Hollywood Was die Promi-Nanny weiß

Von Anna Butterbrod
Scarlett Johansson spielt im Kinofilm "Nanny Diaries" das Kindermädchen einer reichen Familie. Was Johansson dort erlebt, ist keineswegs fiktiv, denn als Vorlage diente ein Buch zweier prominenter Nannys. Und auch die Angestellten von Rob Lowe, Britney Spears oder Madonna haben keinen leichten Arbeitsalltag.

Sie soll Haute Cuisine mit Tofu zaubern, den fünfjährigen Grayer zum Französisch-Unterricht fahren und Dessous entsorgen, die die Geliebte ihres Chefs im Schlafzimmer vergessen hat. Ein Leben als Nanny an der New Yorker Fifth Avenue ist gar nicht einfach - das entdeckt Annie Braddock, dargestellt von Schauspielerin Scarlett Johansson, im Kinofilm "Nanny Diaries" recht schnell.

Klingt ganz nach zynischem Hollywood-Märchen. Ist es aber nicht. Denn was hier über die Leinwand flimmert, ist (größtenteils) auch so passiert. 2002 verfassten zwei echte Nannys die Buchvorlage zum Film ("Die Tagebücher einer Nanny"). Nicola Kraus, 33, und Emma McLaughlin, 33, hatten acht Jahre Kindermädchen-Erfahrung bei über 30 Upper Class-Familien hinter sich und jede Menge peinlich-berührender Erinnerungen im Kopf. "Der Inhalt des Buches ist auf keinen Fall übertrieben", betont Kraus. Ihre ehemaligen Arbeitgeber haben Glück. Denn Namen nannte das Autorinnen-Duo nie.

Im Gegensatz zu anderen Nannys, deren Berichte oft haarsträubend sind. Die 24-jährige Jessica Gibson kämpft seit drei Monaten vor Gericht gegen ihren berühmten Ex-Boss Rob Lowe, 44. Sieben Jahre arbeitete sie für den Schauspieler ("Brothers & Sisters"), den sie jetzt wegen Belästigung anklagte. Er habe sich vor ihr ausgezogen, sie betatscht und dazu aufgefordert, ihn zu massieren. Auch seine Frau Sheryl, 46, sei nackt im Haus herumgelaufen, habe sich "böse, wollüstig und grob" verhalten. Unglaublich? Für den Richter (bis jetzt) nicht.

Immer schön leise sein, wenn die Hausherrin schläft

Dagegen klingen die Enthüllungen über Denise Richards, 37, Ex-Frau von Charlie Sheen, 42, richtig harmlos. Deren Nanny verbreitet, dass die Schauspielerin mit 14 Hunden im Bett schläft und sich Kaffee aus Hawaii einfliegen lässt. Die Queen of Pop war da schon anspruchsvoller: Madonna setzte ihre Nanny Melissa Dumas erst einmal auf Diät, verbot ihr, Zeitungen zu lesen oder fernzusehen. Wichtigste Regel: Immer schön leise sein, wenn die Hausherrin schläft. "Sonst rastete sie aus!", so Dumas. Das britische Busenwunder Katie Price, 30, legt ebenfalls Wert auf ihren Schönheitsschlaf. Wenn eines ihrer drei Kinder nachts aufwachte, schickte sie Nanny Becky Gauld, 25, eine SMS, anstatt selbst aufzustehen. Gauld: "Ich musste quer übers Grundstück laufen. Dabei lag das Kinderzimmer genau gegenüber vom Zimmer der Eltern."

Britney Spears will das Bett mit dem Kindermädchen teilen

Perry Taylor, 29, hielt es nicht lange als "Manny" (männliche Nanny) aus. Ihm stank der Job bei Britney Spears, 26: "Statt wenigstens einmal zu duschen, schleppte mich Miss Flodder 15 mal täglich zu McDonald's", ätzte Taylor (Spitzname: Perry Poppins) über seine exzentrische Arbeitgeberin. Nach nur wenigen Wochen legte er der Pop-Prinzessin 2007 die Kündigung auf den Tisch. Genau wie seine weiblichen Nachfolgerinnen. Britney, die inzwischen das Sorgerecht für ihre zwei Jungs an Ex-Mann Kevin Federline, 30, abgetreten hat, konnte keine von ihnen auf Dauer halten. "Ihre Anforderungen waren zu verrückt", weiß Hollywood-Insider Ian Drew von der Promi-Zeitschrift "US-Weekly". "Sie wollte sogar, dass die Nanny mit ihr und den Kindern in einem Bett schläft!"

