Kennt man ja, hört man ja jeden Tag auf dem Spielplatz. Ach, die Kleinen, wachsen so schnell, kommt man gar nicht hinterher mit den Klamotten, und überhaupt, seufzen Eltern, "Kinder kosten ja Geld". So manch ein Pöks, der das aufschnappt, schleicht vielleicht verstört zur Mutter und fragt leise: "Mami, war ich teuer?" So weit zum Leben von uns Normalos.
Bei den Nichtnormalos, bei den ganz Berühmten, hat die Frage "Mami, war ich teuer?" neuerdings einen ganz anderen Sinn: Prominente Neumütter werden laut lachen und antworten: "Ja, Schatz, sehr teuer!" Dass nämlich Babys "ein Geschenk" sind, nimmt man in der Blitzlicht-Klasse neuerdings wörtlich - ein Geschenk, viel Geld zu machen und die eigene Prominenz zu pudern. Nicht anders ist der Boom zu verstehen, der sich in den vergangenen Monaten unter weiblichen Stars ausbreitete, als wäre Schwangerschaft ansteckend. Britney Spears brachte statt eines neuen Albums ein Kind heraus, Angelina Jolie holte ihr zweites adoptiertes Kind direkt in Afrika ab, und Julia Roberts bekam gleich Zwillinge.
Ungekröntes Topbaby wurde Heidi Klums Sohn Henry Günther Ademola Dashtu Samuel, den das Model mit dem Sänger Seal bekam. Weil der Blättermarkt nach den Fotos des Nachkommen gierte, stieg deren Preis wie der Ausgabekurs einer heißen Aktie. Knapp 900 000 Euro kassierten Klum und Seal vom deutschen Bauer-Verlag für eine Hand voll exklusiver Fotos der kleinen Familie, die in dieser Woche die Erstausgabe der Zeitschrift "InTouch" erfolgreich befruchten sollen. Klum/Seal setzen damit neue Maßstäbe in der Kinderverwertung, doch die Summe könnte schon bald übertroffen werden: In New York tobt eine Preisschlacht um Bilder von Julia Roberts und ihren Kindern. Sie liegen schon im Tresor.
Ein Wechsel in die Pampers-Liga lohnt sich immer. Der vielleicht schon sinkende Paparazzi-Wert stimmdünner Popstars steigt über Nacht, wenn ein Kinderwagen geschoben wird, und der Werbewert einer berühmten Mutter, die sich zwischen Pampers oder Fixies, zwischen Alete oder Hipp entscheidet, erreicht Dimensionen wie sonst nur beim Krieg zwischen Pepsi und Coca-Cola.
Dass dabei ausgerechnet Claudia Schiffer ihrem Sohn in einem Werbespot einen Süß-Riegel "Kinder-Schokolade" spendiert, wundert ein wenig - sollte doch der ernährungsstrengen Schiffer der Kalorienwert des Riegels genauso ein Graus sein wie manches Design-Abenteuer aus dem Quelle-Katalog, dessen Cover Mutter und Sohn Schiffer zierten. Aus London hören wir von einer Frau, die davon lebt, dass sie einmal im Jahr ihre rothaarige Tochter vor eine Kamera hält und sie "Boris ist mein Papa" piepsen lässt.
Nein, natürlich sei das
keine Kinderarbeit, die sie ihre Kleinen machen ließen, sagen die Mütter. Es sei doch pädagogisch sinnvoll, die Lütten gleich mit Muttis Arbeitsplatz bekannt zu machen, und außerdem falle ihnen jeder Tag ohne ihren Nachwuchs schwer. Man muss einmal dabei gewesen sein, wie sich eine deutsche Schauspielerin im Fotostudio ihr Kind vom Kindermädchen reichen lässt, in die Kamera lächelt und es nach Gebrauch wieder abgibt. Und wie wütend Privatheit eingeklagt wird, wenn ein Paparazzo Mutter und Kind auf der Straße knipst, dasselbe Kind aber am nächsten Tag schon in einem TV-Spot spielt.
Doch das Leid beginnt ja schon oft beim ersten Wort, das die Kleinen hören: ihrem Namen. Unermesslich sind die Weiten des Unsinns, wenn sich prominente Eltern Namen ausdenken, ganz so, als hätten sie nicht ein Kind geboren, sondern designt. "Brooklyn" und "Romeo" haben die Beckhams ihre ersten beiden genannt, damit auch jeder weiß, wo sie gezeugt wurden. Brooklyn? Gut möglich, dass Victoria bis heute nicht weiß, dass sie da offenbar zur Zeugung schon mal war. Nun muss das Kind damit auch in der Schule leben. Genauso wie "Apple", die Tochter der medialen Windfee Gwyneth Paltrow, was Peaches Geldof, Tochter des Live-Aid-Machers Bob Geldof, veranlasste zu warnen, "ich bin in der Schule oft wegen meines Namens gehänselt worden, das wird Apple auch passieren".
Man kann sich das Klassenzimmer schon vorstellen: "Wie heißt du? Apple? Ist deine Mutter 'ne Prominente?" In London, Wohnort Paltrows, die zum zweiten Mal schwanger ist, spekulieren die Blätter schon über den Namen der nächsten Fruchtmischung: "Banana or Plum?"