Goodbye Bruce, Hello Caitlyn" titelte das "People"-Magazin in dieser Woche über das Bekenntnis des ehemaligen Olympiasiegers Bruce Jenner zur Transsexualität. Mit ihrer öffentlichen Verwandlung in Caitlyn, die ihren Namen via Twitter bekanntgab ("Welcome to the world, Caitlyn!") und auf dem Cover des US-Magazins "Vanity Fair" im eleganten Satinkleid posierte, löste Jenner nicht nur in den USA eine Debatte rund um Transsexualität und Geschlechtergrenzen aus.
Doch offenbar erhält Jenner nicht nur Beifall für ihren mutigen Schritt: Tausende Menschen haben die Transsexuelle in einer Online-Petition zur Rückgabe ihrer Olympia-Goldmedaille aufgefordert, die sie als Mann gewonnen hatte. Bis jetzt unterzeichneten mehr als 13.000 Menschen die an das Internationale Olympische Komitee (IOC) gerichtete Petition, die am ersten Juni auf der Internetseite "change.org" lanciert worden war.
IOC: "Kein Grund für Medaillen-Rückgabe"
"Wir wünschen Mrs. Jenner alles Gute", schreibt Jennifer Bradford, die Initiatorin der Petition. "Aber nach ihrer Aussage, dass sie sich schon vor 40 Jahren als Frau gefühlt hat, steht für uns fest, dass ihre Teilnahme an dem damaligen Wettbewerb nicht regelkonform war."
Die Unterzeichner der Petition werden sich mit ihrer Forderung allerdings nicht durchsetzen können. Auf Nachfrage der britischen Zeitung "The Independent" hat das IOC verkündet, dass die Geschlechtsumwandlung Jenners kein Grund sei, die Medaille zurückzugeben.
100.000 Dollar für eine Rede
Auch wenn Caitlyn Jenner mit ihrer Transformation zur Frau nicht nur auf Verständnis und Toleranz stößt – für die Transsexuelle selbst hat sich der Schritt an die Öffentlichkeit zumindest aus finanzieller Sicht definitiv gelohnt.
Für ihre Auftritte als Motivations-Sprecherin könnte sie nun um die 100.000 Dollar pro Rede verlangen. Das berichtet TMZ.com unter Berufung auf Quellen aus Bruces Umfeld. Caitlyn sei "fünf Mal wertvoller" als Bruce, der in der Vergangenheit bereits oft als Motivationssprecher aufgetreten war. Dabei habe sie aber "nur" 25.000 Dollar pro Rede verdient.
Der Grund für Jenners gestiegenen Marktwert ist auch in ihrer starken Social-Media-Präsenz zu finden, die sie offenbar neu für sich entdeckt hat. Während Bruce es hasste, sich nach außen im Netz zu präsentieren, ist Caitlyn Facebook, Twitter und Instagram gegenüber offen eingestellt.
Neues Management ohne Kris Jenner
Die Medienaufmerksamkeit, die die 65-Jährige dieser Tage erhält, wird ihr vermutlich dabei helfen, ihre achtteilige TV-Dokumentation "I am Cait" zu promoten. Und das wiederum dürfte das Werbeumfeld selbstredend zu neuen Investitionen in Jenner inspirieren.
Im Zuge der Geschlechtsumwandlung unterschrieb Jenner außerdem einen neuen Vertrag mit einer der größten Künstleragenturen in Hollywood, der "Creative Artists Agency" (CAA). Bisher war Jenner von ihrer Ex-Frau Kris gemanagt worden, die das Multimillionen-Imperium des Kardashian-Clans verwaltet. Über sie hatte die Transsexuelle in jüngster Zeit allerdings nicht allzu viel Gutes verbreitet: Demnach sei Kris eine Frau, die eiskalt kalkuliere und Menschen nur benutze, wenn sie ihr Profit einbringen können.
Jenner spricht für die Transgender-Gemeinde
Trotz der finanziellen Zugewinne ist Geld allein nicht Jenners Motivation, wie sie mehrfach in Interviews betonte.
Als Bruce habe sie jahrelang "viele Lügen verbreitet", so Caitlyn im Interview mit "Vanity Fair". Bei ihren öffentlichen Auftritten nach ihrem Goldmedaillengewinn in 1976 habe sie gerne unter den Anzügen Frauenunterwäsche getragen. Mit ihrem öffentlichkeitswirksamen Auftreten wolle sie nun auf die Probleme der "LGBT"-Gemeinde aufmerksam machen, also die Lage von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender. Gemeinsam mit einer Stiftung der CAA will Jenner nun eine Plattform schaffen, die eben jener Gruppe Aufmerksamkeit verschaffen soll, wie das Magazin "The Wrap" berichtet. Jenner soll demnach in Zukunft als Sprecherin auftreten, die über ihre Erfahrungen mit der Geschlechtsumwandlung berichtet.