Sieg für Depp, Niederlage für Heard Das sagen Rechtsexperten über das Urteil

Im Verleumdungsprozess zwischen Johnny Depp und Amber Heard hat sich die Jury größtenteils auf die Seite von Depp gestellt
Im Verleumdungsprozess zwischen Johnny Depp und Amber Heard hat sich die Jury größtenteils auf die Seite von Depp gestellt
© Evelyn Hockstein / DPA
Der Rosenkrieg vor Gericht zwischen Johnny Depp und Amber Heard endet mit einem weitgehenden Sieg für den Schauspieler. Rechtsexperten sehen in dem Urteil eine klare Botschaft – und Schuldzuweisung. 

Ganz in Schwarz gekleidet hörte Amber Heard im Gericht des Bezirks Fairfax mit gesenktem Blick zu, als das Urteil verkündet wurde. Die Geschworenen haben ihren Schilderungen von Missbrauch keinen Glauben geschenkt. Nach dem Urteil der Jury muss sie 15 Millionen Dollar Schadensersatz wegen Verleumdung an Johnny Depp zahlen. Zwar muss Heard nur 10,35 Millionen US-Dollar auszahlen, da das Gesetz von Virginia den Strafschadenersatz begrenzt, aber dies dürfte nur ein kleiner Trost sein.

Gleichzeitig wurde auch Depp schuldig gesprochen. Heard hatte eine Gegenklage gegen ihn eingereicht, in der sie Schadensersatz in Höhe von 100 Millionen US-Dollar forderte. Sie behauptete, Depp führe eine Kampagne, um sie und ihre Anschuldigungen als "Fälschung" und "Scherz" zu diskreditieren. Die Jury befand, dass er ihr lediglich für eine der beklagten drei Aussagen Entschädigung schuldet. Zwei Millionen Dollar muss er nun an Heard zahlen. 

"Es ist ein seltsames Ergebnis", erklärte die Anwältin und Rechtsanalystin Emily D. Baker gegenüber dem Magazin "People". "Johnny Depp gewann alle drei seiner Klagepunkte wegen Verleumdung und Amber Heard gewann eine ihrer Gegenklagen."

"Ein sehr unerwartetes Ergebnis"

Der Anwalt für Familienrecht und Psychologe David Glass hält es ebenfalls für "ein sehr unerwartetes Ergebnis". Es sei "relativ selten", dass beide Parteien in einem Fall wie diesem gleichzeitig Gewinn und Niederlage erleiden.

"Aber das Urteil ist eindeutig zugunsten von Johnny Depp ausgefallen, weil die Jury Amber Heard nichts geglaubt hat", sagte er zu "People". Die Geschworenen hätten lediglich ihrem Experten Glauben geschenkt, der behauptete, dass ihre Karriere "leicht beschädigt" worden sei.

Bezeichnend für beide Rechtsexperten sind die Summen, die die Jury im Urteil benannt hat. "Es ist sehr vielsagend, dass die Jury Johnny Depp zehn Millionen Dollar Schadensersatz plus fünf Millionen Dollar Strafschadensersatz zugesprochen hat, obwohl das Gericht bereits die letzte Summe reduziert hatte, weil Virginia nicht mehr als 350.000 Dollar Strafschadensersatz zulässt", erklärte Baker. "Das ist ein Strafschadensersatz, der sagt, dass uns nicht gefällt, was Sie getan haben. Diese Zahl von fünf Millionen ist eine Botschaft."

Johnny Depp kommt ohne Strafzahlung davon

Die größere Botschaft sieht sie jedoch in der Summe, zu der Depp verpflichtet wurde. Heard seien zwar zwei Millionen Dollar Schadensersatz zugesprochen worden, aber gegen Depp sei keine Strafzahlung verhängt worden. "Das war meiner Meinung nach die klarste Botschaft, die die Jury gesendet hat." Die Geschworenen sehen demnach keine Schuld bei Depp, sondern allein bei Heard. 

ivi

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