Charles und Diana "Du kannst nicht mehr zurück, dein Gesicht ist schon auf allen Geschirrtüchern"

Von Catrin Bartenbach
Am 28. August 1996 war das Märchen vorbei. Prinz Charles und Prinzessin Diana ließen sich scheiden. Das Ende einer Ehe, die von Anfang an unter keinem guten Stern stand.

Es war das Ende eines Märchens, dessen Beginn 750 Millionen Menschen weltweit an den Fernsehern verfolgt hatten: Heute vor 20 Jahren, am 28. August 1996, wurde die Scheidung von Prinzessin Diana und Prinz Charles rechtskräftig. Das Ende der Vorzeigeehe brachte die britische Monarchie ins Wanken.

Rückblende: Das 19-jährige Mädchen Diana Spencer, das ganz naiv geglaubt hatte, in ihrem Prinzen einen Mann gefunden zu haben, der sie liebte, beschützte und von nun an immer für sie da wäre, sah sich schon ziemlich schnell enttäuscht.

Sie nahm an, dass eine Ehe mit Charles wie eine ganz normale bürgerliche Beziehung ablaufen würde. Ein Trugschluss. Denn der 13 Jahre ältere, verwöhnte und intellektuelle Charles brachte als Bürde nicht nur eine gestörte Mutterbeziehung mit in die Ehe, sondern auch seine Geliebte: Camilla Parker Bowles.

Diana war die einzige Adlige, die noch Jungfrau war

Diana war 1981 wahrscheinlich die einzige passende Single-Frau im heiratsfähigen Alter im ganzen britischen Hochadel, die noch Jungfrau war. Ein Grund dafür ist wohl, dass die junge Diana sich aus Kummer über die Scheidung ihrer Eltern als Teenager sehr in ihre eigene Welt zurückgezogen hatte, tonnenweise die Kitschromane ihrer Stiefgroßmutter Barbara Cartland verschlang und sich in der Folge vornahm, sich wie eine der Heldinnen aus den zuckersüßen Romanen für ihren Traumprinzen aufzusparen.

Prinzgemahl Philip drängte seinen Sohn nahezu in diese Ehe mit der unschuldigen, aber auch naiven Diana. Sie sollte gesund, fröhlich und unkompliziert dem Land einen Erben schenken und ihren Gatte ansonsten in seiner persönlichen Lebensführung nicht weiter belästigen. Diesen Schluss legt zumindest der Briefverkehr aus dieser Zeit zwischen Vater und Sohn nahe.

Charles fühlte sich unter Druck gesetzt, mit bald Mitte 30 nun endlich zu heiraten. Dabei fühlte er sich mit seinem Junggesellendasein ganz wohl: wechselnde Geliebte und eine Dauermätresse namens Camilla Parker Bowles, die bereits mit einem anderen verheiratet war. Das Problem: Diana wusste nichts von seinem unsteten Lebenswandel.

Diana dämmerte es am Vorabend der Hochzeit

Am Vorabend der Hochzeit bekamen beide Brautleute kalte Füße. Das berichtet Autorin Catherine Meyer in ihrer überarbeiteten Charles-Biografie. Der Prinz hatte plötzlich Hemmungen, sich auf eine Vernunftehe mit einer nichtsahnenden und offensichtlich mental labilen Frau einzulassen (schon damals hatte sie Essstörungen).

Diana dämmerte die Affären ihres Zukünftigen am Tag vor der Trauung in der St. Paul's Cathedral, als sie zufällig ein graviertes Abschiedsgeschenk von Charles für Camilla auf seinem Schreibtisch fand. Ein inzwischen berühmt gewordener Spruch ihrer älteren Schwester Jane führte der Braut kurz und klar vor Augen: "Du kannst nicht mehr zurück, Dein Gesicht ist schon auf allen Geschirrtüchern!"

Das Schicksal nahm seinen Lauf. Schon auf der Hochzeitsreise an Bord der Königlichen Yacht Britannia waren die frisch Vermählten kaum allein miteinander: Diana verbrachte die Tage meist auf dem Sonnendeck, Charles in seiner Kabine, wo er mit Camilla über Satellit telefonierte oder sich in die Bücher seines Lieblingsautors Laurens van der Post vergrub. Abends dinierte man im prächtigen Speisesaal in Anwesenheit der Offiziere, die die Yacht steuerten.

Zwei Söhne? Nur aus Staatsräson

Es ist wohl nur der Staatsräson zu verdanken, dass aus dieser Ehe zwei proppere Söhne fürs Königreich entstanden. Die Prinzessin von Wales witzelte selbst immer mal wieder, dass sie sich im Nachhinein kaum erklären könne, wie sie je schwanger geworden sei.

Die Ehe war eine Tortur. Außereheliche Beziehungen und abgehörte peinliche Telefonate auf beiden Seiten, Schlammschlachten, die im jeweils öffentlichen Bekenntnis der Untreue in Fernsehinterviews gipfelten. 1992 kam die Trennung und 1996 der endgültige Bruch: die Scheidung. 

Ziemlich genau ein Jahr später starb Diana, Prinzessin von Wales, wie sie sich nun nur noch nennen durfte - den Titel "Königliche Hoheit" hatte man ihr bei der Scheidung aberkannt - bei einem Autounfall in Paris. An ihrer Seite ihr aktueller Liebhaber Dodi al Fayed. 

Für Charles war der Tod seiner Ex-Frau eine Tragödie. Nicht nur, weil seine Söhne die Mutter verloren, sondern weil der Weg zu Camilla danach alles andere als frei war. Die Queen duldete "diese Person" über Jahre in keiner ihrer Residenzen, die Briten verunglimpften sie als "der Rottweiler“. Eine Ehe mit ihr schien ausgeschlossen, sollte Charles nicht auf die Thronfolge verzichten.

Weg zu Camilla nicht frei

Doch mit Beharrlichkeit und einer ausgefeilte Imagekampagne seiner Pressestelle setzte er Camilla durch. Sie durfte nicht mehr nur hinter verschlossenen Türen auf seinem Landsitz Highgrove als seine Partnerin fungieren, sondern in aller Öffentlichkeit. 2005 wurde sie seine zweite Frau. Die Hochzeit fand ganz bescheiden auf dem Standesamt in Windsor statt, hinterher gab es einen kleinen Dankgottesdienst im Familienkreis in der Schloßkapelle. Königin Elisabeth war nicht anwesend bei der Trauung, hielt aber auf dem Empfang hinterher eine sehr nette und humorvolle Rede auf das Brautpaar. Und auch Dianas Söhne schienen sich über das Glück ihres Vaters zu freuen. Heute haben sie ihre Stiefmutter voll akzeptiert und in die Windsor-Familie integriert.

So ist zumindest einer der beiden Protagonisten aus dem Märchen von 1981 noch glücklich geworden, mit einer Partnerin, die einfach besser zu ihm passt, als die Frau, die Millionen weltweit liebten - außer ihrem Ehemann.

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