Für viele Nannys ein verlockendes Angebot! Das wohl berühmteste und folgenschwerste Arbeitnehmer-Verhältnis: Jude Law, 35, und Daisy Wright, 28. Er verführte die junge Britin 2005 im Pool, auf dem Sofa, am Billiardtisch. Und vielleicht würden die beiden auch jetzt noch innige "Personalgespräche" führen, wenn nicht eines von Laws Kindern Daddy und Nanny inflagranti erwischt hätte. "Ich dachte, wir wären Freunde", jammerte Wright später. "Aber als die ersten Gerüchte aufkamen, ließ Jude mich fallen wie eine heiße Kartoffel." Das tat auch Laws damalige Verlobte, Schauspielerin Sienna Miller.

Ozzy Osbourne knutschte zu Geburt seines Sohnes mit der Nanny

Ganz ungestraft machte sich nur Skandal-Rocker Ozzy Osbourne, 59, ans Kindermädchen ran. Seine Frau Sharon, 55, verrät in ihrer Biografie "Extreme", dass er die Geburt seines Sohnes Jack, 22, auf sehr intime Weise mit der Nanny feierte. "Als Ozzy ins Krankenhaus kam, war er total betrunken. Er brach zusammen und wurde nach Hause gefahren. Ich schickte meine Assistentin hinterher, die ihn im Bett fand - mit der Nanny. Die war noch nicht einmal schön und blond, sondern eine hässliche alte Kuh." Den Fehltritt hat sie ihm verziehen. "Wäre er nüchtern gewesen, hätte ich's mir vielleicht anders überlegt", sagt sie.

Damit so etwas in ihrem Haus nicht passiert, sorgt Ryan Shawhughes, 28, vor. Die frisch gebackene Ehefrau von Ethan Hawke, 37, will für Töchterchen Clementine, einen Monat alt, auf jeden Fall eine männliche Nanny einstellen. Schließlich weiß sie genau, wie verführerisch weibliche Angestellte sein können: Shawhughes war selbst einmal Nanny bei Ethan Hawke und soll angeblich der Grund dafür sein, dass der "Before Sunset"-Star sich 2004 von Uma Thurman, 38, scheiden ließ.

Eine gute Nanny hat ihren Preis

Aber woher kriegt man eine Nanny, die weder Bett-Geheimnisse ausplaudert noch mit dem Herrn des Hauses in die Laken steigt? "Eine verantwortungsvolle, vertrauenswürdige Person zu finden, ist für Stars noch schwieriger als für Menschen, die nicht im Rampenlicht stehen", weiß Katie Vaughan, Gründerin der Agentur "Westside Nannies" in Los Angeles. Eine Traumkandidatin lassen sich die Hollywood-Promis daher einiges kosten: Bis zu einer Viertelmillion Dollar seien pro Jahr drin, plus Dienstwagen, Handy und Unterbringung.

Momentan gibt es in Hollywood allerdings nur eine Mary Poppins, um die sich alle Promis reißen: Marva Soogrim. Seit über 27 Jahren kümmert sich die Afro-Amerikanerin um Babys, betreute schon den Nachwuchs von Reese Witherspoon, Courteney Cox und Julia Roberts. Zuletzt soll ihr die "Pretty Woman" sogar ein Jahresgehalt von einer Million Dollar geboten haben, damit sie die Windeln ihres Jüngsten, Henry Daniel, 1, wechselt. Über ihre Arbeitgeber hat Soogrim noch nie ein Wort verloren. Denn sie hat gelernt: Reden macht reich - aber schweigen macht reicher.

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