Verleumdungsprozess Bitte genau hingucken: Warum die Chemie von Johnny Depp und seiner Anwältin sein Trumpf ist

Johnny Depp und Camille Vasquez
Johnny Depp und Camille Vasquez im Gerichtssaal
© Brendan Smialowski / Picture Alliance
Johnny Depps Anwältin Camille Vasquez ist zum heimlichen Star des Verleumdungsprozesses geworden. Dem Schauspieler könnte das zugute kommen – denn seine Verteidiger verfolgen eine klar ersichtliche Strategie. 

Am Ende entscheiden die Geschworenen. Keine Fans, die vor dem Gerichtsgebäude Johnny Depps Namen kreischen, sondern sorgfältig ausgewählte US-Bürger, die zu einer gemeinsamen Entscheidung kommen müssen. Die Geschworenen der Jury sind in US-Prozessen die wichtigsten Menschen im Gerichtssaal. Sie zu überzeugen, das ist oberstes Ziel einer jeden Verteidigung. 

Johnny Depp: Strategie seiner Anwälte erkennbar

Doch wie verhält es sich, wenn die Geschworenen die Akteure auf der Anklagebank bereits kennen? Sie womöglich über Jahre bewundert haben, ihre Gesichter in Magazinen sehen konnten und sie glauben könnten, zu wissen, um wen es sich bei dem Menschen handelt? Johnny Depp dürfte keinem der Geschworenen ein Unbekannter sein. Und auch Amber Heards Namen dürften sie bereits gehört haben. Dessen sind sich auch die Verteidiger beider Seiten bewusst. 

Besonders in Johnny Depps Fall lässt sich seit einigen Wochen eine klare Strategie erkennen, die über die Argumente der Anwälte hinausgeht. Denn im Gerichtssaal zählt nicht nur das Gesagte, wiegen am Ende nicht nur die Aussagen, sondern auch die kurzen Momente dazwischen. Am Ende geht es auch darum: Wem glaubt die Jury mehr?

Chemie mit Camille Vasquez

Den größten Trumpf dürfte derzeit Depp in Gestalt seiner Anwältin Camille Vasquez haben. Die 37-Jährige wurde nach ihrem Kreuzverhör von Amber Heard zum heimlichen Star des Prozesses. Vasquez gelang es, Heard in ein schlechtes Licht zu rücken, sie als unehrlich darzustellen. Ein großer Teilerfolg für Team Depp. Der Schauspieler wirft Heard vor, ihn in einem Meinungsartikel für die "Washington Post" der häuslichen Gewalt beschuldigt und damit seiner Karriere geschadet zu haben. Heard hat eine Gegenklage eingereicht. 

Doch nicht nur in ihren Befragungen glänzt Vasquez. Fast genauso auffällig wie ihre Hartnäckigkeit ist ihre Chemie mit ihrem Mandanten, Johnny Depp. Aufmerksame Beobachter konnten erkennen, wie sie sich nach einem Kreuzverhör mit Heard nach seinem Wohlergehen erkundigte und ihn in den Arm nahm. Die Chemie zwischen den beiden ist so gut, dass es bereits erste Liebesgerüchte gibt. Auf TikTok haben Nutzer schon Zusammenstellungen aller Blicke gepostet, die sie einander zuwarfen, unterlegt mit romantischer Musik. Einige Depp-Fans ließen sich T-Shirts drucken mit der Aufschrift "I love Camille Vasquez".

Es mag unwichtig wirken: Natürlich verbringt Depp dieser Tage viel Zeit mit seinem Anwaltsteam und im besten Fall entwickelt man Respekt füreinander. Das ist aber nicht alles: Johnny Depp wird von seinen Verteidigern gemocht, sie lächeln ihm zu, umarmen ihn. Die unausgesprochene Botschaft dahinter: Kann dieser Mann wirklich ein brutaler Frauenschläger sein? 

Amber Heard nennt ihn "Monster"

"Wenn jemand versucht, seinen Namen vor Gericht reinzuwaschen, sendet das Verhalten der Anwaltsteams und die Art und Weise, wie sie mit ihnen interagieren, sehr einflussreiche nonverbale Botschaften an die Geschworenen und – in einem Fall dieser Größenordnung – an den Rest der Welt aus", erklärt die Körpersprachen-Expertin Judi James der britischen Zeitung "Daily Mail". Mehr noch: James argumentiert, besonders die Chemie zwischen Vasquez und Depp diene einem Zweck. "Ihr Verhalten vor Gericht bringt Depp wieder in die Rolle des romantischen Helden", sagt James. "Für Depps treue Fans werden diese dramatischen Rituale wie eine Bestätigung wirken. Wenn diese kluge, schöne Frau denkt, dass er in Ordnung ist, dann ist er es vielleicht auch", so die mögliche Außenwirkung. 

Glaubt man der Expertin, setzen die Anwälte des Hollywood-Stars genau darauf: seine Star-Aura. Auf den großen Leinwänden spielte er oft den Frauenschwarm. In "Chocolat" verdrehte ein junger Depp Juliette Binoche den Kopf und so auch Millionen verliebter Zuschauerinnen. Genauso unvergessen ist seine dramatische Darstellung von "Edward mit den Scherenhänden", diesem harmlosen Wesen, als Monster verschrien, aber eigentlich unschuldig. 

Auch Amber Heard nennt Johnny Depp ein "Monster". Sie zeichnet ein ganz anderes Bild ihres Ex-Mannes, weit entfernt vom Leading Man des Kinos. Ein Junkie sei er, eifersüchtig, cholerisch. Seine Gefühle habe er nie im Griff gehabt, als er ausgerastet sei und sie geschlagen habe. Von Drogen gesteuert habe er sich verwandelt – weg vom Romantiker und hin zu etwas anderem, etwas Gefährlichem. Auch sie sei am Anfang geblendet gewesen von seiner Aura, erklärte Heard. Er habe sie umworben, sie mit Liebe und Geschenken verwöhnt. 

Ist er der romantische Held, oder doch das Monster, das sich nicht im Griff hat? Am Ende ist das die entscheidende Frage, die die Geschworenen für sich beantworten müssen. 

Verwendete Quelle: "Daily Mail"

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