Die Geschworenen in Fairfax County waren sich sicher: Schauspielerin Amber Heard hat ihren Ex-Mann Johnny Depp verleumdet und mit einem Meinungsartikel in der "Washington Post" dessen Ruf geschadet. Sie sprachen die 36-Jährige schuldig und brummten ihr eine gepfefferte Strafe auf. 15 Millionen Dollar Schadensersatz soll sie Depp bezahlen. Doch abfinden will sich Heard mit dem Urteil wohl nicht. In gleich mehreren US-Sendungen machte die Anwältin der Schauspielerin, Elaine Bredehoft, klar, dass Heard beabsichtige, das Urteil anzufechten.
Nachdem die siebenköpfige Jury am Mittwoch zu einer Entscheidung gekommen war und das Urteil verkündet hatte, sei Heard laut Bredehoft "untröstlich" gewesen. Im Gespräch mit "NBC News" erzählte die Anwältin: "Eines der ersten Dinge, die sie sagte, war: 'Es tut mir so leid für alle Frauen da draußen'". Das Urteil sende eine "schreckliche Botschaft" und sei ein "bedeutender Rückschlag", so die Anwältin weiter. "Wenn Sie nicht Ihr Handy herausziehen und Ihren Ehepartner oder Ihren Lebensgefährten dabei filmen, wie er Sie schlägt, wird man Ihnen nicht glauben."
"Ausgezeichnete Gründe" für Berufung
Amber Heard will wohl weiterkämpfen. Demnach beabsichtige die Schauspielerin "absolut", in Berufung zu gehen und habe dafür "einige ausgezeichnete Gründe". Depps Anwälte hätten Heard "dämonisiert" und Beweise unterdrückt. Bredehoft verwies unter anderem darauf, dass der Prozess in Großbritannien vor den Geschworenen nicht erwähnt werden und auch medizinische Aufzeichnungen nicht vorgelegt werden durften. Dabei zeigten diese ein Muster, das bis ins Jahr 2012 zurückreiche. Darunter auch Textnachrichten von Depps Assistentin. "In denen stand: 'Als ich ihm sagte, dass er dich getreten hat, hat er geweint'", führte Bredehoft aus. Doch diese Nachricht sei vor Gericht nicht zugelassen worden, dafür aber eine Menge anderer Dinge, welche die Geschworenen verwirrt hätten.
Im Interview mit "CBC Mornings" sprach die Anwältin außerdem über die Problematik der Kameras, die den Gerichtssaal in einen Zoo verwandelt hätten. "Wir hatten also nicht nur eine Gruppe von Depp-Fans, die jeden Tag da waren – 100 durften rein, sie standen um 1 Uhr morgens für ihre Armbänder an, um in den Gerichtssaal zu kommen –, sondern wir hatten auch alles vor der Kamera, und wir hatten enorme soziale Medien, die sehr, sehr, sehr gegen Amber waren", sagte Bredehoft.
Beeinflussung der Jury?
Und mehr noch: die Anwältin sprach auch über Beeinflussung der Geschworenen durch "einseitiges Social-Media-Geplauder und Posts". So sei die Jury zwar angehalten worden, nichts zum Fall zu lesen, doch: "Sie haben Wochenenden, sie haben Familien, sie haben soziale Medien". Und dann wäre da auch noch die 10-tägige Prozessunterbrechung wegen einer Konferenz des Richters. Sie glaube nicht, dass die Jury sich dem Medienrummel haben entziehen können. "Wie", fragte Bredehoft, "könnten sie nicht beeinflusst worden sein?".
Mit 20 war er schon verheiratet: Johnny Depp und seine Frauen

Sollten Heards Anwälte belegen können, dass es für die Geschworenen tatsächlich "unmöglich" war, nicht durch Social-Media-Clips beeinflusst zu werden, wie Bredehoft in der "Today"-Show ausführte, wäre das genug für ein Berufungsverfahren. Käme es dann zu einer Revision, wäre auch der Millionenbetrag vom Tisch, den Heard an Depp zahlen soll. Die Anwältin bestätigte während des Gesprächs, dass der Schauspielerin ohnehin die finanziellen Mittel fehlen, um den Schadensersatz zu zahlen.
Quelle: Washington Post, NBC News, Today Show