George Clooney Die "Hillary der Oscars"

  • von Frank Siering
Dass Understatement eine charmante Form der Profilierung sein kann, beweist derzeit George Clooney. Der als bester Hauptsteller Nominierte schafft es seine Chancen bei der Oscar-Verleihung herunter zu spielen - und gleichzeitig Wahlkampf gegen Hillary Clinton zu betreiben.

George Clooney ist ein genialer Taktiker. Das können seine Kumpels, die mit ihm jeden Sonntag Basketball spielen, bestätigen. "Ein schlauer Fuchs, auf dem Platz wie im richtigen Leben", weiß auch Brad Pitt. Jetzt hat Clooney, drei Tage vor den 80. Academy Awards, dem ehrenwerten "Time Magazine" ein Interview gegeben. Nicht nur wird er darin als "letzter, echter Filmstar" bezeichnet, nein, Clooney nutzt die Plattform auch, um seine Chancen im Oscar-Rennen zu relativieren und gleichzeitig politische Propaganda für Barack Obama zu betreiben.

"Seien wir doch einmal ehrlich, für mich sind diese Oscars so, als sei ich Hillary Clinton im Rennen um die Präsidentschaft", sagt Clooney. Und fährt fort: "Wäre da nicht ein Barack Obama, dann hätte ich ein wirklich gutes Jahr gehabt." Für "Hillary" Clooney ist Daniel Day-Lewis Barack Obama. Einer, der in diesem Jahr "einfach nicht zu schlagen ist".

Kaffeesatzleser Clooney

Touchée. Mr. Clooney erledigt gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Er rückt mit dieser Aussage nicht nur seinen Duz-Freund Obama ins rechte Licht, sondern präsentiert sich auch selbst als moderater, gar bescheidener Filmschauspieler, der anderen den Erfolg gönnt. Und der Schauspieler/Regisseur/Friedensaktivist Clooney scheint sich wohl zu fühlen in seiner Rolle als Oscar-Vorherseher. Natürlich sei sein Film "Michael Clayton" ein "guter Film, wohl der beste in seinem Genre dieses Jahr", aber ""No Country for Old Men" sei nun einmal der Film, der die begehrte Goldstatue in der Kategorie "Best Film" einheimsen werde. Wie sicher sich Clooney ist? "Sehr sicher. Ich habe noch niemals eine Wette verloren, wenn es um die Oscars ging", fügt er hinzu.

Und da er gerade so schön am voraussagen ist, macht er auch gleich fleißig weiter. Joel und Ethan Coen - sie haben in der Vergangenheit auch schon mit Clooney kollaboriert - würden den Oscar für die beste Regie einheimsen. Und Javier Bardem habe den Academy Award für die beste Nebenrolle auch schon in der Tasche. Bardem freilich ist kein echter Geheimtipp mehr. Selbst in Las Vegas bekommt der wettfreudige Oscarfan für die Spekulation nur noch drei Dollar zurück auf einen Dollar Einsatz. Dafür hat Bardem im Vorfeld schon zu viele Preise einkassiert.

Kokettiert mit seiner Chancenlosigkeit

Die einzige Kategorie, in der Clooney eine Chance sieht für seinen Film "Michael Clayton" ist in der Rubrik "Best Supporting Actress". Hier ist Tilda Swinton nominiert. Aber Clooney winkt sogleich wieder ab, weil ihm gerade eingefallen ist, dass Amy Ryan von "Gone Baby Gone" einfach auch "sensationell war". Nun ist Clooney bekanntlich ein echter Kämpfer, der sich niemals gerne schon im Vorfeld geschlagen gibt. Und seine Konkurrenten in diesem Jahr sollten sich daran erinnern, dass der "Sexiest Man Alive" auch kurz vor seiner Nominierung für einen Oscar im Jahre 2005 (für Syriana) ähnlich einlullende Töne angeschlagen hatte. Von "keine Chance" bis "die anderen waren alle besser" war da die Rede. Bis Clooneys Name aufgerufen wurde. Die Taktik des Charmeurs war aufgegangen. Als Underdog ins Rennen gegangen und als Triumphator auf die Bühne stolziert. Vielleicht wiederholt sich dasselbe Szenario an diesem Sonntag erneut? Clooney jedenfalls würde keinen Cent drauf verwetten.

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