesbekundungen füllt (zur Wahlparty ist er schon eingeladen) und immerhin ein paar Fans ihrer Enttäuschung Ausdruck geben, hat sich einer tatsächlich die Mühe gemacht, das Ganze ernst zu nehmen und für Bushido und seine Fans den Fehler im System herauszuarbeiten: Marcus Staiger, Berliner Rap-Urgestein, erklärt in einem offenen Brief Bushidos Irrtum. Und das ist durchaus lesenswert.

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"Ich weiß ja, dass das Bekenntnis zur AfD gerade so etwas wie das absolute 'Ich ficke deine Mutter' in der Politiklandschaft ist und man damit so schön schocken kann", schreibt Staiger zu Beginn. "Die anderen Parteien flippen aus und werden hysterisch, und die AfD kann weiterhin von sich behaupten, die einzige rebellische Kraft in diesem System zu sein." Da genau liege Bushidos Denkfehler, entblättert Staiger mit der Geduld eines Kindergärtners: dass er sie tatsächlich als Protestpartei sehe, mit der man provozieren kann. "Leider ist die AfD nichts von alledem. Weder ist sie Protest, noch ist sie rebellisch, noch ist sie Alternative. Die AfD sind Spießbürger, die einen Kulturkampf führen und dafür kämpfen, politisch unkorrekt sein zu dürfen, aber an der grundsätzlichen Ordnung erstmal gar nichts ändern wollen. Vielleicht verbindet sie das mit dir."

"Wenn der Moslem uns nützt, darf er bleiben"

Weiter geht's mit der Bloßstellung, Bushido lasse sich von der AfD benutzen: "Ansonsten steht der Kampf gegen die Islamisierung des Abendlandes auf dem Programm, was bestimmte Vorurteile in der Gesellschaft bedient, was die Pfeifen aber nicht daran hindert, dein Statement auf Twitter auszuschlachten und dich zur Wahlparty einzuladen, ganz nach dem Motto: 'Wenn der Moslem uns nützt, dann darf er bleiben. Wenn er uns ausnutzt, dann muss er gehen.'" Denn - und daran hat auch schon der Kommentar "Als ob Bushido die AfD wählen würde" auf dem Portal rap.de erinnert: Bushido ist bekennender Moslem, also das ultimative AfD-Feindbild.

Vielleicht ist Bushido gerade selbst verblüfft, dass die AfD so positiv auf ihn reagiert. Vielleicht hatte er sich insgeheim Pöbelei gewünscht, die die Social-Media-Gefühle noch mehr zum Kochen bringt. In der Regel ist ihm der Aufregungsverlauf allerdings egal, sobald die Welle einmal rollt. Eine unangenehme Überraschung dürfte für den 37-Jährigen jedoch sein, dass die AfD die Bushido-Methode offenbar auch kennt.

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