Zwei Jahre ist es nun her, da sorgten Artikel in der "New York Times" und dem Magazin "The New Yorker" für ein Beben ungeahnten Ausmaßes in Hollywood. Harvey Weinstein, einer der bis dahin erfolgreichsten Filmproduzenten der Welt, wurde von vielen Frauen beschuldigt, sie belästigt oder gar missbraucht zu haben. Weitere Berichte zeigten: Über Jahrzehnte hat er junge Schauspielerinnen manipuliert, seine große Macht als Erpressungsmittel eingesetzt.
Harvey Weinstein: Journalistinnen schreiben Buch über ihre investigative Recherche
Zwei Journalistinnen der "New York Times" lieferten im Herbst 2017 die entscheidenden Hinweise. Jodi Kantor und Megan Twohey recherchierten über Monate, trafen Zeuginnen, Opfer und Vertraute Weinsteins. Jetzt haben die beiden ein Buch geschrieben und beleuchten darin ihre Arbeit und ihre Recherchen. "She Said" heißt das Werk – und während einige Protagonistinnen darin nicht gut wegkommen, wird eine Frau hochgelobt: Gwyneth Paltrow. Ende Juni 2017 sprachen Kantor und Twohey zum ersten Mal mit Paltrow. Die "Goop"-Gründerin spielte eine wichtige und höchstbrisante Rolle, schließlich war sie als ehemaliges Gesicht von vielen Weinstein-Produktionen (unter anderem "Shakespeare in Love") eine enge Vertraute des Filmmoguls.
Sie soll Angst gehabt haben, ihre Enthüllungen könnten ihrem Wellness-Unternehmen schaden, erläutern die Autorinnen. Deshalb habe Paltrow in dem Artikel erst nicht genannt werden wollen.

Gwyneth Paltrow lieferte entscheidende Informationen
Und doch war sie es, die entscheidende Details lieferte, während viele andere Schauspielerinnen die Journalistinnen nicht zurückriefen. In der "Today"-Show am vergangenen Montag verriet Megan Twohey, Paltrow sei "entschlossen" gewesen, "dieser Ermittlung zu helfen". Die Unternehmerin wirft dem Ex-Filmproduzenten vor, sie sexuell belästigt zu haben, als sie erst 22 Jahre alt und ihm unterlegen war. "Ich war ein Kind, ich stand unter Vertrag, ich hatte panische Angst", sagte sie in der "New York Times" im Herbst 2017.
In der Talkshow erzählte Megan Twohey außerdem von einem Ereignis, das sich abgespielt habe, nachdem sie und Jodi Kantor mit Paltrow in Kontakt getreten seien. Weinstein sei damals bei einer Party von Paltrow in den Hamptons aufgetaucht. Seine Anwesenheit habe ihr solche Angst eingejagt, dass sie Jodi Kantor von der Toilette aus angerufen habe. Paltrow muss sich also bewusst gewesen sein, was ihre Aussage für Weinstein bedeuten könnte – und wie seine Rache aussehen möge.
Umso wichtiger war es, dass sie mit ihrer Stimme die vielen Hollywood-Schauspielerinnen vertrat, die (noch) nicht bereit waren, ihre eigenen Geschichten der Weltöffentlichkeit zu erzählen.
Quellen: "Today Show" / "New York Times"